Wenn die Füße zu Eisklumpen werden – kalte Füße und was man dagegen tun kann
Die Füße fühlen sich an wie Eiszapfen, die Kälte kriecht in den ganzen Körper, wir fühlen uns unwohl und bekommen schlechte Laune. Vielleicht stehen wir schon seit gefühlten Ewigkeiten morgens an der Haltestelle und spüren, wie unsere Füße mehr und mehr förmlich absterben. Oder der Mensch nebenan im Bett presst seine schreckenskalten Füße hilfesuchend an die eigenen wohlig-warmen Waden … Brrr, geht gar nicht! Geht aber leider doch: Tausende von Menschen leiden vor allem während der kalten Jahreszeit regelmäßig unter kalten Füßen. Allerdings hat das beileibe nicht immer etwas mit niedrigen Außentemperaturen zu tun – manchmal ist auch schlicht zu enges Schuhwerk oder zu niedriger Blutdruck schuld am Eisfuß.
Wie kommt es zu kalten Füßen?
Ganz klar: Mit fallenden Temperaturen am Ende des Sommers steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir es mit kalten Füßen zu tun bekommen. Denn Kälte von außen ist naturgemäß eine der häufigsten Ursachen dafür. Sobald es draußen kälter wird, tut der menschliche Organismus alles, um einen Schutz vor Kälte zu aktivieren und alle wichtigen Organe warm zu halten. Dafür entzieht der Organismus erst einmal den Füßen und Händen die Wärme, indem er die Gefäße verengt. Der Transport von warmem Blut in Richtung der Hände und Füße wird dadurch behindert und die äußersten Extremitäten, also Finger und Zehen, kühlen aus. Die einfachsten und wirksamsten Mittel dagegen sind natürlich warme Handschuhe und schön dicke Socken. Auch wenn´s nass wird, z.B. bei undichten Schuhen oder schweißigen Füßen, werden die Füße kalt. Das liegt an der Verdunstungskälte, die entsteht, wenn Nasses auf der Haut die Wärme nach außen abführt und die Blutgefäße verengt. Generell kommt es zu Fußkälte, wenn die Blutzirkulation im Körper eingeschränkt ist. Die Ursache dafür können verengten Blutgefäße sein, die im gesamten Körper liegen. Diese Blutgefäße können jedoch aus unterschiedlichen Gründen verengt sein. Oft steckt ein zu niedriger Blutdruck dahinter, durch den die Blut- und damit Wärmeversorgung von Händen und Füßen nachlassen kann. Auch Gefäßverkalkungen (bekannt unter dem Begriff Arteriosklerose) können eine Ursache sein. Hierbei bremsen Ablagerungen in den Gefäßen den Blutstrom aus. Ganz unabhängig von äußeren oder medizinischen Faktoren ist nicht zuletzt Vorsicht geboten vor engen Schuhen und Socken, deren Bündchen einschnüren. Auch sie behindern eine ausreichende Durchblutung und sorgen dafür, dass die Füße „eiskalt erwischt“ werden!
Frauenleiden: Fußkälte – ein Ammenmärchen oder wahr?
Ob es nach einer weit verbreiteten Annahme vor allem Frauen sind, die über kalte Füße klagen, darüber streiten sich die Experten. Manche Fachleute glauben das und machen das unterschiedliche Verhältnis von Muskeln und Fettgewebe bei Mann und Frau dafür verantwortlich. Sprich: Weil Frauen einen höheren Körperfettanteil haben, kühlen sie an den Füßen leichter aus. Der größere Muskelanteil von etwa 40 Prozent bei Männern heizt ein, da die Muskelarbeit ja Energie verbraucht und damit Wärme erzeugt: Rund 20 bis 30 Prozent der Energie werden für die muskulöse Arbeit verwendet, der Rest bleibt als Körperwärme bestehen. Bei Frauen liegt der Anteil an Muskulatur nur bei etwa 23 Prozent. So kommt es auch vermehrt zu kalten Händen und Füßen. Außerdem verlieren Frauen mehr Wärme, weil sie eine geringere Körpermasse als Männer haben und dadurch ein schlechteres Verhältnis von Körpermasse zu Oberfläche aufweisen. Der weibliche Körper will diesen höheren Wärmeverlust ausgleichen und verteilt die Wärme daher vor allem auf die wichtigen zentralen Organe. Die Hände und Füße haben dabei das Nachsehen. Klingt alles sehr schlüssig – dennoch gibt es auch Experten, die solche Erklärungen nicht gelten lassen wollen. So sind einige Ärzte überzeugt, dass Männer genauso oft wie Frauen unter Eisfüßen leiden, aber nicht darüber sprechen, um nicht „unmännlich“ zu wirken. Schließlich entstehe das Kältegefühl in den Füßen vor allem durch schlechte Durchblutung – und die treffe Frauen wie Männer gleichermaßen.
