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Wie entsteht eine gesunde Darmflora?

2 Kommentare Aktualisiert am 09. Februar 2016

Die Gesundheit beginnt im Darm – eine Redensart, die bekannt ist. Denn neben der Verdauungsarbeit ist unsere Darmflora auch an der Immunabwehr beteiligt und macht 80 Prozent unseres Immunsystems aus. Die Beschaffenheit der Darmflora entscheidet demnach über unser Wohlergehen. Doch woran kann man eine gute Darmflora erkennen? Was schadet einer gesunden Darmflora und wie lässt sie sich wieder herstellen? Wissenswertes zum Thema Gesunder Darm, gesunde Darmflora im folgenden Beitrag.

Was ist eine Darmflora?

Der Begriff „Darmflora“ bezeichnet die Gesamtheit aller Mikroorganismen im Magen-Darm-Trakt. Der Darm wird von ca. 100 Billionen (100.000.000.000) unterschiedlichsten Bakterien besiedelt und ist für den Wirtsorganismus, den Menschen, von großer Bedeutung.

Der Begriff „Flora“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt „Blüte“ oder „Blume“. In der Wissenschaft wird alles, was pflanzlich ist als „Flora“ bezeichnet, während sich der Begriff „Fauna“ auf alle tierischen Lebewesen bezieht. Früher hatte man die Bakterien zum großen Teil noch den Pflanzen zugeordnet, weshalb die sprachliche Ungenauigkeit „Darmflora“ zu dieser Zeit entstanden ist. Mittlerweile ist bekannt, dass Bakterien weder Pflanzen, Tiere noch Pilze sind, sondern ein eigenes Reich bilden. Aus diesem Grund wäre es daher richtig, von Darmbakterien oder Darmmikroorganismen, anstatt von Darmflora zu sprechen; der Einfachheit halber wird aber nach wie vor auf den Begriff „Darmflora“ zurückgegriffen.

Der menschliche Magen-Darm-Trakt ist als ein bis zu acht Meter langer Schlauch, der sich in verschiedene Abschnitte gliedern lässt, zu betrachten.

Die Verteilung nach Art und Menge der Bakterien variiert dabei zwischen den jeweiligen Verdauungsabschnitten: Im Mund, einer Art Vorverdauung, wo die Nahrung zerkleinert und mit Speichel vermischt wird, leben viele Bakterien. In der Speiseröhre ist die Bakterienbesiedlung sehr gering, da durch diese der Bissen Nahrung zügig in den Magen transportiert wird. Im Magen ist die Zahl der Mikroorganismen sogar am niedrigsten, da die Magensäure alle Bakterien abtötet. Im Dünndarm nimmt die Zahl der vorhandenen Bakterien wieder zu, während der Dickdarm im gesunden Zustand sogar sehr dicht mit Bakterien besiedelt ist. Alle vorhandenen Bakterien des gesamten Magen-Darm-Trakts bilden eine Art Lebensgemeinschaft; die verschiedensten Arten von Bakterien befinden sich nämlich in einem Gleichgewicht und sind nutzbringend. Krankheitserregende Bakterien können dieses Gleichgewicht zerstören.

Aufgaben einer gesunden Darmflora

Eine natürliche Darmflora trägt dazu bei, dass die Bioverfügbarkeit vieler wichtiger Vitalstoffe, welche mit der Nahrung aufgenommen werden, wie zum Beispiel Kalzium, Magnesium, Eisen, Zink sowie Kupfer und Vitamine, verbessert wird. Weiterhin übernimmt eine gesunde Darmflora die Funktion eines Schutzschildes gegen Keime; sie verhindert, dass sich Krankheitserreger im Darm ausbreiten. Dies wird wie folgt ermöglicht: Zum Einen besiedeln die Darmbakterien die Darmwand so dicht, dass sich „Eindringlinge“ nicht mehr festsetzen und vermehren können und zum Anderen zerstören sie die eindringenden pathogenen Keime.

