Wenn die Zähne wandern: Zahnspangen im Überblick
Ob ein schiefer Zahn, ein Über- oder Unterbiss oder ein zu kleiner Oberkiefer: Eine Zahnspange kann helfen Fehlstellungen im Kiefer zu regulieren. Das beste Alter um eine kieferorthopädische Behandlung zu beginnen ist zwischen neun und 12 Jahren. Doch auch Erwachsene können optische und medizinische Mängel noch ausgleichen. Hier finden Sie einen Überblick über Zahnspangen und ihre Wirkungsweise. Wenn die Zähne schief wachsen verzichtet man lieber einmal auf das Lächeln für ein Foto. Der optische Makel kann die Psyche schwer belasten. Doch auch medizinische Probleme können aus einer Zahnfehlstellung resultieren. Wenn die Schneidezähne nicht richtig aufeinandertreffen kann die Bildung von S-, T- und Z-Lauten gestört sein. Passen Ober- und Unterkiefer nicht aufeinander sind Kraftverteilung und Funktionalität gestört, es kommt zu Muskelverspannungen und Fehlbelastungen. Konzentrationsprobleme, Kopfschmerzen und Tinnitus können die Folge einer Zahnfehlstellung sein. Der Besuch beim Kieferorthopäden kann ein erster Schritt zu Problemlösung sein. Generell gilt: Im Grundschulalter sollten Kinder erstmals zur Untersuchung gehen. In diesem Alter befindet sich das Gebiss im Wechsel und Wachstum – der Kieferknochen ist noch weich und Korrekturen können gut vorgenommen werden. Zwischen dem neunten und dem zwölften Lebensjahr befinden sich circa 60 Prozent der Jugendlichen in kieferorthopädischer Behandlung.
Lockere Spangen verschieben Zähne und Kiefer
Eine lockere Zahnspange besteht aus einem Plastikstück, an dem bogenförmige Drähte angebracht sind. Die Drähte üben Druck auf einzelne Zähne aus und bringen sie so in die gewünschte Position. Der Arzt zieht die Drähte immer wieder nach, um die Spange auf die veränderte Situation im Mund anzupassen. Beim Sprechen oder Lachen sollte diese Variante fest im Mund sitzen und nicht stören oder verrutschen Zahnspangen, die sowohl den Ober- als auch den Unterkiefer bearbeiten nennen die Experten Aktivatoren. Die Plastikstücke sind sperrig und der Patient muss darauf beißen. Daher werden diese Modelle meist nur in der Nacht getragen – Sprechen ist mit ihnen kaum möglich. Aktivatoren kommen etwa bei einem Über- oder Unterbiss zum Einsatz und verschieben den Kiefer in die gewünschte Position. Auch vorstehende Schneidezähne können so zurück in die Zahnreihe geholt werden. Lockere Zahnspangen werden meist über einen Zeitraum von einem bis drei Jahren getragen. Der Erfolg der Behandlung hängt dabei stark von der Konsequenz des Trägers und der Regelmäßigkeit der Kontrolluntersuchungen ab.
Feste Zahnspangen: Von Brackets bis Invisalign
Müssen die Zähne samt wurze verschoben werden, eignet sich eine feste Zahnspange zur Behandlung. Dabei werden kleine Metallplättchen – sogenannte Brackets – auf die Außenseite der Zähne geklebt. Mithilfe von Drähten, Gummis und Klammern wird Druck auf die Zähne ausgeübt und sie beginnen zu Wandern. Die Brackets sind in der Regel metallfarben, inzwischen gibt es allerdings auch Modelle, die dem Zahnfarbton gleichen. Dadurch wird die Zahnspange unauffälliger. Die Metallplättchen und die Drähte können auch auf der Zahninnenseite befestigt werden. Hier sind sie kaum zu sehen, der Spielraum für die Behandlung ist allerdings eingeschränkt. Auch kann das Sprechen oder Essen vor allem in der Anfangsphase bei dieser Methode stark beeinträchtigt sein. Eine relativ neue Methode seine Zähne in Reih‘ und Glied zu rücken sind sogenannte Invisalign Schienen. Dabei handelt es sich um speziell angefertigte, durchsichtige Plastikschienen, die auf die Zahnreihe gesetzt werden. Sie sind nicht sichtbar und üben im Vergleich zu einer festen Zahnspange deutlich geringeren Druck auf die Zähne aus - dadurch erhöht sich die Behandlungsdauer. Die unsichtbaren Schienen müssen alle zwei Wochen vom Kieferorthopäden erneuert werden. Im Laufe einer Behandlung kommen so etwa 20 bis 60 Schienen zum Einsatz. Eine feste Zahnspange wird je nach Patient und Fehlstellung etwa ein bis zwei Jahre lang getragen. Im Anschluss an die Korrektur ist das Einsetzen eines Retainers notwendig. Dieser sorgt dafür, dass die Zähne an der gewünschten Stelle bleiben und nicht wieder den Rückweg antreten.
