Winterliche Heißgetränke: Wärmend, wohlschmeckend – und auch gesund?
Der Winter hat uns noch voll im Griff. Manch einer hat Glück und kann sich die kalte Jahreszeit wenigstens mit viel Spaß im Schnee verschönern, andere wiederum quälen sich Tag für Tag durch nasskaltes Schmuddelwetter und Dauergrau. Die größte Sehnsucht gilt dem Frühling, der allerdings hierzulande noch einige Wochen lang auf sich warten lassen wird. Was uns während dieser unwirtlichen Jahreszeit wirklich trösten kann, ist wohlige Wärme von innen – in Form von leckeren Heißgetränken, die nicht nur die Geschmacksknospen umschmeicheln, sondern auch der Seele richtig gut tun. Mit einer Tasse Tee, heißer Schokolade oder anderen flüssigen Wärmespendern wird es auf der Couch und unter der Decke gleich doppelt so gemütlich, und wenn wir nach ein paar Stunden draußen in der Kälte endlich heimkommen, kann uns kaum etwas so glücklich machen wie etwas Heißes, das uns durch die Kehle rinnt und sich nach und nach wunderbar im Körper ausbreitet. Und: Viele Heißgetränke sind auch noch richtig gesund! Dabei sprechen wir jetzt mal nicht von alkoholhaltigen Getränken, die viele auch nach Weihnachten noch so schätzen. Nichts gegen ein, zwei Tassen feinen Glühwein ab und zu, der zweifellos die Stimmung heben kann und, sofern er mit einem hochwertigen Tropfen hergestellt wird, auch Weinliebhabern das Herz erwärmt. Doch ist Glühwein nur mit Vorsicht zu genießen – nicht nur, weil er nach ein paar Schlucken zu viel für ordentlich Schlagseite auf dem Heimweg sorgen kann, was bei etwa neun bis zehn Prozent Alkoholgehalt kein Wunder ist. Daneben bringt es eine Tasse Glühwein wegen des vielen Zuckers darin auf gut 200 Kalorien. Und damit immer noch nicht genug: Obwohl der heiße Wein als wohltuender Wärmespender gilt, kühlt er in Wahrheit den Körper aus. Der Grund: Alkohol erweitert die Blutgefäße, sodass mehr Blut an die Hautoberfläche gelangt und der Körper somit die Wärme schneller abgibt.
Für Experimentierfreudige und Individualisten: Heißgetränke selbst gemacht ...
Wer also gerade im Winter gut auf sich achten will, setzt besser auf alkoholfreie Heißgetränke mit gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen. Die können nämlich nicht nur schön einheizen, sondern auch die Abwehrkräfte richtig auf Trab bringen, wenn z.B. viel Vitamin C und Zink enthalten sind. Für Heißgetränke zum Selbermachen und Ausprobieren gibt es allein im Internet zahllose tolle Rezepte. Viele Grundzutaten hat man meist zuhause. So eignen sich z.B. viele Grün- und Schwarzteesorten aber auch Kaffee, um sie mit winterlich-aromatischen Zusätzen anzureichern, etwa mit Gewürzen wie Ingwer, Kardamom, Zimt, Nelken oder auch Chili. Tee kann man aufpeppen, indem man den Blättern Trockenfrüchte hinzugibt oder das Getränk mit frisch gepresstem Fruchtsaft oder Obstsirup anreichert.