Die Hauptaufgaben der Darmflora bestehen zusammenfassend

  • in der Abwehr unerwünschter krankheitserregender Mikroorganismen als Barrierefunktion
  • in der Aufrechterhaltung eines intakten Immunsystems
  • in der Aufrechterhaltung der Darmschleimhaut in Funktion und Qualität (Abbau wichtiger Ballaststoffe im Dickdarm, Ernährung und Energieversorgung der Darmschleimhautzellen, Vitaminproduktion)

Symptome bei einem gestörten Darmgleichgewicht

Ist das Gleichgewicht der Darmflora unausgewogen, spricht man von einer Darmdysbiose. Hinweise für eine Dysbiose können sich in verschiedenen Krankheitszeichen äußern. Diese sind unter anderem

  • Blähungen, aufgeblähter Bauch
  • Völlegefühl
  • Bauchschmerzen
  • unangenehm riechender Durchfall, da die fäulniserregenden Bakterien in der Überzahl sind
  • Verstopfung
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten
  • unverdauter Stuhl mit Essensrückständen in der Toilette
  • Appetitlosigkeit
  • vermehrter Heißhunger auf Süßigkeiten
  • ständige Müdigkeit
  • Abgeschlagenheit
  • Kopfschmerzen

Diese Beschwerden können oft über Monate oder Jahre andauern und können ein Zeichen für eine nicht vollständig wiederhergestellte Darmflora sein.

Auslöser für ein gestörtes Darmgleichgewicht

Verantwortlich für eine gestörte Darmflora können eine dauerhaft schlechte und einseitige Ernährung sein. Aber auch Stress kann die Darmflora angreifen sowie die Einnahme von Antibiotika oder Bestrahlungen, die ebenfalls eine gesunde Darmflora weitgehend zerstören können: Nützliche Darmbakterien werden geschädigt, wodurch sich die krankheitserregenden Bakterien besser ansiedeln und ausbreiten können. Die Fremdkeime scheiden Toxine aus, welche nicht nur lokal, also im Darm schädlich sind, sondern auch systemische Auswirkungen auf den gesamten Organismus haben: Das Immunsystem leidet darunter, was sich in häufigen, wieder kehrenden Infektionen äußern kann. Weiterhin wird die Entstehung von Pilzinfektionen im Darm begünstigt sowie die Entwicklung krebsfördernder Stoffe. Bei einer schon sehr lang bestehenden Darmdysbiose können auch die Entgiftungsorgane Leber und Niere überfordert werden, sodass der Stoffwechsel und die Abwehrkräfte geschwächt werden. Eine Anfälligkeit für Allergien, Rheuma und Hauterkrankungen besteht.

Um eine gestörte Darmflora wieder aufzubauen, zum Beispiel nach einer erforderlichen Antibiotikaeinnahme, und um ein gutes Milieu wieder herzustellen, bestehen unterschiedliche Methoden. Zunächst muss allerdings eine Darmdysbiose zuerst festgestellt werden: Bei einem Verdacht wird eine Stuhlprobe im Labor untersucht und die im Darm lebenden Bakterien analysiert. Es wird überprüft, ob die Darmflora über ausreichend nützliche Darmbakterien verfügt und ob die Darmflora eventuell von schädlichen Bakterien oder Pilzen befallen ist. Sofern die Wiederherstellung bzw. ein Aufbau zu einer gesunden Darmflora nötig ist, ist der erste Schritt den Darm von pathologischen Keimen zu befreien und ihn im zweiten Schritt mit „guten“ Darmbakterien zu besiedeln. Man spricht in diesem Fall von einer Darmsanierung oder Darmreinigung, die durch den Einsatz von Pulver erfolgt und über einen bestimmten Zeitraum eingenommen wird. Die Produkte zu einer Darmsanierung enthalten häufig Ballaststoffe, Algen, Kräuter und Ähnliches.

Im Anschluss daran wird der Darm in der zweiten Stufe mit probiotischen Kulturen, dazu gehören Bifidobaterien und verschiedene Arten von Lactobazillen, versorgt, denen gesundheitsfördernde Eigenschaften zugesprochen werden. Probiotika hemmen das Wachstum krankheitserregender Bakterien und bringen die Darmflora wieder ins Gleichgewicht. Beim Wiederaufbau der Darmflora kann auch der sogenannte „Vier-Winde-Tee“, der aus Koriander, Fenchel, Anis und Kümmel besteht, unterstützen. Aber eine Darmsanierung und die Gabe von Probiotika allein, reicht leider nicht aus, um eine gesunde Darmflora dauerhaft gewährleisten zu können.

Eine vorwiegend basische (Obst und Gemüse), gesunde und ausgewogene Ernährung ist gesundheitsfördernd. „Saure Kost“ mit tierischem Eiweiß sowie zuckerhaltige Speisen, Süßigkeiten und Weißmehl sollte nur wenig verzehrt werden, da diese Nahrungsmittel dazu beitragen, dass sich Pilze im Darm sehr wohl fühlen.

Was kann man für eine gute Darmflora machen?

