Weihrauch - was steckt dahinter?
Jeder kennt den Weihrauchduft aus der Kirche. Aber das heilige Harz kann noch mehr: Es hemmt Entzündungen und lindert Schmerzen, wirkt gegen rheumatische Gelenkbeschwerden und chronische Darmentzündungen genauso wie gegen Asthma, Multiple Sklerose, Neurodermitis und bei bestimmten Gehirntumoren. Während seine gesundheitsfördernden Effekte schon seit Jahrhunderten im indischen Ayurveda, in Arabien und Ostafrika bekannt und bewährt sind, zögert man trotz deutlicher Studienlage in Deutschland immer noch mit der Zulassung als Arzneimittel. Dafür ist Weihrauch als Nahrungsergänzungsmittel und äußerlich für kosmetische Zwecke erhältlich. Was ist Weihrauch, wo kommt er her und wie wird er gewonnen? Wie wirkt er? Bei welchen Beschwerden kann er helfen? Wie ist die Studienlage? Gibt es Nebenwirkungen? Worauf muss bei der Anwendung geachtet werden?
Inhaltsverzeichnis:
- Was ist Weihrauch und woher stammt er?
- Wie wird Weihrauch gewonnen?
- Welche Inhaltsstoffe hat Weihrauch und wie wirken sie?
- Bei welchen Beschwerden kann Weihrauch helfen?
- In welchen Formen ist Weihrauch in Deutschland erhältlich?
- Wie wird Weihrauch angewendet?
- Welche Nebenwirkungen können auftreten?
- Was sollte bei der Anwendung beachtet werden?
Was ist Weihrauch und woher stammt er?
Weihrauch ist das Duftharz des Weihrauchbaums aus der Gattung der Balsambauchgewächse. Es gibt nur drei Regionen in der Welt, in denen Weihrauchbäume wachsen: in Ostindien, Südarabien und Ostafrika. Medizinisch genutzt werden vor allem Boswellia sacra aus Oman und Jemen, Boswellia carteri aus Somalia und Boswellia serrata aus Ostindien. Weihrauch wird schon seit 3000 Jahren in im indischen Ayurveda angewendet und wurde auch schon 1600 v. Chr. im Papyrus Ebers, der wichtigsten Buchrolle zur altägyptischen Heilkunst, erwähnt. Auch in der chinesischen, römisch-griechischen und arabischen Medizin wurde Weihrauch schon gegen Entzündungen, Erkältungen, gegen Schmerzen und zur Förderung der Fruchtbarkeit ins Feld geschickt.1
Wie wird Weihrauch gewonnen?
Weihrauchbäume können nicht kultiviert werden. Deshalb sind sie in ihrer Art bedroht und das Harz muss schonend für den Baum gewonnen werden. Dazu werden die Stämme und Äste der wild wachsenden Bäume angeschnitten. Das klebrige, milchige Harz tritt aus, trocknet in der Luft zu einer zähen Masse und kann dann vom Baum entfernt und eingesammelt werden.2 Das Harz, das beim ersten Schneiden gewonnen wird, ist dunkel und von nicht so guter Qualität. Mit jedem weiteren Schneiden ist der Milchsaft heller und qualitativ besser. Diese Entwicklung erklärt die verschiedenen Farbnuancen der Weihrauchstücke und -körner im Handel.
Welche Inhaltsstoffe hat Weihrauch und wie wirken sie?
Weihrauch enthält 50-70 % Harze mit Boswelliasäuren und 4-8 % ätherische Öle. Er wirkt entzündungshemmend, antimikrobiell, immunsuppressiv, lindert Schmerzen und hemmt Ödeme. Ein Wirkprinzip ist, dass Boswelliasäuren die Bildung von Prostaglandinen hemmt.1 Prostaglandine sind Botenstoffe, die Einfluss auf die Entstehung von Entzündungen und Fieber und auf die Schmerzwahrnehmung haben. Weniger Prostaglandine bedeutet weniger Entzündung, Fieber und Schmerz.3 Das Wirkprinzip entspricht dem von Schmerzmitteln wie Ibuprofen und Aspirin.
Außerdem hat man festgestellt, dass das Enzym 5-Lipoxygenase, das die Entzündung fördert, durch Weihrauch zu einem entzündungshemmenden Protein umprogrammiert wird.4 Die entzündungshemmende Wirkung der Boswelliasäuren ist in Studien mehrfach bewiesen worden. Beispiele für positive Studienergebnisse finden Sie in den Quellenangaben.5,6,7 Auch wenn im Europäischen Arzneibuch Weihrauch zur Behandlung von rheumatoider Arthritis („rheumatischer Gelenkentzündung“) und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen anerkannt ist, werden weihrauchhaltige Präparate, auch das bekannteste Präparat Ayurmedica H 158, nicht als Arzneimittel zugelassen und sind nur als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich.9
Bei welchen Beschwerden kann Weihrauch helfen?
