Wie Operationen beim Abnehmen helfen können: Alles über Magenband, Magenbypass & Co.
Wenn weder Ernährungsumstellungen, körperliche Aktivitäten noch die Einnahme von Shakes und Tabletten helfen, dauerhaft Gewicht zu reduzieren, erscheint für adipöse Menschen eine Operation als der einzige Ausweg, um die Lebensqualität zu verbessern. Aber wie jeder chirurgische Eingriff, birgt auch dieser Risiken. Mehr zum Thema Adipositas-Chirurgie im folgenden Beitrag.
Übergewicht in Deutschland
Neben den USA und Kuwait zählt Deutschland zu den Spitzenreitern im Hinblick auf die Fettleibigkeit. Ein Viertel der Erwachsenen gilt als adipös, Tendenz steigend. 59% der Männer und 37% der Frauen leiden an Übergewicht; ein Zustand, welcher in der Altersklasse der Berufstätigen so weit verbreitet ist, sodass dieser schon Normalzustand, anstatt einen Ausnahmezustand darstellt. Eine Presseinformation der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) des vergangenen Jahres (03/2017) sorgte bereits mit dem Titel „So dick war Deutschland noch nie“ für Aufmerksamkeit. Man spricht von einer sogenannten Adipositasepidemie, welche man mit Anstrengungen zu stoppen versucht. Denn die Gründe für die Entstehung von Übergewicht seien schon lange bekannt: Der Verzehr von Getränken und Lebensmitteln mit hohem Energiegehalt – nahezu überall erhältlich – und der Mangel an Bewegung fördern Übergewicht und erschweren, Normalgewicht zu halten. Aus diesem Grund ist es am besten, Übergewicht gar nicht erst entstehen zu lassen und präventiv dagegen zu steuern: die Einführung einer Zuckersteuer als ein Beispiel oder der Ansatz bei Kindern schon im Schulunterricht „gesunde Ernährung“ zu thematisieren und mehr als nur einmal in der Woche Sportunterricht anzubieten könnten möglicherweise ein guter Anfang sein. Wenn Übergewicht bereits vorhanden ist, ist es wichtig, Betroffene nicht im Stich zu lassen, sondern Hilfestellungen leisten.
Übergewichtige Menschen nehmen an Übergewicht zu
Im 13. DGE-Ernährungsbericht ist folgende Überschrift zu entnehmen: „Dicke werden immer dicker“. Ein Anstieg von Adipositas ist eine ernstzunehmende Situation, die kaum noch durch Ernährungsumstellung, Sport und der Einnahme von Medikamenten verhindert werden kann: Jenseits eines BMI von 40 treten Begleiterscheinungen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Schlafapnoe, Gelenkverschleiß, Depressionen und weitere Erkrankungen in Erscheinung, die den Betroffenen nicht nur in der Lebensqualität einschränken, sondern für den Betroffenen auch bedrohlich werden und das Leben verkürzen können. Wenn alle konservativen, das heißt nicht-operativen Maßnahmen, wie Ernährungsberatung, Bewegungstraining und Verhaltenstherapie in einem Zeitraum von über sechs bis zwölf Monaten erfolglos bleiben, setzt die Adipositas-Chirurgie mit verschiedenen Operationsverfahren an, sodass durchschnittlich etwa bis zu 70 Prozent des Übergewichts reduziert werden kann.
Abnehmen mit Magenband
Das Einsetzten eines Silikonbandes mittels Schlüssellochtechnik, das um den oberen Anteil des Magens geschlungen wird, ist eine operative Methode mit dem Ziel, das natürliche Hungergefühl zu unterdrücken. Man erzeugt künstlich einen kleinen Magen, den sogenannten kleinen „Vormagen“ mit einem Volumen von etwa 20 bis 30 ml und trennt diesen durch das Magenband von dem großen Restmagen. Ist der „Vormagen“ durch Nahrungsaufnahme gefüllt, folgt dem Gehirn die Signalgebung von Sättigung. Das Magenband, bestehend aus einem Silikonschlauch, ist mit einem Portsystem, einer kleinen Kammer, die unter die Haut des Patienten implantiert wird, verbunden. In diese Portkammer erfolgt die Injektion mit Flüssigkeit, sodass sich der Silikonschlauch mit Wasser füllt – dies ermöglicht eine Regulierung der Mageneinschnürung: Je mehr Flüssigkeit sich im Silikonschlauch befindet, desto mehr wird er Magen eingeschnürt. Verglichen mit anderen operativen Verfahren erzielt das Magenband jedoch die geringste Gewichtsreduktion und verliert immer mehr an Bedeutung, weil andere Verfahren effektiver sind und auch aufgrund der neben den üblichen Operationsrisiken unter anderem zu erwähnenden Risiken und Komplikationen, die erst nach Monaten oder Jahren auftreten können:
- Verschiebung des Magenbandes
- Durchwanderung des Magenbandes in den Magen
- Volumenzunahme des Vormagens durch allmähliche Aufdehnung
- Flüssigkeitsaustritt aufgrund eines Magenbandlecks (Loch im Silikonschlauch) oder eines Lecks im Verbindungsschlauch zur Portkammer
- Aufdehnung der Speiseröhre vor dem Magenband
Das Einsetzen eines Magenbandes ist zudem kontraindiziert, wenn Voroperationen oder Fehlbildungen am Magen, Magengeschwüre oder unbehandelte Essstörungen, wie beispielsweise „Binge Eating“ oder Bulimie vorliegen.
