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Windpocken bei Kindern und Erwachsenen

Kommentar schreiben Aktualisiert am 20. Februar 2018

Stark juckende, rote Bläschen auf der Haut? Ein klares Anzeichen für Windpocken. Die Kinderkrankheit ist hochansteckend und kann mitunter einen schweren Verlauf nehmen. Vor allem bei Erwachsenen und schwangeren Frauen kann die Virusinfektion zu Komplikationen führen. Wer die Windpocken einmal überstanden hat, ist ein Leben lang immun – die Viren schlummern allerdings im Körper. Erfahren Sie mehr über Varizellen.  Jeder kennt die juckenden Bläschen, die den ganzen Körper überziehen: die Windpocken. Etwa 95 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland haben sich bereits einmal mit den Viren infiziert und besitzen nun Antigene zu deren Bekämpfung. Windpocken werden durch das Varizella-Zoster-Virus verursacht, einem Vertreter der Herpes-Viren. Die Infektion verläuft in der Regel gutartig und der Hautausschlag heilt folgenlos wieder aus. Die Viren bleiben allerdings im Körper und können Jahre später wieder aktiv werden.

Windpocken: Ansteckung durch Tröpfcheninfektion

Die Varizella-Zoster-Viren sind hoch ansteckend. Sie werden via Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen. Das bedeutet, beim Atmen, Husten, Niesen und Sprechen gibt ein Erkrankter den Erreger in winzigen Speichel-Tröpfchen ab und kann andere Menschen anstecken. Da die Viren auch außerhalb des menschlichen Körpers überleben können, ist die Ansteckung über verunreinigte Gegenstände (Schmierinfektion) ebenso möglich. Die Viren gelangen über den Speichel oder Husten-Sekret an die Hände und können so an Türklinken, Handtücher, Griffe oder ähnliches gelangen. Die Ansteckung geschieht schnell – daher hat die Krankheit ihren Namen. Die Viren verteilen sich schnell und nahezu wie der Wind. Die Inkubationszeit beträgt zwischen acht und 28 Tagen. Das bedeutet, dass zwischen der Ansteckung und den ersten Symptomen mitunter mehrere Wochen vergehen können. Im Schnitt brechen die ersten Krankheitsanzeichen allerdings nach etwa 14 Tagen aus. Der Betroffene ist bereits ein bis zwei Tage vor dem Ausbruch ansteckend und kann den Erreger weitergeben.

Welche Symptome treten bei Windpocken auf?

Das Anfangsstadium der Erkrankung ist eher unspezifisch. Es stellt sich Müdigkeit, Fieber und ein Krankheitsgefühl ein. Ab dem dritten Krankheitstag entstehen am Kopf und am Rumpf die ersten Bläschen. Es handelt sich um kleine rote Flecken, die sich nach wenigen Stunden zu Blasen entwickeln und ein klares Sekret enthalten. Der Ausschlag juckt und nach einigen Tagen verkrusten die Bläschen. Der Ausschlag kommt in jedem Stadium vor. Nachdem Kopf und Rumpf bedeckt sind breiten sich die Bläschen auf die Extremitäten aus, im weiteren Verlauf sind auch die behaarte Kopfhaut und die Schleimhäute betroffen. Es kommt etwa zur Bildung von 250 bis 500 Bläschen, je nachdem, wie stark die Infektion ausbricht. Bei Kindern bis zum 10. Lebensjahr tritt der Ausschlag meist weniger stark ausgeprägt auf. Je älter der Patient ist, desto stärker nimmt ihn die Krankheit mit. Durch das Kratzen kann es zu einer bakteriellen Infektion der Bläschen kommen. Über die Fingernägel gelangen Keime in die offene Wunde und entzünden diese. Bei gesunden Patienten heilt die Infektion nach drei bis fünf Tagen von alleine ab.

Windpocken bei Schwangeren: Sind Varizella-Viren gefährlich?

Hatte eine Frau in ihrer Kindheit keinen Kontakt zu dem Erreger, kann sie sich während der Schwangerschaft mit den Viren anstecken. Das kann zu Komplikationen führen. Im ersten und zweiten Schwangerschaftsdrittel ist eine Windpocken-Infektion meist nicht gefährlich, da eine Übertragung auf das Ungeborene unwahrscheinlich ist. Dennoch kann es zu Fehlbildungen und Entwicklungsstörungen kommen. Kommt es kurz vor der Geburt zu einer Infektion, kann sich das Kind anstecken und die Windpocken-Erkrankung kann einen schweren Verlauf nehmen. Präventiv kann ein Blick in den Impfpass helfen: Wer bislang keinen Kontakt zu den Windpocken-Viren hatte, sollte sich vor einer Schwangerschaft Immunisieren lassen.

Behandlung von Windpocken: Was hilft gegen Varizellen?

