Wie Naturheilkunde bei einem Reizdarm helfen kann
Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung: Spielt der Dickdarm verrückt, ohne dass eine organische Ursache feststellbar ist, spricht man von einem Reizdarm. Die Darmschleimhaut reagiert empfindlicher gegenüber mechanischen und chemischen Reizen. Während der Verdauungsprozess vom Gesunden nicht wahrgenommen wird, spürt der Reizdarm-Patient jede Bewegung als Schmerz. Die Darmmotorik soll aufgrund von Störungen zwischen Nerven und Muskeln gestört sein. Auch zwischen Kopfhirn und Bauchhirn funkt es nicht richtig. Daneben spielt die Psyche eine Rolle. Gegen die Symptome des Reizdarms kann mit pflanzlichen Heilmitteln, Darmsanierung, die richtigen Ballaststoffe u.v.m. auf natürliche Weise erfolgreich vorgegangen werden. Erfahren Sie hier, wie es geht.
Was ist ein Reizdarm?
Als Reizdarm oder Reizdarmsyndrom (RDS) werden Verdauungsstörungen im Dickdarm bezeichnet, für die keine organische oder biochemische Ursache gefunden werden kann. Die Symptome Bauchschmerzen und –krämpfe, Stuhlunregelmäßigkeiten wie Durchfall und Verstopfung oder beides im Wechsel sowie Blähungen werden in Stresssituationen verstärkt.
Was sind die Ursachen?
Nachdem man lange davon ausging, dass die Seele Auslöser der Beschwerden ist, weiß man heute mehr. Untersuchungen bescheinigen dem Reizdarm-Patienten eine überempfindliche Darmwand. Er nimmt die Verdauungsvorgänge stärker und damit unangenehm und schmerzhaft wahr. Er ist empfindlich gegenüber jedem mechanischen und chemischen Reiz. Seine Schmerzschwelle ist niedriger. Andere Wissenschaftler gehen von einer fehlerhaften Übertragung der Botenstoffe zwischen Gehirn und Darm aus. Permanenter Stress stört die Rückkopplung zwischen Bauch- und Kopfhirn. Außerdem wird eine Störung der Darmflora als Ursache diskutiert. Weitere Auslöser sind eine durchgemachte Magen-Darm-Grippe und Antibiotika, die die Darmflora zerstören. Eine Kohlenhydratunverträglichkeit, Histamin-Intoleranz und die um das Doppelte erhöhte Konzentration eines eiweißspaltenden Verdauungsenzyms (Serinproteinase) sollen ebenfalls eine Rolle bei der Entstehung des Reizdarms spielen.
Welche Naturheilmittel wirken gegen Bauchkrämpfe und Blähungen?
Kamille wirkt krampflösend, beruhigend und blähungstreibend. Um den vollen Effekt der bewährten Heilpflanze zu erreichen, sollte man Tee und alkoholische Tinktur kombinieren. Im Tee sind die Flavonoide und Schleimstoffe gelöst, in der Tinktur die ätherischen Öle. Pfefferminze lindert krampfartige Schmerzen und Blähungen. Die beste Darreichungsform sind magenresistente Kapseln. Kümmel, Anis und Fenchel sind die Spezialisten zur Lösung von Blähungen. Sie sind als Tropfen, Tee und Zäpfchen erhältlich. Zur Anregung der Verdauung und des Galleflusses eignen sich Präparate mit Kurkuma und Artischocke. Aus dem Reich der Mineralstoffe ist das Schüßler Salz Nr. 7 Magnesium phosphoricum D6 das Mittel gegen krampfartige Schmerzen. Die beste Wirkung zeigt es als die „heiße 7“: 10 Tabletten werden in einem Becher abgekochtem Wasser aufgelöst und so heiß wie möglich getrunken.
Wie behandeln Sie Durchfall auf natürliche Weise?
Tee aus Brombeer-, Erdbeer- und Himbeerblättern hat stopfende Wirkung. Gänsefingerkraut als Tee oder als Liquid in Kombination mit anderen Heilpflanzen zur Verdauung wirken leicht stopfend und gegen Krämpfe in Verbindung mit Durchfällen. Eichenrinde als Tee oder in Fertigpräparaten hat aufgrund ihres hohen Gerbstoffgehalts eine stopfende Wirkung.
Getrocknete Heidelbeeren wirken gegen Durchfall, frische Früchte mit ihren Fruchtsäuren dagegen abführend. Eine effektive Kombination sind Myrrhe, Kaffeekohle und Kamille, die als Tabletten erhältlich ist. Johanniskraut, bekannt als natürliches Antidepressivum, wirkt als Tee auch gegen Durchfall.