Für wen sind Zahnspangen geeignet?
Prinzipiell kann jeder sein Gebiss mit einer Zahnspange korrigieren. Die Zähne müssen dabei noch fest im Kiefer sitzen und frei von Karies oder anderen Entzündungen sein. Ist der Kieferknochen noch nicht voll ausgebildet, werden schneller Erfolge erzielt. Doch auch Erwachsene können sich die Zähne zurechtrücken lassen. Einige Zahnärzte und Kieferorthopäden empfehlen dringend mit dem Rauchen aufzuhören, bevor eine Spange eingesetzt wird.
Nach dem Einsetzen: schmerzhafte Gewöhnungsphase?
Direkt nach dem Einsetzten einer lockeren oder fester Zahnspange kann es zu Schmerzen an den Zähnen oder dem Zahnhalteapparat kommen. Der Kiefer muss sich an die neue Situation gewöhnen. Nach circa ein bis zwei Wochen klingen die Druckschmerzen langsam ab. Reibt die Zahnspange unangenehm am Zahnfleisch kann ein Wachsplättchen aufgelegt werden um den Druck zu verringern. Kommt es auch mehrere Wochen nach dem Einsetzten der Spange zu Schmerzen und Problemen beim Essen oder Sprechen, sollte der Kieferorthopäde aufgesucht werden. Durch das erneute einstellen können die Schmerzen gegebenenfalls behoben werden.
Die Zahnspange richtig pflegen
Durch das Treagen einer Zahnspaneg – egal ob locker oder fest – bietet sich im Mund eine große Fläche, auf der sich Plaques bilden kann. Zahnspangen sind daher ein Risikofaktor für Karies und Zahnfleischprobleme. Die richtige Pflege der Zähne und der Spange ist wichtig für die Mundgesundheit. Eine lockere Zahnspange sollte nach jedem Tragen gründlich mit der Zahnbürste und Zahnpasta geputzt werden. Auf der Plastikoberfläche darf sich kein weißlicher Belag bilden. An den Drähten muss vorsichtig vorgegangen werden: Sie können sich durch Druck verstellen und so das Ergebnis der Behandlung gefährden. Nach Anweisung des Kieferorthopäden muss die lockere Zahnspange ab und zu in einer speziellen Reinigungslösung eingelegt werden. Bei Trägern einer festen Zahnspange gestaltet sich die Reinigung etwas schwieriger. Damit sich keine Essensreste an den Brackets und den Drähten ansammeln können, sollte nach jeder Mahlzeit der Mund mit Wasser gespült werden. Zahnzwischenraumbürsten und Zahnseide helfen dabei, beim Zähneputzen den Schmutz vom Gestell zu entfernen und Karies vorzubeugen. Zahnspangenträger sollten in regelmäßigen Abständen die professionelle Zahnreinigung beim Arzt wahrnehmen.
Wer bezahlt die Korrektur?
In der Regel kommen die gesetzlichen Krankenkassen für Fehlstellungen dritten bis fünften Grades bei Kindern und Jugendlichen bis zum 18. Lebensjahr auf. Bei gravierenden gesundheitlichen Beschwerden, die mit kieferchirurgischen Eingriffen einhergehen, können auch Erwachsene mit einer Unterstützung der Krankenkassen rechnen. Korrekturen aus kosmetischen Gründen übernehmen die Kassen nicht. In der mehrjährigen Behandlungsphase kommen Kosten zwischen 3.000 und 15.000 Euro zusammen – je nach Fehlstellung und Spangenart. Die meisten Krankenkassen zahlen beim ersten Kind 80 Prozent der Kosten, beim zweiten Kind 90 Prozent. Den restlichen Betrag müssen die Familien zunächst selbst übernehmen. Nach abgeschlossener Behandlung zahlen die Kassen die selbst erbrachten Zahlungen zurück. Allerdings ist hierfür eine Behandlung innerhalb des angestrebten Zeitrahmens nötig.
Zahnspangen: Schlüssel zum Erfolg ist Konsequenz
Damit Sie nicht auf den Kosten sitzen bleiben ist es wichtig, die Zahnspange im vorgeschrieben Zeitrahmen regelmäßig und nach der ärztlichen Anweisung zu tragen. Wird die lockere Spange zu selten oder zu kurz eingelegt lässt der Behandlungserfolg auf sich warten. Mit einem festen Modell müssen die Kontrolltermine zum Nachziehen der Drähte eingehalten werden, damit die Zähne Fortschritte machen. Wer sich an die ärztlichen Anweisungen hält, darf nach einer Behandlung mit einem strahlenden Lächeln rechnen.
Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.