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Winkelfehlsichtigkeit - Unsichtbares Schielen!

Kommentar schreiben Aktualisiert am 01. August 2019

Eine Winkelfehlsichtigkeit ist ein wissenschaftlich nicht anerkannter Begriff aus der Augenoptik, worunter das latente, sprich das nicht sichtbare Schielen, verstanden wird. Was sind die Ursachen einer Winkelfehlsichtigkeit? Wie äußert sich die Winkelfehlsichtigkeit? Welche Sehprobleme können auftreten? Wissenswertes zum Thema Winkelfehlsichtigkeit im folgenden Beitrag.

 

Was ist Winkelfehlsichtigkeit?

 

Bei einer Winkelfehlsichtigkeit liegt eine Störung des beidäugigen Sehens vor.Während im Normalfall die Abbildungen beider Augen vom Gehirn zu einem Einzelbild fusionieren, also verschmelzen, kommt es bei einer Winkelfehlsichtigkeit zu Bildlagefehler, das heißt Einzelabbildungen auf nicht zusammenspielenden Netzhautstellen und einer mangelnden Fusion bzw. das Auftreten von Doppelbildern.Die Augen versuchen, durch verstärkte Anstrengung der Augenmuskeln, kompensatorisch dagegen zu steuern und auch die für die Bildauswertung zuständige sensorische Fusion trägt dazu bei, Einfachsehen zu ermöglichen.Die Winkelfehlsichtigkeit ist aber keine Krankheit, sondern sollte lediglich als eine Abweichung vom idealen Körperbau betrachtet werden, die nicht geheilt, aber durch sogenannte Prismenbrillen ausgeglichen werden kann, damit körperliche Beschwerden durch die Winkelfehlsichtigkeit nicht mehr wahrgenommen werden.4

 

Wie häufig tritt sie auf?

 

Tatsächlich sind die meisten Menschen winkelfehlsichtig, etwa 80 Prozent der Menschen haben ein Augenmuskelungleichgewicht, trotz allem können sie ihr Sehen als ungestört empfinden.5 Ebenfalls wird auch kein Anstrengungsgefühl beobachtet.6 Manchmal werden die Beschwerden aber auch einfach nicht mit einem Augenproblem in Verbindung gebracht.7 In diesem Fall ist auch die Korrektur mittels Prismenbrillen auch nicht Nöten, auch wenn eine objektive Entlastung daraus resultieren könnte.8

 

Ursachen und Symptome der Winkelfehlsichtigkeit

 

Die Winkelfehlsichtigkeit ist vermutlich auf ein gestörtes Augenmuskelgleichgewicht zurück zu führen: Mit großer Beanspruchung der Augenmuskeln wird versucht, Doppelbilder zu vermeiden.9 Wenn die Bildverschmelzung nur unter Anstrengung erfolgen kann, sind körperliche Beschwerden zu beobachten.10 Die Überanstrengung kann sich unter anderem durch folgende Symptome äußern:

 

  • Kopfschmerzen
  • Kopfschiefhaltung
  • Verspannungen
  • Gefühl schwerer Lider
  • Druck auf den Augen
  • Trockene Augen
  • Augenbrennen und Augenreiben
  • Gerötete und tränende, schmerzende Augen, insbesondere bei viel Naharbeit
  • Verschwommensehen
  • Müdigkeit beim Lesen
  • Immer wieder Absetzen der vorhandenen Brille
  • Schnelles Ermüden und allgemeines Unwohlsein
  • Gefühl von leichtem Schwindel
  • Konzentrationsschwäche
  • Unsicherheit beim räumlichen Sehen
  • Schwierigkeiten beim Einschätzen von Entfernungen
  • Blendungsempfindlichkeit besonders beim nächtlichen Autofahren
  • Wahrnehmen von Doppelbildern, besonders im Nahbereich
  • Probleme beim Umstellen von „Nah“ in „Fern“ und umgekehrt11