… zum Beispiel mit Power-Früchtchen
Richtig gesund wird die heiße Sache, wenn Früchte, die unter dem Begriff „Power-Food“ aufgeführt werden, mit ins Spiel kommen. Ganz oben auf der Liste stehen da Cranberries, Holunder oder Granatapfel. Sie sind reich an Vitamin C und anderen „Kraftstoffen“ fürs Immunsystem. So wird der Cranberry (deutsch auch „große Moosbeere“ oder „amerikanische Preiselbeere" genannt) große Heilwirkung zugesprochen – das wussten vor Jahrhunderten schon die Ureinwohner Nordamerikas. Die kleinen roten Beeren haben einen besonders hohen Gehalt an antioxidativen sekundären Pflanzenstoffen und können dadurch helfen, den Körper vor Zellschädigungen zu bewahren. Dazu kommt ein hoher Vitamingehalt, allem voran das abwehrstärkende Vitamin C. Gerade im Winter gilt auch die Heilpflanze Holunder als echte Wunderwaffe, vor allem gegen Erkältungskrankheiten. Verschiedene Mineralstoffe und Vitamine – darunter besonders viel Vitamin C und reichlich blutbildendes Eisen – sowie ätherische Öle, die schweißtreibend und schleimlösend wirken können, machen ihn zu einem der meistgenutzten Mittel gegen Infekte. Weil Holunder dazu auch noch lecker schmeckt, wird er besonders gerne in Tees und Sirups verwendet. Auch die Kerne des Granatapfels sind dank ihres exotisch-fruchtigen Aromas sehr beliebt und sollen ebenfalls eine vielfache gesundheitsfördernde Wirkung haben. Ihre Inhaltsstoffe – allen voran wichtige Mineralstoffe wie Kalium, Eisen und B-Vitamine – gelten als entzündungshemmend und gefäßschützend; weitere Effekte auf die Gesundheit sind unter Experten allerdings noch umstritten. Egal – die blutroten Kerne der paradiesischen Frucht machen sich dennoch ausgesprochen gut in wohltuenden Heißgetränken und sehen im Übrigen z.B. als dekorative Zugabe in winterlichen Salaten einfach toll aus!
Heiße Freude (nicht nur) für Kinder
Cranberrys, Holunder und Granatapfel eignen sich besonders gut als Hauptzutat für alkoholfreie Punschgetränke, die auch Kindern hervorragend schmecken. Hier nur zwei Beispiele: Holunder lässt sich super mit anderen guten Zutaten kombinieren, beispielsweise mit Apfelsaft, Limette, Sternanis und Honig. Für vier Gläser oder Tassen Holunderpunsch braucht man 100 ml Holunderbeersaft, 700 ml Apfelsaft (am besten Direkt-/Biosaft), zwei Esslöffel Honig, eine (ungespritzte) Limette und vier Sternanis. Als erstes wird die Limette gründlich abgewaschen und in Scheiben geschnitten. Anschließend Holunderbeer- und Apfelsaft in einen Topf auf den Herd geben und aufkochen, den Honig dazugeben. Je eine Scheibe Limette und ein Stück Sternanis in Gläser oder Tassen legen und mit dem heißen Punsch auffüllen. Natürlich kann man auch einfach Holunderbeersaft erhitzen und heiß trinken oder mit verschiedenen anderen Zutaten kombinieren, z.B. mit Vanille. Der Fantasie sind da kaum Grenzen gesetzt! Besonders fein und schnell gemacht ist ein Cranberry-Punsch, hier mit Hibiskustee als Grundlage. Für vier Tassen brauchen Sie ca. 20 g Hibiskustee, einen Liter naturbelassenen Cranberrysaft, zwei Zimststangen, knapp drei Sternanis und eine ungespritzte Orange. Ein Liter Wasser mit Cranberrysaft, Zimt und Sternanis aufkochen, vom Herd nehmen, ein mit Hibiskustee gefülltes Teesieb hineingeben und etwa acht Minuten ziehen lassen. Anschließend das Teesieb entfernen, die Orange abwaschen, halbieren, in Scheiben schneiden und zum Punsch geben – fertig ist der heiße, gesunde Genuss! Die genannten Power-Beeren sind selbstverständlich nicht die einzigen gesunden Zutaten, die ein alkoholfreier Punsch haben kann. Viele, die sich mit einer beginnenden Erkältung herumschlagen, schwören bekanntlich auf die heilsame Wirkung der Ingwer-Knolle. Für ein wohltuendes Ingwer-Heißgetränk schneidet man ein geschältes Stück Ingwerwurzel in Scheiben. Dazu wird ein Winterapfel in kleine Stücke geschnitten und mit den Ingwerscheiben zusammen mit einem Liter naturtrübem Apfelsaft und dem frisch gepressten Saft einer Orange in einen Topf gegeben. Eine Stange Zimt, eine Stange Sternanis und zwei Nelken sowie einige gewaschene/ungespritzte Orangenschalen hinzugeben. Das Gemisch kurz aufkochen und etwa 30 Minuten lang ziehen lassen. Wetten, dass es wirkt?