Handelt es sich um einen unkomplizierten Verlauf wird der Arzt nur die Symptome behandeln. Cremes und Lotionen sollen den Juckreiz lindern und so eine Infektion durch das Aufkratzen der Blasen verhindern. Lockere Kleidung scheuert nicht und kann so die Heilung unterstützen. Ist die akute Infektion überstanden, ruhen die Viren weiterhin im Körper sie befinden sich ein Leben lang in den Spinalganglien nahe des Rückenmarks und können Jahre oder Jahrzehnte später noch einmal aktiv werden. Kommt es zusätzlich zu einer bakteriellen Infektion, kann ein Antibiotikum verschrieben werden.

Varizella-Zoster: Herpesviren verursachen Gürtelrose

Der zweite Ausbruch unterscheidet sich im Krankheitsbild von der ersten Phase. Es kommt zu einer Gürtelrose. Sie ist durch flüssigkeitsgefüllte Blasen gekennzeichnet. Der Ausschlag tritt typischerweise auf einer Körperhälfte am Rumpf und gürtelförmig auf. Seltener sind Hals und Kopf betroffen. Zu den Symptomen gehören Schmerzen an der betroffenen Stelle – etwa ein bis zwei Wochen lang bleiben die Bläschen bestehen und verkrusten schließlich. In einigen Fällen bleiben die Schmerzen auch nach dem Abklingen des Ausschlages bestehen. Bei einer Gürtelrose kann es zu Komplikationen kommen. Neben den unangenehmen Schmerzen können Nerven- oder eine Gehirnentzündung auftreten. Anders als bei den Windpocken werden die Viren bei Gürtelrose nicht über die Tröpfcheninfektion weitergegeben. Lediglich das Sekret in den Bläschen enthält virales Material und kann ansteckend sein. Daher ist es ratsam den Ausschlag anderer nicht anzufassen und bei der Wundversorgung Vorsichtsmaßnahmen wie das Tragen von Handschuhen zu treffen. Zur Behandlung bei Gürtelrose können antivirale Mittel zum Einsatz kommen.

Infektionsschutzgesetz bei Windpocken: Wann darf mein Kind wieder in die Krippe/Schule?

Besteht der Verdacht, dass Ihr Kind an Windpocken leidet, muss die Einrichtung wie etwa die Kinderkrippe, der Kindergarten oder die Schule darüber informiert werden. Solange das Kind an dem typischen Ausschlag leidet und die Bläschen in allen Entwicklungsstadien vorkommen, darf es Gemeinschaftseinrichtungen nicht besuchen. Dadurch soll eine Verbreitung der Viren unterbunden werden. Kinder dürfen zurück in die Einrichtung, sobald die Symptome abklingen und die Krankheit nicht mehr ansteckend ist. Eine ärztliche Bescheinigung ist nicht erforderlich, die Entscheidung sollte dennoch gewissenhaft erfolgen. Auch Beschäftigte in Kinderkrippen oder –gärten sowie Lehrer dürfen die Einrichtungen nicht besuchen, wenn Sie an Windpocken erkrankt sind.

Was bringt die Impfung gegen Windpocken?

Seit 2004 empfiehlt die ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts (RKI) eine Immunisierung gegen Varizella-Viren. Durch die Impfung kann der Organismus Antikörper gegen die Viren bilden – kommt der Betroffene dann mit dem Erreger in Kontakt, kann sich der Körper wehren und eine Ansteckung bleibt aus. Der Aufbau des Impfschutzes erfolgt bei Kindern in zwei Schritten. Die erste Impfung sollte zwischen dem 11. Und 14. Lebensmonat erfolgen, die zweite Spritze folgt dann im Alter von 15 bis 23 Monaten. Die erste Immunisierung kann im Zug der U6-Untersuchung und zusammen mit der Impfung gegen Mumps, Masern und Röteln (MMR) erfolgen. Vor der Impfempfehlung haben sich jedes Jahr etwa 750.000 Kinder mit dem Erreger infiziert – bis zu 95 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland tragen die Herpesviren in sich und können theoretisch an Gürtelrose erkranken. Nach dem Einführen der Impfung gingen die Zahlen der Neuinfektionen deutlich zurück: Von 2005 bis 2009 gingen die Meldungen der Krankheit in allen Altersgruppen zurück. Bei den ein- bis vierjährigen verzeichneten Arztpraxen bis zu 91% weniger Fälle. Auch die Anzahl der Behandlung von Komplikationen im Zusammenhang mit Windpocken ging stark zurück.

Sind Windpockenpartys sinnvoll?

Früher wurden Kinder auf sogenannten Windpockenpartys vorsätzlich angesteckt. Hintergrund: Kinder reagieren auf die Viren weniger schlimm und es kommt selten zu Komplikationen. Im Erwachsenenalter verläuft die virale Infektion häufig erheblich schlimmer und kann durch auftretende Folgeerkrankungen sogar lebensbedrohlich sein. Durch den Impfschutz sind Kinder heutzutage gut vor den Viren geschützt. Von Pocken-Partys ist daher abzuraten. Nachdem die Viren im Körper verbleiben, besteht für jeden, der einmal Windpocken hatte, die Gefahr an Gürtelrose zu erkranken. Dieses Risiko wird mit der Immunisierung eliminiert.

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

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