Kalte Füße – manchmal auch ein Warnsignal des Körpers
Sehr häufig sind kalte Füße zwar unangenehm, aber ansonsten vollkommen harmlos. Allerdings können sie auch auf ernsthaftere gesundheitliche Störungen und behandlungsbedürftige Krankheiten hinweisen, beispielsweise auf eine Gefäßerkrankung. Diese betrifft vor allem Raucher, Menschen mit Bluthochdruck, stark übergewichtige Personen und Diabetiker. Bei ihnen werden die Füße schlechter durchblutet und frieren somit leichter. Ob es sich um „einfach nur kalte“ Füße handelt oder ein Signal für eine Krankheit, kann man leicht selbst testen: Wenn die kalten Füße bei Bewegung wehtun, sollte man zum Arzt. Denn unbehandelt können sich die Gefäße dauerhaft verengen, was unter Umständen schwere Erkrankungen mit sich ziehen kann. Werden die Füße sehr plötzlich kalt und schmerzen gleichzeitig, vor allem, wenn sie dabei auch weiß oder bläulich werden, sollte man ebenfalls schnell einen Arzt konsultieren. Dasselbe gilt für Menschen, die selbst im Sommer Frostfüße haben. Nicht zuletzt müssen Diabetiker und Patienten mit anderen chronischen Erkrankungen immer besonders gut auf ihre Füße achten und bei Veränderungen schnell für ärztliche Abklärung sorgen. „Kaltfüßler“, die regelmäßig Medikamente einnehmen, sollten beim Arzt checken lassen, ob sie es eventuell mit medikamentenbedingten Durchblutungsstörungen zu tun haben. Sind Hände wie Füße dauerhaft kalt, könnte auch das sogenannte Raynaud-Syndrom dafür verantwortlich sein. Das ist eine Gefäßstörung, die zu Schmerzen, Krämpfen und Verfärbungen in Händen und Füßen führt. Ausgelöst wird das Raynaud-Syndrom durch bestimmte Medikamente, das Karpaltunnel-Syndrom oder Multiple Sklerose. Auch Nervenstörungen kommen als Ursache für dauerkalte Füße in Frage. Die Nerven in unserem Körper leiten äußere Signale an das Gehirn weiter, umgekehrt landen Signale des Gehirns bei ihnen. Dieses vegetative Nervensystem reguliert im Organismus mithilfe von Hormonen auch den Blutfluss. Ist das Nervensystem aus irgendeinem Grund gestört, kann sich das auf die Temperaturregulierung im Körper auswirken. So kann zum Beispiel die diabetische Neuropathie bei Diabetikern die Nerven dauerhaft schädigen. Auch hormonelle Störungen wie z.B. die Schilddrüsenunterfunktion greifen in die Wärmeregulation ein. Und nicht zuletzt hat auch die menschliche Seele Auswirkungen auf das vegetative Nervensystem und die körpereigenen Hormone. So können psychische Beschwerden die Durchblutung behindern – man kennt ja beispielsweise die gängige Umschreibung für Angst: „kalte Füße haben“!