Heiße Schokolade und Co. – Wärme- und Trostspender mit Milch
Bei Jung und Alt beliebt sind Heißgetränke, die auf Milch basieren, also „Latte“-Drinks und natürlich Kakao. Dieser hat bekanntlich eine beruhigende, tröstliche Wirkung und ist, sofern man naturbelassenen Kakao verwendet, auch noch ausgesprochen gesund. Man kann sich übrigens ganz individuell einen eigenen „Haus-Kakao“ herstellen, denn man nach Bedarf dann schnell mit Milch kochen kann. Unser Vorschlag: Eine Mischung aus Kochkakao, Zimt, Vanille, (nach Geschmack) Chili und Rohrzucker. Guter Kakao kann zwar bei etwa 200 Kalorien pro Tasse (mit ordentlich Sahne und Zucker auch deutlich mehr) durchaus auf die Hüften gehen. Wird Kakao jedoch aus dunkler Schokolade mit hohem Kakaoanteil zubereitet, liefert er viele schützende Antioxidantien und soll zudem eine blutdrucksenkende Wirkung haben und damit auch helfen, das Schlaganfallrisiko zu senken. Echtes Kakaopulver enthält zudem keinen Zucker. Dass die süße Wonne unserer Seele gut tut, liegt an bestimmten, stimmungsaufhellenden Wirkstoffen im Kakao, nämlich Serotonin und Dopamin, die bekanntlich die Laune deutlich steigern können. Diese Wirkstoffe werden in der Medizin auch gegen Depressionen eingesetzt. Nicht zuletzt sollen sich die im Kakao enthaltenen Stoffe Theobromin und Theophyllin anregend auf den Kreislauf auswirken. Und das (vielleicht) Beste zum Schluss: Forscher wollen jüngst herausgefunden haben, dass regelmäßiger Kakaogenuss sogar Falten mildern kann! Das soll an den antioxidativen Pflanzenstoffen des Kakaos, den Flavonoiden und Flavonolen, liegen, die – richtig dosiert – lichtbedingte Hautschäden lindern sollen. Das macht doch gleich noch mehr Lust auf ein Tässchen cremig heißen Glücks! Für besonders Figur- und Gesundheitsbewusste gibt es übrigens einen hervorragenden Kakao-Ersatz, der wenig fett, dafür aber umso mehr Nährstoffe enthält: Carob-Pulver. Carob wird aus den Früchten des Johannisbrotbaumes gewonnen und wartet mit viel A- und B-Vitaminen, Mineralien und Ballaststoffen auf. Es ist von Natur aus süß und kann die Verwendung von Kakaopulver komplett ersetzen. Zubereitet wird es wie herkömmlicher Kakao.
