Wenn Mann nicht kann: Hilfe bei Erektionsstörungen
Eine erektile Dysfunktion, in der Alltagssprache auch als Erektionsstörung namhaft, stellt ein häufiges und bedeutendes Gesundheitsproblem bei Männern dar, das mit zunehmendem Alter auch an Häufigkeit zunimmt: In Deutschland ist jeder fünfte Mann zwischen 35 und 70 Jahren betroffen.
Was ist eine Erektionsstörung?
Bei einer erektilen Dysfunktion (lat. Erectio deficiens), umgangssprachlich auch als Erektionsstörung bekannt, handelt es sich um eine fehlende Erektion, das heißt mangelnde Versteifung des Penis bei sexueller Erregung.
Man unterscheidet zwischen einer primären erektilen Dysfunktion, einer immer schon seit Beginn der Geschlechtsreife vorhandenen Erektionsstörung und einer sekundären erektilen Dysfunktion, die spontan und situativ auftritt.
Bei einer mehr als sechs Monaten bestehenden Unfähigkeit in mehr als dreiviertel der Versuche, trotz sexueller Erregung, eine Erektion zu erlangen bzw. diese während des Geschlechtsverkehrs aufrecht zu erhalten, sprechen Experten von einer echten Erektionsstörung als Erkrankung.
Häufigkeit und Ursachen einer Erektionsstörung
Mit zunehmendem Alter treten Erektionsstörungen häufiger auf. Weltweit sind 150 Millionen Männer betroffen. Die Beeinträchtigung der Erektionsfähigkeit liegt in Deutschland bei Männern über 40 Jahren bei durchschnittlich 19 Prozent.
Während vorübergehende Erektionsstörungen in der Regel zu 30 Prozent psychisch bedingt sind und zum Beispiel auf Versagensängste, Leistungsdruck, eine gestörte Partnerschaftsbeziehung, belastende Lebensereignisse, Stress oder Depressionen zurück zu führen sind, ist die längerfristig bestehende Erektionsstörung meist organischen Ursprungs (70 Prozent) und sollte klinisch untersucht werden. Auch eine Mischform aus körperlichen und psychischen Faktoren kann vorliegen.
Erektionsstörungen können als Folge einer anderen Erkrankung auftreten, wie zum Beispiel bei
- Diabetes mellitus (diabetische Vaskulopathie: Wenn Diabetes mellitus nicht richtig therapiert wird, werden auf Dauer die Gefäße geschädigt; feine Blutgefäße in Augen, Nieren und Penis sind zuerst betroffen)
- einer Gefäßerkrankung (Arteriosklerose: Arterienverkalkung/Arterienverhärtung, Einengung der Gefäße),
- einer Nervenerkrankung (Polyneuropathie)
- Bluthochdruck (Hypertonie; der dauerhafte Überdruck belastet die Blutgefäße und macht diese brüchig und unelastisch, was sich auf die kleinsten Blutgefäße, die unter anderem auch im Penis angelegt sind, auswirkt und die Durchblutung darunter leidet und Ausfallerscheinungen eintreten)
und zu einer mangelnden Blutzufuhr in den Schwellkörper führen, was eine mangelnde Versteifungsfähigkeit zur Folge hat.
Neben den Risikofaktoren, die auf lange Sicht gefäßschädigend sind, wie Adipositas, Bewegungsmangel oder chronische Alkoholabusus stellt der Konsum von Nikotin den Hauptrisikofaktor für das Auftreten von erektilen Dysfunktionen dar: 56 Prozent der starken Raucher sind von Erektionsstörungen betroffen. Die Blutversorgung des Penis über die Arterien wird durch die arteriosklerotische Wirkung zahlreicher Rauchinhaltsstoffe beeinträchtigt.
Auch die Einnahme von Medikamenten (z.B. Antidepressiva, Antihypertensivum bei Bluthochdruck) kann für eine Erektionsstörung verantwortlich sein.
Häufig sind Erektionsstörungen auch als Folge von Verletzungen im kleinen Becken (Beckenfraktur) oder aufgrund von Operationen (radikale Prostatektomie bei Prostatakarzinom, Rektumresektion bei Rektumkarzinom) bekannt.