 

Die oben genannten Missempfindungen können in Abhängigkeit von der Dauer der visuellen Belastung im Laufe des Tages zunehmen.12

Darüber kann sich eine Winkelfehlsichtigkeit auch bei Kindern negativ auswirken: ein vorhandenes Augenmuskelungleichgewicht wird zusätzlich in Form von Schulproblemen beim Kind in Verbindung gebracht.13 Es kommt zu Konzentrationsproblemen, das Kind liest nicht gerne und nur langsam, Buchstaben können verdreht, unsystematische Rechtschreibfehler gemacht werden und die motorische Entwicklung kann ebenfalls darunter leiden.14

 

Winkelfehlsichtigkeit vs. Schielen

 

Bei einer Winkelfehlsichtigkeit spricht man auch von latentem Schielen, also verstecktem Schielen, während das „richtige“ Schielen als manifestes Schielen bezeichnet wird. Die Gemeinsamkeit der Winkelfehlsichtigkeit und des Schielens liegt darin, dass es zu einem fehlerhaften Zusammenspiel beider Augen kommt.15 Während bei der Winkelfehlsichtigkeit der „Schieltendenz“ kompensatorisch gegengesteuert wird, sodass die Augenmuskeln mehr in Anspruch genommen werden, hat der Schielende in seinen ersten drei Lebensjahren – der Prägungsphase für die Organisation des beidäugigen Sehens – diese Ausgleichsmaßnahme nicht erlernt, sodass das abweichende Auge vom Gehirn unterdrückt wird und räumliches, dreidimensionales Sehen nicht mehr möglich wird.16

 

Die Sehschärfe des schielenden Auges nimmt ab und beträgt meist unter 30 Prozent.17 Wissenschaftlich konnte nicht genau geklärt werden, welche Faktoren in den ersten drei Lebensjahren darüber entscheiden, ob ein Augenmuskelungleichgewicht zum Schielen oder zu einer Winkelfehlsichtigkeit führt.18

 

Wie wird eine Winkelfehlsichtigkeit gemessen?

 

Die Methode, eine Winkelfehlsichtigkeit festzustellen, wird Mess-und Korrektionsmethodik nach H.-J. Haase (MKH) bezeichnet.19 Zur Messung wird ein Zeiss-Polatest-Sehprüfgerät verwendet und erfasst den genauen Wert der Winkelfehlsichtigkeit, die normalerweise aus einem motorischen und einem sensorischen Anteil besteht.20

 

Wie wird eine Winkelfehlsichtigkeit behandelt?

 

Bei der Winkelfehlsichtigkeit handelt es sich um eine brechungsbasierte Fehlsichtigkeit, sodass eine Korrektur durch eine Brille erfolgen kann: Das Brillenglas muss in diesem Fall in eine Richtung etwas stärker werden und nimmt die Form eines Prismas an. Man bezeichnet diese Brillenkorrektur dann auch als „prismatisches Brillenglas“ oder Prismenbrille.21 Neben einer Brillenverordnung kann darüber hinaus auch eine „orthoptische Therapie-Binokularschulung“ (Sehtraining) Linderung der Beschwerden verschaffen:

 

  • Augenmuskeltraining
  • Akkomodationsübungen
  • Konvergenzschulung (Training koordinierter Einwärtsbewegungen beider Augen)
  • Aufbau der Fusion (= Verschmelzung beider Bilder zu einem einzigen Seheindruck, Vermeidung von Doppelbildern)
  • Antisuppressionsübungen (Suppression = Wegschalten eines Auges)
  • vertiefende Binokularübungen
  • visuelle Entspannungsübungen22

 

Grundsätzlich gilt bei der Winkelfehlsichtigkeit, also dem latenten Schielen: Ist der Patient beschwerdefrei, so muss diese Form des Schielens nicht behandelt werden.23

 

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J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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