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X-Beine und O-Beine: Beinachsenfehlstellungen behandeln

Kommentar schreiben Aktualisiert am 17. November 2017

Kein gerader Stand: Durch Veränderungen der Beinachsen können X- oder O-Beine entstehen. Die Beinfehlstellungen sind angeboren oder werden durch äußere Einflüsse wie Verletzungen, Unfälle oder Übergewicht verursacht. Wird eine Fehlstellung am Bewegungsapparat nicht behandelt, ist Verschleiß der Strukturen die Folge: Bei X- und O-Beinen besteht ein erhöhtes Risiko für Arthrose.  Eine Achsenfehlstellung der Beine ist keine Seltenheit. Etwa ein Drittel aller Kniebeschwerden gehen auf das Konto von sogenannten X- und O-Beinen. Dabei wird die Fehlstellung nicht immer diagnostiziert: Leichte Abweichungen von der Norm fallen nicht sonderlich ins Auge. Doch die Folgen für das Kniegelenk sind fatal. Normalerweise liegt das Kniegelenk auf einer Linie mit dem Mittelpunkt des Hüftgelenks und dem oberen Sprunggelenks. Diese imaginäre Linie wird auch Mikulicz-Linie genannt. Bei einem gesunden Bein beträgt der Winkel zwischen dem Oberschenkelknochen (Femur) und dem Schienbein (Tibia) etwa 174 Grad. Von einer Achsenfehlstellung sprechen Mediziner, wenn dieser Winkel um 5 Grad variiert.

Was sind X-Beine: Definition der Achsenfehlstellung

Um X-Beine (Genu valgus) handelt es sich, wenn der Außenwinkel zwischen Oberschenkel und Schienbein weniger als 150 Grad beträgt. Das Kniegelenk liegt deutlich weiter innen als Hüft- und Sprunggelenk. Durch die Verschiebung des Gelenks entsteht eine Fehlbelastung des Knies. Die Außenseite des Gelenks wird stärker abgenutzt, da sie mehr Gewicht tragen muss als gewöhnlich. X-Beine kommen vermehrt bei übergewichtigen oder adipösen Menschen vor. Durch die gesteigerte Belastung durch das überhöhte Körpergewicht verändert sich die Stellung der Knochen zueinander und die Achsenfehlstellung entsteht. Auch bei Kindern kommen häufig leichte X-Beine vor, dies ist meist allerdings nicht bedenklich.

Was sind O-Beine: Definition der ‚Fußballerbeine‘

Von O-Beinen (Genu varum) hingegen sprechen Ärzte, wenn der Außenwinkel von Oberschenkel- zu Schienbeinknochen größer als 180 Grad ist. Das Kniegelenk liegt außerhalb der erdachten Linie zwischen Hüft- und Sprunggelenk und die markante O-Form der Beine entsteht. Hier wird die Innenseite des Kniegelenks stark beansprucht und übermäßig belastet. O-Beine kommen vermehrt bei Sportlern vor. Durch ein ausgeprägtes Training der Muskulatur der Oberschenkelinnenseite kann die Fehlstellung entstehen. Auch Kinder im Grundschulalter weisen häufig leichte X-Beine auf.

Fehlstellung kann verschiedene Ursachen haben

Beinfehlstellungen können verschiedene Ursachen haben. Da Achsenverschiebungen der Beine familiär gehäuft vorkommen, vermuten Experten eine genetische Disposition. Hierbei sind meist beide Beine gleichermaßen betroffen. Doch auch äußere Faktoren können die einseitige Entstehung von X- und O-Beinen begünstigen. Beinfehlstellungen können ein Symptom einer Rachitis sein. Dabei handelt es sich um einen krankhaften Vitamin-D-Mangel der sich ungünstig auf das Knochenwachstum auswirkt. Verletzungen – insbesondere Knochenbrühe und Meniskusschäden – oder Fußfehlstellungen können die Veränderung der Beinachse ebenso verursachen. Kommt es im Wachstum zu einer Verletzung an der Wachstumsfuge (Bereich des Knochens an dem das Wachstum stattfindet und neues Knochenmaterial gebildet wird) kann ein ungünstiges Verheilen des Bruchs eine Fehlstellung verursachen. Auch Veränderungen des Hormonspiegels (Hormonstörung, Schilddrüsenerkrankungen, Wechseljahre) sind eine mögliche Ursache für X- und O-Beine. Faktoren wie Übergewicht, krankhafte Wucherungen (Tumoren) oder Entzündungen kommen auch als Auslöser in Betracht.