Was wirkt gegen Verstopfung?
Chemisch wirkende Abführmittel, auch die natürlichen wie Faulbaumrinde, Rhabarberwurzeln, Aloe vera-Extrakte, Sennesblätter und –früchte haben einen schnellen, durchschlagenden Erfolg. Sie reizen aber auch das Gewebe und sollten höchstens 8-10 Tage lang angewendet werden. Außerdem besteht das Risiko, dass der Darm sich daran gewöhnt und noch träger wird. Für den Reizdarm-Patienten deshalb nur in Notfällen zu empfehlen. Ebenfalls nicht zur Daueranwendung, aber für eine rasche Darmentleerung geeignet sind Glaubersalz und Bittersalz. Wichtig: Das abgehende Wasser durch ausreichend mineralstoffreiche Flüssigkeit zu ersetzen.
Trockenfrüchte wie Pflaumen, Feigen und Aprikosen binden Wasser im Darm und verhindern so die starke Verfestigung des Stuhls. Als Ballaststoffe eignen sich Obst und Gemüse, die individuell gut vertragen werden. Blähungsfördernde Kost wie Kohl, Hülsenfrüchte, Müsli, stark fetthaltige Milchprodukte, Fleisch- und Wurstwaren, unreifes und Beerenobst, Zwiebeln, Hefe und ofenfrisches Brot sollten vermieden werden. Als Langzeittherapie geeignet ist die regelmäßige Aufnahme von Flohsamen und Leinsamen. Sie wirken als Füll-, Quell- und Gleitmittel. Wichtig ist die Aufnahme von ausreichend Flüssigkeit, damit sie zum Quellen im Darm zur Verfügung steht! Das heißt: Zu jedem Esslöffel 1 Glas Wasser zu sich nehmen. Zu wenig Flüssigkeitszufuhr verstärkt sonst die Verstopfung.
Was tun beim Wechsel zwischen Durchfall und Verstopfung?
Flohsamen und Leinsamen wirken gegen Verstopfung und gegen Durchfall. Bei Verstopfung erhöhen sie durch die Wasserbindung den Füllungsdruck, regen die Darmperistaltik an und erzeugen einen weicheren, gleitfähigen Stuhl. Bei Durchfall binden sie die überschüssige Flüssigkeit und dicken den Stuhl ein. Ein Hausmittel zur Stuhlregulierung ist fein geriebener Apfel. Die Pektine quellen auf. Dabei binden sie die Flüssigkeit bei Durchfall und das zugeführte Wasser bei Verstopfung, um das Volumen zu erhöhen und die Darmbewegung anzuregen. Dazu 1-2 Tage ½ bis 1 Kilo Äpfel als alleinige Kost täglich fein gerieben zu sich nehmen. Pektin ist auch in Kapseln erhältlich.
Was hilft gegen alle Reizdarm-Symptome?
Feucht-warme Bauchwickel mit Kamille und Öl-Auflagen mit Kümmel- oder Melissenöl entspannen und beruhigen den Reizdarm. Eine Darmreinigung mit täglich einem Esslöffel Flohsamen und einem Esslöffel Heilerde in einem großen Glas Wasser 1-2-mal täglich reguliert nicht nur den Stuhl, sondern bindet Gifte im Darm. Nach 2-3 Wochen kann parallel mit der Anwendung von Probiotika begonnen werden. Diese Darmsanierung wirkt sich nachweislich positiv auf die Symptome eines Reizdarms aus. Werden Nahrungsunverträglichkeiten als Ursache vermutet, sollte mit Hilfe eines Ernährungstagebuchs herausgefunden werden, welche Nahrungsmittel zur Reizdarm-Symptomatik führen, um sie konsequent zu vermeiden.
Womit kann die Seele beruhigt und stabilisiert werden?
Melisse wirkt gegen Nervosität und Übererregbarkeit sowie gleichzeitig gegen Blähungen und funktionelle Darmbeschwerden. Tees und Fertigpräparate mit Baldrian, Hopfen, Passionsblume, Melisse und Lavendel beruhigen das Nervenkostüm und entspannen die Seele in Belastungszeiten. Ergänzend können regelmäßig Entspannungsübungen wie Autogenes Training oder die Muskelentspannung nach Jacobson praktiziert werden. Auch Hypnose hat sich als hilfreich bei der Behandlung eines Reizdarms erwiesen. In depressiven Phasen eignet sich Johanniskraut hochdosiert in Tablettenform, um die Stimmung zu heben.
Weitere Informationen zum Thema Reizdarm finden Sie auf Reizdarm.net.
Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.