Der Magenschrittmacher
Aktuell wird ein neues Verfahren in Studien geprüft: die Magenstimulation. Elektroden, die in der Magenwand platziert sind, geben elektrische Impulse in das Organ und wirken der Peristaltik im Magen, der natürlichen Muskelbewegung, entgegen, sodass die Nahrung im Magen nur langsam weiterbefördert wird. Das Ziel: Man verspürt weniger Appetit. Bislang haben Forscher allerdings nicht beweisen können, dass der Magenschrittmacher tatsächlich beim Abnehmen hilft.
Der Schlauchmagen
Ein weiteres operatives Verfahren ist die sogenannte Sleeve-Gastrektomie. Der Magen, der ein beutelförmiges Organ darstellt, wird operativ verkleinert, indem man einen großen Teil des Magens längsseitig durchtrennt und entfernt und so einen schlauchförmigen Magen bildet. Die natürliche Beweglichkeit des Schlauchmagens bleibt erhalten, der Betroffene kann aber nur noch kleinere Portionen essen. Trotz allem besteht hier weiter die Gefahr, dass - sofern man als Betroffener dauerhaft mehr isst - sich der Magen wieder ausdehnen kann.
Der Magenbypass
Die operative Durchführung eines Magenbypasses stellt neben dem Magen verkleinernden Eingriff ein malabsorptives Verfahren dar – es erfolgt ein Umbau des Darmtraktes, sodass weniger Nährstoffe aufgenommen und verwertet werden können. Eine Verkürzung des Darmtraktes hat zum Ziel, dass weniger Kalorien und Nährstoffe aufgenommen werden können, weil es an der Fläche zur Resorption fehlt. Zunächst durchtrennt man einen Teil des Magens und bildet einen sogenannten Pouch, einen „kleinen Magen“. Dessen Ausgang wird anschließend mit einer hochgezogenen Dünndarmschlinge anastomosiert, sprich miteinander verbunden. Wird die Nahrung nun aus dem Magen in den Dünndarm befördert, wird ein großer Abschnitt des Dünndarms, umgangen. So können zwischen zwei bis drei Meter Dünndarm von der Aufnahme der Nahrungsbestandteile ausgeschlossen werden. Der größere Teil des Magens, der Restmagen, verbleibt im Körper, ist aber nicht mehr direkt an Verdauungsprozesse beteiligt. Studien haben ergeben, dass diese Eingriffe, das Risiko senken, an den Folgeerkrankungen des Übergewichts zu versterben. Trotz allem ist seitens der Deutschen Adipositas Gesellschaft Vorsicht geboten, denn einige Verfahren sind begleitet von erheblichen Risiken, sodass diese gegen die Risiken, die das Nichtstun mit sich bringen würden, abzuwägen sind. Ohnehin seien adipöse Menschen mehr gefährdet, da sie aufgrund ihres Übergewichts ein deutlich höheres Operationsrisiko haben. So besteht unter anderem bei den künstlich angelegten Verbindungen, wie der Anastomose zwischen der anatomischen Struktur des Magens und der hochgezogenen Dünndarmschlinge die Gefahr der Insuffizienz. Grundsätzlich ist zu erwähnen, dass diese operativen Maßnahmen immer die letzte Instanz bei starkem Übergewicht darstellen und nur bei Erwachsenen durchzuführen sind. Vorbeugende Maßnahmen sind natürlich wirkungsvoller und insbesondere bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren - deren Körper sich noch in einer Entwicklung befindet – mit einer Ernährungsumstellung und der Motivation zu Sport anzustreben. Ganz wichtig: Keines der erwähnten Verfahren reicht allein aus, um dauerhaft die Gesundheit zu verbessern. Der Wille und die Bereitschaft des Patienten, seinen Lebensstil und die Essgewohnheiten zu verändern, müssen bestehen. Eine Umstellung der Essgewohnheit ist aufgrund eines operativen Eingriffs und damit einem Eingriff in die Anatomie und Verdauung nicht zu umgehen. Zeitlebens sind Betroffene außerdem aufgrund der schlechteren Nährstoffverwertung auf Vitamin- und Mineralstoffpräparate angewiesen, um Mangelerscheinungen wie unter anderem Blutarmut, Haarausfall oder Osteoporose zu verhindern. Zudem ist eine konsequente Nachsorge sehr wichtig.
Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.