Optimale Lebensbedingungen für eine gesunde Beschaffenheit von Mikroorganismen im Darm entstehen, wenn wir viel Gemüse sowie frische, nicht abschließend wärmebehandelte Sauermilchprodukte (sie enthalten natürlicherweise aktive Milchsäurebakterien in hoher Zahl) verzehren und dazu ausreichend trinken. Zu den Sauermilchprodukten gehören unter anderem Ayran, Buttermilch, Naturjoghurt (mild), Kefir, Quark; diese unterstützen die Bildung eines guten Darmklimas, wenn sie beständig, regelmäßig und maßvoll eingenommen werden.

Zu empfehlen sind zwei unterschiedliche Portionen Sauermilchprodukte an einem Tag als gesundes Maß, denn unterschiedliche Produkte enthalten auch unterschiedliche Keime und sorgen somit auch für eine Vielfalt an Darmbewohnern. Weniger hilfreich sind dagegen Joghurts mit Fruchtzubereitungen oder Puddings – ähnlich verpackt und im Kühlregal dicht beieinander platziert, sind diese wärmebehandelt, sodass ein Teil der wertvollen Keime durch die Wärmebehandlung (Ziel: bessere Haltbarkeit) abstirbt.

Positive gesundheitliche Wirkungen können auch sogenannte Probiotika – Produkte, die definierte lebende Mikroorganismen enthalten, erzielen. In ausreichender Menge und in großer Anzahl lebend gelangen diese robusten Mikroorganismen in den Darm ohne dabei vorher von der Magensäure abgetötet zu werden. In Studien konnte die positive Wirkung bestimmter probiotischer Mikroorganismen belegt werden, für andere steht dieser Nachweis noch aus. Zu Beginn kann es vorkommen, dass Ihr Bauch die probiotischen Produkte nicht verträgt, daher ist es ratsam mit einer kleinen Portion zu beginnen und diese Menge dann zu steigern. Um unsere Darmflora nicht zu schaden, sollten auch keine krankmachenden Keime auf ungewaschenem Obst und Gemüse aufgenommen werden. Ebenfalls ist es ungünstig, ständig H-Milchprodukte (ultrahocherhitze Milchprodukte), Konservierungsstoffe und Geschmacksverstärkung in Nahrungsmittel oder zu viel Eiweiß und Zucker zu essen. Ein unerwünschtes Durcheinander der Mikroorganismen im Darm kann nämlich dann die Folge sein. Neben einer gesunden und ausgewogenen Ernährung, die naturbelassen und eine möglichst wenig bearbeitete Kost darstellt, ist darüber hinaus ein ausgeglichener Lebensstil mit Reduktion von Stress zu empfehlen.

Fazit: Die Verdauungsvorgänge in unserem Magen-Darm-Trakt sind hoch komplex und hängen stark davon ab, wie wir uns ernähren und welche Lebensweise wir führen. Die meisten Magen-Darm-Beschwerden lassen sich in der Regel durch das Wiederherstellen einer guten Darmflora wieder positiv beeinflussen. Summa summarum: Unsere Gesundheit beginnt im Darm!

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J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

2 Kommentare

Judith Schega – Sonntag, 03. Dezember 2017
Liebe Karla, es freut mich, dass Ihnen eine Ernährungsumstellung Linderung verschaffen konnte. Eine rein vegetarische oder sogar vegane Ernährungsweise kann leider immer ganz schnell einseitig und unausgewogen werden, wenn man nicht darauf achtet, seinen Nährstoffbedarf zu decken. Hin und wieder kann ein sogenannter Veggie-Tag aber durchaus optimal sein. Auch auf die Qualität der Lebensmittel kommt es an: Lieber einmal pro Woche ein ausgewähltes Stück Bio-Fleisch, als täglich tierische Lebensmittel, aus nicht tiergerechter Haltung und praktizierender Gentechnik. Ihr Darm wird es Ihnen ebenfalls danken! Weiterhin alles Gute für die Zukunft! Freundliche Grüße
Karla – Mittwoch, 29. November 2017
Danke für diesen tollen Blogbeitrag. Ich leide an einigen der genannten Symptome und werde versuchen meine Darmflora wieder aufzubauen. Meine Ernährung habe ich bereits umgestellt. Alleine das ich den Haushaltszucker weggelassen habe, hat bereits Wunder bewirkt. Wenn ich es richtig verstanden habe dann müsste die vegetarische oder sogar die vegan Ernährungsweise für unseren Darm die optimalste sein oder ? Also wenn man dann darauf achtet alle wichtigen Nährstoffe zu sich zu nehmen. Viele Grüße Karla

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