Die Boswelliasäuren im Weihrauch hemmen Entzündungen. Das betrifft innerliche Entzündungsprozesse von Schleimhäuten, Gelenken und Knochen, die mit der Einnahme von Weihrauchkapseln behandelt werden, genauso wie äußerliche kleinere Verletzungen und Wunden der Haut, die mit Weihrauchsalben versorgt werden können. Wenn sich keine Besserung einstellt, einen Arzt aufsuchen!9 Weihrauch lindert Schmerzen, Schwellungen und Gelenksteifigkeit Er eignet sich hervorragend als Begleittherapie bei chronischer Polyarthritis und bei Arthrose. Da Entzündung und Schmerzen abnehmen, braucht der Patient weniger synthetische Schmerzmittel und das Risiko für die zum Teil erheblichen Nebenwirkungen wird reduziert.1
Weihrauchpräparate wirken sich unterstützend bei der Behandlung der chronischen Darmentzündungen Colitis ulcerosa und Morbus Crohn aus. Im Atmungstrakt wurde mit chronischen Entzündungen der Atemwege und Asthma positive Erfahrungen gemacht. Auch bei Borreliose und der Autoimmunerkrankung Lupus erythematodes kann Weihrauch eingesetzt werden.1 Eine Studie aus dem Uniklinikum Hamburg und der Charité Berlin kam zu dem Ergebnis, dass Weihrauch bei Multiple Sklerose eine signifikante Senkung der entzündlichen Krankheitswerte und einen verminderten Schwund an Hirngewebe (Gehirnatrophie) bewirkte.10
Die entzündungshemmenden, immunmodulierenden Eigenschaften von Weihrauch werden auch für die äußerliche Anwendung bei Ekzemen, Neurodermitis und Schuppenflechte (Psoriasis) erforscht. Sie zeigen sich besonders effektiv, wenn neben der Psoriasis auch eine Psoriasis-Arthritis vorliegt. Hier ist zusätzlich die innerliche Anwendung hilfreich wie sie auch bei einer besonders starken Ausprägung von Neurodermitis empfohlen wird.1 In Kosmetika wird Weihrauch zur Pflege von trockener, rissiger, geröteter und gereizter Haut verwendet.2
In welchen Formen ist Weihrauch in Deutschland erhältlich?
Weihrauch ist zur innerlichen Anwendung als Kapseln und Tabletten und zur äußerlichen Anwendung als Balsam, Creme, Gel und Lotion erhältlich. Die Weihrauchkörner und –brocken sind ausschließlich zum Verräuchern, das ätherische Öl als beruhigender Raumduft zu verwenden!
Wie wird Weihrauch angewendet?
Empfohlen wird der Einstieg mit einer höheren Dosis von bis zu 3-mal täglich 3 x 400 mg bis zur Linderung der Beschwerden. Es folgt eine Erhaltungsdosis von 2-3-mal täglich 400 mg. Bei empfindlichem Magen kann ein natürlicher Magenschutz (Kamille- oder Malvenpräparat) sinnvoll sein. Weihrauch-Präparate müssen über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, um den optimalen Effekt zu erreichen. Bei Schuppenflechte wird Psorelia Weihrauchcreme, bei Neurodermitis Neurelia Weihrauchcreme empfohlen.1
Welche Nebenwirkungen können auftreten?
Selten kann es zu allergischen Reaktionen, Juckreiz oder Magen-Darm-Beschwerden kommen.2
Was sollte bei der Anwendung beachtet werden?
Weihrauch darf nur als Fertigpräparat angewendet werden. Da es in Deutschland kein zugelassenes Arzneimittel gibt, sind die Präparate nicht für die Behandlung von Erkrankungen geprüft. Ihre Anwendung sollte mit dem Arzt abgesprochen werden. Weihrauch-Präparate eignen sich auf jeden Fall zur begleitenden Behandlung. Es ist grundsätzlich möglich, sich ein Weihrauch-Arzneimittel aus dem Ausland vom Arzt mit einem Privatrezept verschreiben zu lassen. In Einzelfällen werden diese Präparate von der Krankenkasse bezahlt.
Quellen anzeigen
Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.