Kurkuma sorgt für regenerativen Schlaf
Wen es vor dem Schlafengehen nach etwas Beruhigendem und Leckerem zugleich verlangt, der sollte es mit einer „goldenen Milch“ mit Kurkuma (auch „Kurkuma Latte“ genannt) probieren. Die bekannten Heilkräfte dieses goldfarbenen Gewürzes können über Nacht die Regeneration des Körpers zusätzlich unterstützen. Kurkuma besitzt dank des Inhaltsstoffes Curcumin antioxidative und entzündungshemmende Effekte. Es soll außerdem u.a. die Verdauung fördern, den Stoffwechsel regulieren, die Leber entgiften und das Immunsystem stärken. Gibt man schwarzen Pfeffer dazu, ist das Curcumin noch besser für den Körper verwertbar. Allerdings ist die Herstellung einer Kurkuma Latte nicht ganz unaufwändig. Neben Kurkuma wird je nach Rezept Pfeffer, Ingwer, Öl und Muskatnuss beigefügt und mit Milch oder einem veganen Milchersatz zubereitet. Im ersten Schritt wird aus Kurkumapulver und Wasser eine Paste gekocht, danach die Milch erhitzt und die Paste mit den Gewürzen darin aufgelöst. Etwas Öl, z.B. Kokosöl, muss auch dazu, weil Kurkuma nur schlecht wasser-, aber fettlöslich ist. Als Süßungsmittel kann Birken- oder Kokosblütenzucker, Ahornsirup, Honig o.Ä. zugegeben werden, etwas Vanille gibt dem Getränk noch eine zusätzliche warm-aromatische Note.
Heiße Zitrone: schlechter als ihr Ruf?
Das saure Heißgetränk macht nicht nur lustig, sondern auch gesund – das glauben zumindest diejenigen, die bei Erkältung auf eine heiße Vitamin-C-Bombe aus der gelben Frucht schwören. Das bewährte Rezept: den Saft einer frischgepressten Zitrone in ein Glas geben, mit heißem Wasser aufgießen und mit einem Teelöffel Honig süßen. Experten weisen jedoch darauf hin, dass sich Vitamin C nicht zur Behandlung, sondern lediglich zur Vorbeugung eines Infektes eignet. Und dass frischer Zitronensaft, der mit kochend heißem Wasser übergossen wird, seinen Vitamin-C-Gehalt komplett verliert, da Vitamin C nicht hitzebeständig ist. Das heißt also: Wer den sauren Genuss als Heilmittel nutzen will, sollte frische Zitrone eher als Kaltgetränk oder lauwarm genießen. Dazu kann man z.B. das aufgekochte Wasser abkühlen lassen, bis es lauwarm ist, und dann erst den frischen Zitronensaft hinzugeben.
… und was ist mit Tee?
Der unschlagbare Klassiker unter den (winterlichen) Heißgetränken ist natürlich für viele der Tee. Es gibt ihn in unzähligen Sorten und Geschmacksrichtungen, als Wachmacher oder beruhigendes Getränk und als wunderbarer Wärmespender nach einem Winterspaziergang. Man kann ihn nach Gusto anreichern und verfeinern (s.o.) und sich unbesorgt mehrere Tassen davon gönnen, denn er hat ja keine – und auch leicht gesüßt nur wenige – Kalorien. Und je nach Sorte kann Tee sich ausgesprochen positiv auf die Gesundheit auswirken, gerade bei Erkältungen während der kalten Jahreszeit! So hilft etwa Salbeitee bei Hals- und Stimmproblemen während einer Erkältung, Lindenblütentee wirkt schweißtreibend und fördert damit die Heilung bei (fiebrigen) Infekten, Kamillentee kann man besonders gut zum Gurgeln bei Halsschmerzen verwenden, Holunderblütentee hemmt Entzündungen und Fencheltee lindert nicht nur Blähungen, sondern kann auch Heiserkeit schneller verschwinden lassen. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen weiterhin einen möglichst fröhlichen und gesunden Winter – und bei Bedarf immer eine Tasse des Lieblings-Heißgetränks!
Helga Boschitz, Jahrgang 1966, ist freie Journalistin und Texterin, lebt in Nürnberg und gehört seit Januar 2016 zum apomio.de-Team. Nach Studium und Ausbildung arbeitete sie seit Anfang der 1990er-Jahre als Magazinredakteurin und Moderatorin in Hörfunk- und Fernsehredaktionen u.a. beim Südwestrundfunk, Hessischen Rundfunk und Westdeutschen Rundfunk. Medizin- und Verbraucherthemen sind ihr aus ihrer Arbeit für das Magazin „Schrot und Korn“ sowie aus verschiedenen Tätigkeiten als Texterin vertraut.