Die Diagnose: Erektionsstörung
Im Mittelpunkt einer Diagnose stehen eine ausführliche Befragung (Anamnese) des Patienten, die klinische/urologische Untersuchung von Penis und Hoden und die Labordiagnostik.
In der ausführlichen Befragung des Patienten wird auf die Sexualanamnese, Medikamentenanamnese, auf psychosoziale Aspekte, vaskuläre Vorerkrankungen (besteht eine arterielle Verschlusskrankeit?), auf mögliche Unfälle (Wirbelsäulenverletzung?), Voroperationen, Alkohol-oder Nikotinkonsum eingegangen. Die klinische/ urologische Untersuchung überprüft eventuelle sichtbare Veränderungen (Penisfehlbildungen, Condylome, Peniskarzinom), die Miktionanamnese, den Neurostatus (Reflexe, Sensibilität am Penis und Oberschenkeln). Im Labor wird das Blutbild ausgewertet und Blutzuckerwerte, Lipide, Leber- und Nierenretentionswerte sowie Hormone und Testosteron bestimmt.
Die Therapiemöglichkeiten bei einer Erektionsstörung
Erektionsstörungen sind heutzutage gut zu behandeln und mit einer hohen Erfolgsrate verbunden. Dabei richtet sich die Behandlung nach der jeweiligen Ursache.
Eine konservative Therapie besteht darin, die bestehenden Risikofaktoren (z.B. das Rauchen) einzustellen bzw. zu beseitigen und/oder eine medikamentöse Therapie möglicherweise umzustellen (z.B. Wechsel des Antihypertensivums). Wird eine organische Ursache ausgeschlossen und ist die erektile Dysfunktion psychischen Ursprungs, lässt sich diese mittels psychotherapeutischer Intervention behandeln, zum Beispiel insbesondere bei depressiven Begleitreaktionen und/oder durch eine Sexualtherapie zur Analyse von Partnerschaftsproblemen (z.B. als Paartherapie mit sogenannten „Hausaufgaben“).
Eine medikamentöse Therapie ist sowohl oral als auch intraurethral möglich
- oral: Sidenafil (VIAGRA), Tadalafil, Vardenafil (Levitra), ermöglichen/ verbessern die Erektion, bis 75% der Fälle erfolgreich
- intraurethral: Alprostadil (Wirkstoff zur Förderung der Durchblutung) in Stäbchen: Einführung in die Harnröhre, das eine Erektion ermöglicht, Nebenwirkungen: häufig Penisschmerz, Brennen beim Wasserlassen und auch vaginale Schmerzen bei der Partnerin möglich
Zu den weiteren Behandlungsmaßnahmen gehören einsetzbare Vakuumerektionshilfen (über den Penis wird ein Saugzylinder gestülpt, durch eine Saugpumpe wird daran ein Vakuum erzeugt, das zum Bluteinstrom in den Schwellkörper führt; dann wird ein komprimierender Ring an der Penisbasis angelegt, der die Erektion erhält) und operative Behandlungen bei nachgewiesenen Gefäßschäden (z.B. operative Implantation einer Schwellkörperprothese in den Penis)
Für viele Männer ist eine Erektionsstörung in der heutigen Gesellschaft immer noch ein Tabuthema und nur die Wenigsten vertrauen sich einem Arzt an. Dabei muss kein Mann seine Erektionsstörung hinnehmen, denn diese ist behandelbar. In Selbsthilfegruppen, die inzwischen als wichtige Ergänzung zum professionellen Gesundheitssystem anerkannt werden und über Selbsthilfekontaktstellen im jeweiligen Wohnort erfragt werden können, können sich Gleichbetroffene zusammenfinden und über sich über Probleme austauschen und gemeinsame Lösungsvorschläge finden. Eine Selbsthilfegruppe kann Mut machen, das Problem aktiv zu bekämpfen und aus Erfahrungen anderer Selbsthilfemitglieder anzuregen, seine eigenen Erektionsstörungen therapieren zu lassen.
Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.