Was bedeutet Diagnose Achsenfehlstellung: Hausarzt und Orthopäde gefragt

Das eine Beinfehlstellung vorliegt ist meist mit bloßem Auge zu erkennen. Der Gang ist stark beeinträchtigt und durch die Fehlbelastung treten Gelenkschmerzen auf. In diesem Fall ist zunächst der Hausarzt aufzusuchen. Er ist der erste Ansprechpartner und kann über die nächsten Schritte der Behandlung entscheiden. Nach einer genauen körperlichen Untersuchung des Bewegungsapparates wird er ein Röntgenbild im geraden Stand aufnehmen, um das Ausmaß der Fehlstellung zu erfassen und eine mögliche Abnutzung des Kniegelenks zu erkennen. Liegen noch keine Knieprobleme vor, kann die Fehlstellung der Beine konservativ behandelt werden. Dazu kommen orthopädische Schuheinlagen zum Einsatz. Bei X-Beinen handelt es sich um eine keilförmige Einlage, die an der Fußinnenseite erhöht ist und die Beine so in eine gerade Position bringen. Bei O-Beinen befindet sich die Erhöhung der Einlage an der Außenseite des Fußes. Durch diese Maßnahme wird die Belastung auf das gesamte Kniegelenk verteilt und eine einseitige Abnutzung verhindert.

Welche Behandlung von X- und O-Beinen: Operation möglich

Ist das Gelenk bereits geschädigt, muss eine andere Therapie erfolgen. Die Reduktion des Drucks auf das Gelenk reicht nicht aus. Eine operative Maßnahme kann die Beine in eine gerade Position bringen und so die Beschwerden verringern. Bei dem orthopädischen Eingriff gegen X-Beine wird der Unterschenkelknochen knapp unterhalb des Knies an der Beininnenseite angesägt und leicht aufgespreizt. Der chirurgische Orthopäde kann die entstandene Lücke im Knochen durch einen künstlichen Keil auffüllen oder mit Schrauben fixieren. Durch den Verbleib der Lücke wird das Knochenwachstum angeregt und nach sechs bis zwölf Monaten ist der Knochen nachgewachsen. Bei O-Beinen kann auch am Femur operiert werden, der Schnitt in den Knochen erfolgt an der Beinaußenseite. Außerdem gibt es bei Patienten, die sich noch im Wachstum befinden, die Möglichkeit die Wachstumsfuge im einseitig vorübergehend zu versteifen. Dadurch wird das Längenwachstum auf einer Seite des Beines unterbunden, sodass die andere Seite an Größe aufholen kann. Mit dieser Methode erhoffen sich Ärzte, dass sich die Fehlstellung der Beinachse im Zuge des natürlichen Wachstums reguliert. Allerdings ist zu beachten, dass diese OP-Methode einen Eingriff in die körperliche Entwicklung darstellt. Bereits am Tag nach der Operation kann das Bein/die Beine wieder belastet werden. Nach etwa zwei Wochen an Krücken können die Patienten wieder ohne Hilfsmittel gehen. Physiotherapie zur Stärkung der Muskulatur hilft bei der Genesung. Kamen bei der Operation Schrauben zum Einsatz werden diese nach etwa 12 bis 18 Monaten entfernt. Volle Belastung und Sport sind nach circa 8 bis 12 Monaten wieder möglich.

Probleme durch Fehlstellungen der Beine: Abnutzung der Kniegelenke

Bleiben X-Beine oder O-Beine unbehandelt kommt es früher oder später zu Problemen. Manche Patienten leiden bereits bei einer leichten Beinfehlstellung unter Schmerzen im Knie und Beschwerden beim Gehen wohingegen andere mit starker Achsenverschiebung keine Symptome aufzeigen. Doch durch die dauerhafte Fehlbelastung des Kniegelenks entwickelt sich schnell eine Arthrose. Durch die Abnutzung des Knorpels wird ein künstliches Kniegelenk notwendig. Wird die Fehlstellung operativ oder konservativ therapiert, kann der Kniegelenksersatz zeitlich hinausgezögert werden. Je früher die Behandlung beginnt, desto besser sind die Chancen auf eine gesunde Gelenkalterung.

Beinfehlstellungen bei Kindern

Im kindlichen Wachstum sind die Fehlstellen der Beine normal. Babys und Kleinkinder haben natürlicherweise eine ausgeprägte O-Bein-Stellung. Das ermöglicht ihnen einen breiten Stand und somit mehr Sicherheit bei den ersten wackeligen Schritten. Mit dem Wachstum verändern sich auch die weichen Knochenstrukturen der Kinder und häufig kommt es etwa bis zum sechsten Lebensjahr zu einer Ausprägung ins Gegenteil. Doch auch die X-Beine vor der Pubertät sind kein Grund zur Sorge. Die erneute Achsenfehlstellung verliert sich im Laufe des Längenwachstums. Erst wenn während der Pubertät immer noch eine deutliche Abweichung der normalen Beinachse vorliegt, sollte ein Orthopäde die Fehlstellung bewerten.

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

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