Tipps für wohlig-warme Füße
Wenn man sicher sein kann, dass nichts Ernsthaftes hinter den unangenehmen Eisfüßen steckt, gibt es einige einfache Möglichkeiten, die Durchblutung der Füße anzuregen und damit wieder für wohlige Wärme zu sorgen. Im akuten Fall hilft es oft schon, mehrmals mit den Füßen auf und ab zu wippen, zu hüpfen oder die Zehen hin und her zu rollen. Auch Massagen sind eine sehr effektive Methode, den Füßen schnell einzuheizen. Dicke Socken im Bett sollten kein Tabu sein! Denn kalte Füße sind ein echter Schlafkiller – oder konnten Sie schon mal mit kalten Füßen einschlafen? Mediziner erklären, dass der Körper kalte Füße als „Fehlfunktion“ einschätzt und dadurch Stresshormone ausschüttelt. Die Folge: Der Kreislauf kommt auf Touren, die Schlafbereitschaft ist dahin. Wer das lieber mag, nimmt statt Socken einfach eine Wärmflasche. Wunderbar wärmend und entspannend sind ansteigende Fußbäder, bei denen abschließend die Füße gut trocken gerubbelt werden. Das aktiviert die Durchblutung und weitet verengte Gefäße. Das Fußbad sollte durch ständiges Zugießen von heißem Wasser von anfangs ca. 33 auf bis ca. 40 Grad Celsius erwärmt werden. Auch gut durchwärmende Fußcremes mit durchblutungsfördernden Wirkstoffen wirken mitunter wahre Wunder. Wärme von innen heizt auch die Füße auf: Scharfe und heiße Speisen und Gewürze wie Chili, Pfeffer oder auch Ingwer sowie heiße Suppen, Eintöpfe und Tees kurbeln die Durchblutung sehr effektiv an und sorgen nicht nur für Schweißperlen auf der Stirn, sondern vor allem für wunderbare Wärme im ganzen Körper.
Und damit es gar nicht erst zu Eisfüßen kommt …
… kann man viel zur Vorbeugung tun! Experten raten zu regelmäßigen kalt-warmen Wechselbädern und Fußgüssen. Im kalten Wasser ziehen sich die Adern, die das Blut in die Beine transportieren, zusammen, unter warmem Wasser dehnen sie sich wieder aus – ein sehr wirkungsvolles Training vor allem zum Start in den Winter. Saunagänger und Ausdauersportler leiden erfahrungsgemäß nur selten unter kalten Füßen. Wird der Kreislauf auf diese Weise angeregt, sorgt ein gut balancierter Blutdruck nicht zuletzt für warme Füße. Für Sauna- und Sportmuffel: Bürstenmassagen haben einen ähnlichen Effekt. Im Sommer eignet sich zur Vorbeugung das beliebte Wassertreten sehr gut. Die Beine im eisigen Wasser zu bewegen lässt die Haut angenehm kribbeln und regt die Durchblutung an. Im Winter lässt sich dasselbe mit „Schnee-Treten“ erreichen. Wichtig ist dann nur, anschließend die Füße gleich abzutrocknen und warm einzupacken. Und wer dann auch noch einige Ernährungstipps befolgt, kann Frostfüßen ebenfalls wirksam vorbeugen. Gegen Gefäßverengungen und dadurch drohende Gefäßverkalkungen hilft es, tierische Nahrungsmittel zu reduzieren und stattdessen zu mehr Gemüse und Obst zu greifen. Wer viel grünes Gemüse isst, tut seinen Nerven etwas Gutes und unterstützt damit eine ausgeglichene Temperaturregulation im Körper. Ausreichend Wasser und gleichzeitig wenig Alkohol zu trinken, fördert eine gute Blutzirkulation, ebenso wie der Verzicht auf Nikotin. Jeder Raucher, der es schafft, vom Nikotin die Finger zu lassen, wird sich bald auch von kalten Füßen verabschieden dürfen … In diesem Sinne: Machen Sie sich´s warm – gerade auch an den Füßen!
Helga Boschitz, Jahrgang 1966, ist freie Journalistin und Texterin, lebt in Nürnberg und gehört seit Januar 2016 zum apomio.de-Team. Nach Studium und Ausbildung arbeitete sie seit Anfang der 1990er-Jahre als Magazinredakteurin und Moderatorin in Hörfunk- und Fernsehredaktionen u.a. beim Südwestrundfunk, Hessischen Rundfunk und Westdeutschen Rundfunk. Medizin- und Verbraucherthemen sind ihr aus ihrer Arbeit für das Magazin „Schrot und Korn“ sowie aus verschiedenen Tätigkeiten als Texterin vertraut.