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Wenn Mama nur noch weint – Kinder psychisch kranker Eltern

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Eine psychische Erkrankung der Eltern hat schwerwiegende Folgen für Kinder. Schuldgefühle, Ängste, Isolation und Scham sind nur einige wenige Leiden Kinder psychisch kranker Eltern. In der Behandlung und Therapie werden jedoch viel zu oft Kinder nicht beachtet. Dabei ist die Situation für sie besonders schwer. Ein Partner kann gehen, Kinder müssen bleiben.

 

Inhaltsverzeichnis:

 

Aktuelle Lage 

In Deutschland ist nach aktuellen Statistiken jeder vierte Mann und jede dritte Frau an einer psychischen Störung erkrankt. Eine psychische Erkrankung hat große Auswirkungen auf die gesamte Familie, meist steht jedoch allein der Erkrankte im Fokus der Behandlung. Bis heute erhalten 30 bis 40 Prozent der Kinder psychisch kranker Eltern selbst keine professionelle Hilfe. Dabei sind Kinder von einer psychischen Krankheit der Eltern in vielfältiger Weise betroffen. Sie sind völlig neuen Lebensumständen mit zum Teil extremen Belastungen ausgesetzt. Generell gelten Kinder psychisch kranker Eltern als Hochrisikogruppe. Sie haben ein vierfach erhöhtes Risiko eine psychische Störung zu entwickeln. Prävention und frühzeitige Intervention sind deshalb essentiell.

Auswirkungen der Erkrankung 

Die psychische Erkrankung eines Elternteils stellt für Kinder ein kritisches Lebensereignis dar, welches die Lebenssituation in der Familie und das Verhalten des Betroffenen stark ändert. Bei Depressionen beispielsweise zieht sich der Betroffene zurück, ist traurig und hat keine Kraft, Zeit mit den Kindern zu verbringen. Schizophrene Menschen leiden häufig unter Realitätsverlust und können dadurch zwischen Wirklichkeit und Einbildung nicht mehr differenzieren. Der Realitätsverlust des Erkrankten stellt für die Kinder eine starke Belastung dar. Kinder erleben oft in solchen Situationen große Angst –  manchmal werden sie sogar durch die Wahnvorstellungen von der eigenen Mutter als Bedrohung wahrgenommen. Außerdem zeigen viele schizophrene Menschen ein erhöhtes Aggressionspotenzial, das zu einer Zunahme an Aggression in der Familie beitragen kann. Psychisch erkrankte Menschen sind häufig emotional schwerer erreichbar und reagieren nicht zuverlässig und zeitnah auf die kindlichen Signale.

Belastungen der Kinder 

Häufig fehlt den Kindern psychisch kranker Eltern das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, da sie oft sehr früh lernen, dass Versprechen nicht eingehalten werden oder sie sich auf die elterlichen Zusagen nicht verlassen können. Durch häufige Klinikeinweisungen kommt es für die Kinder immer wieder zu sehr überstürzten und traumatisierenden Trennungssituationen. Da der erkrankte Elternteil oftmals seiner Rolle als Mutter oder Vater nicht gerecht werden kann, übernehmen meist die älteren Kinder frühzeitig Aufgaben, die ihnen eigentlich nicht gerecht sind, um die Eltern zu entlasten. Sie bereiten die jüngeren Geschwister für die Schule vor, erledigen die Besorgungen, kümmern sich um das Essen und übernehmen dadurch ein Stück weit die Rolle des erkrankten Elternteils. Diese Art von Rollentausch wird von Psychologen Parentifizierung genannt. Kinder psychisch kranker Eltern haben dadurch keine Möglichkeit, in einer kindgerechten Erlebniswelt aufzuwachsen und müssen häufig ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse zurückstellen. Sie leiden unter Trennungsängsten, fürchten eine Verschlimmerung der Krankheit oder einen möglichen Suizid. Ein weiteres großes Problem beschreibt die Tabuisierung. Die Familie ist stets darum bemüht, den Anschein an Normalität nach außen hin zu bewahren. Deshalb wagen Kinder häufig aus falsch verstandener Loyalität gegenüber ihren Eltern nicht, sich einem Menschen außerhalb der Familie anzuvertrauen und offen über ihre Ängste und Sorgen zu sprechen. Den Kindern ist es somit nicht erlaubt, über die Erkrankung oder das Verhalten der Mutter/ des Vaters mit anderen zu sprechen. Oftmals vermeiden sie es deshalb auch, Freunde mit nach Hause zu bringen, da sie sich für das Verhalten ihrer Eltern schämen. Viele Kinder erhalten keinerlei Aufklärung über die Erkrankung durch Ärzte oder Familienangehörige. Vor allem jüngere Kinder suchen aus Unwissenheit deshalb den Grund für die Umstände in sich selbst. Sie denken, dass sie eine zu große Belastung für Ihre Eltern waren und führen die Erkrankung auf ihr Fehlverhalten zurück. Große Schuldgefühle, Ängste und Desorientierung sind die Folge. Viele Kinder ziehen sich deshalb auch in ihre eigenen, „heilen“ Traumwelten zurück und isolieren sich von sozialen Kontakten. Ältere Kinder haben oft Angst vor einer eigenen Erkrankung. Aus Selbstschutz distanzieren sie sich meist vom erkrankten Elternteil, gleichzeitig leiden sie deshalb unter Schuldgefühlen. In der Phase der Pubertät spielen die Eltern eine wesentliche Rolle bei der Identifikation. Ist der Elternteil jedoch erkrankt, entsteht ein Gefühl des Verlustes dieses Identifikationsobjekts.

Über den richtigen Umgang mit Kindern psychisch kranker Eltern – Prävention und Intervention 

Viele Eltern nehmen die ungünstigen Verhaltensveränderung ihrer eigenen Kinder oft gar nicht wahr – oder sie empfinden die Veränderungen als positiv (z.B. mehr Verantwortungsbewusstsein durch die Parentifizierung).  Solange die Kinder nach außen hin noch zu „funktionieren“ scheinen, schenkt man ihnen leider häufig sehr wenig Beachtung. Dabei vergessen wir, dass das Verhalten der Kinder oft nur ein (überlebenswichtiger) Anpassungsmechanismus ist, der das emotionale Erleben des Kindes nicht widerspiegelt. Es ist wichtig, dass Eltern, besonders der nicht-erkrankte Elternteil oder andere Familienangehörige, über die Belastungen der Kinder aufgeklärt werden, damit sie präventiv und unterstützend tätig werden können. Mittlerweile gibt es immer mehr Programme, wie beispielsweise das „Trampolin“ Projekt oder „Netz und Boden“, die Familien mit psychisch erkrankten Eltern ein Betreuungs- und Unterstützungsangebot zukommen lassen. Sie geben sowohl den Eltern, als auch den Kindern Ratschläge und Hilfestellungen für einen guten Umgang mit der Erkrankung. Themen wie Entstehung, Symptome und Verlauf der Krankheit werden kindgerecht behandelt. Durch die offene Kommunikation wird der Tabuisierung dadurch zuvor gekommen. Außerdem werden Übungen zur Stärkung des Selbstwertes und der Stressbewältigung durchgeführt.

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Johanna Holzberger
Autor: Johanna Holzberger

Die Psychologiestudentin Johanna Holzberger unterstützt die Redaktion von apomio.de. Durch ihr Studium mit Schwerpunkt Gesundheitspsychologie verfügt sie über vielfältige Kenntnisse rund um die Psyche und das Gesundheitsverhalten des Menschen. In ihrer Freizeit bloggt sie über Wohnraumgestaltung und Do it yourself Ideen.

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