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Der Muskelfaserriss: Folge der Überlastung

Kommentar schreiben Aktualisiert am 29. August 2017

Wenn der Muskel reißt: Vor allem beim Sport kann es durch zu große Belastung zu einer Muskelverletzung kommen. Differenziert wird zwischen Muskelzerrung, -faserriss und Muskelbündelriss. Mit der richtigen Sofortbehandlung kann die Regenerationszeit deutlich verkürzt werden. Erfahren Sie hier mehr über diese Sportverletzung.  Der humpelnde Fußballer oder der Sprinter, der seine krampfende Wade hält: Diese Bilder hat wohl jeder im Kopf, der an eine Muskelverletzung denkt. Durch zu große Belastung oder enorme Anstrengung trotz Ermüdung kann das allerdings auch einem Amateursportler passieren. Auch im Alltag können die Muskeln durch Bewegungen oder Belastung Schaden nehmen. Jeder Skelettmuskel ist in Muskelfaserbündel untergliedert. Eines dieser Bündel besteht dabei – wie der Name schon verrät – aus mehreren Muskelfasern. Eine einzelne Muskelfaser besteht wiederum aus sogenannten Myofibrillen, einem Bestandteil jeder Muskelzelle. Die kleinste Einheit der Muskulatur sind die Sakromere. Sie spielen bei der Bewegung und Muskeldehnung eine elementare Rolle.

Muskelverletzung: Zerrung, Faserriss und Bündelriss

Bei einer Muskelzerrung werden diese Sakromere überdurchschnittlich stark gedehnt. Es kommt zu kleinsten Verletzungen und die Funktion des Bewegungsapparates ist eingeschränkt. Es kommt zu Schmerzen im Muskel. Diese Art ist die leichteste Muskelverletzung. Beim Muskelfaserriss reißen einzelne Muskelfasern durch. Bei einem Bündelriss sind mehrere Fasern betroffen. Dies ist die schmerzhafteste Muskelverletzung. Der Muskelfaserriss ist eine klassische Ermüdungsverletzung. Nach lang andauernder Beanspruchung, schnellen Wechseln zwischen Beschleunigung und Abbremsen, schnellen Richtungswechseln oder wenn die Muskulatur nicht ausreichend aufgewärmt ist, kann es zu dem Verletzungsbild kommen. Vor allem reaktive Sportarten wie Fußball, Tennis, Handball oder Sprinten können Muskelfaserrisse verursachen. Doch auch im Alltag kann es zu einer solchen Verletzung kommen. Wird beim Heben schwerer Gegenstände das Gewicht unterschätzt, werden die Muskeln der Oberarme plötzlich stark beansprucht. Auch während einer Schwangerschaft können Muskelfasern reißen: Durch die starke Dehnung der Bauchdecke werden die Muskeln strapaziert. Kommt dann etwa noch die Belastung eines Hustens hinzu, kapituliert die Muskulatur.

Muskelfaserriss: krampfartiger Schmerz

Bei einem Muskelfaserriss setzt sofort ein krampfartiger Schmerz ein. Häufig sind Waden- und Oberschenkelmuskulatur betroffen. Doch auch in den Armen, am Bauch oder am Rücken können Muskelfasern reißen. Reißt gleich ein ganzes Muskelbündel, ist der Riss richtig zu spüren. Die betroffene Muskulatur kann nicht weiter belastet werden - Laufen ist nicht mehr möglich. Nach dem Riss kommt es durch die gute Durchblutung der Skelettmuskulatur zu einem Hämatom. Die Gerissenen Gefäße bluten in den Muskel. Das Anspannen oder das Dehnen des Muskels ist nicht möglich und verschlimmert unter Umständen die Beschwerden. Durch die Blutung und die Bildung eines Ödems schwillt die Stelle häufig an. Bei einem Muskelbündelriss kann manchmal eine Lücke im Muskel ertastet werden. Das Gerissene Bündel kann sich zudem als Knoten am Muskelansatz bemerkbar machen – es ist wie ein Gummiband zurück geschnalzt.

Sofortbehandlung: Kühlende Druckverbände

Sollten solche Schmerzen auftreten muss die Belastung sofort beendet werden. Als erste Behandlung empfiehlt sich die PECH-Regel. Die einzelnen Buchstaben stehen dabei für: P – „Pause“ E – „Eis“ C – „Compression“ H – „Hochlagern“ So soll eine übermäßige Blutung im Muskelinneren verhindert werden. Durch die Kälte verengen sich die Gefäße und der Blutstrom wird minimiert. Bei Sportlern ist die richtige Erstversorgung wichtig, um möglichst schnell wieder in den Trainingsalltag zurückkehren zu können. Sogenannte „Hot-Ice“-Druckverbände erzielen die besten Ergebnisse. Dazu einen Schwamm mit Eiswasser tränken und mit einem Druckverband auf den geschädigtem Muskel fixieren. Dieser Verband bleibt bis zu 20 Minuten angelegt, danach braucht das Gewebe eine Pause, damit keine Erfrierungen entstehen. Nach etwa fünf Minuten erneut einen Verband anlegen. Diesen Vorgang so lange wiederholen, bis die Schmerzen nachlassen.

Diagnose: Muskelfaserriss

Nach erfolgter Erstbehandlung sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Geeignete Ansprechpartner sind der behandelnde Hausarzt, ein Sportmediziner oder Orthopäde. Durch ein Gespräch mit dem Verletzten über den Hergang und eine körperliche Untersuchung ist die Verdachtsdiagnose Muskelfaserriss meist schnell gestellt. Mittels Röntgenaufnahmen kann eine Verletzung der Knochen ausgeschlossen werden. Im Ultraschall sieht der Mediziner, welcher Muskel betroffen ist und wie gravierend die Verletzung ist. Bei einer Muskelzerrung steht Ruhe auf dem Programm. Nach zwei bis vier Wochen kann der Muskel mit leichter Belastung wieder trainiert werden. Bei einem Muskelfaserriss kann nach ein bis zwei Wochen mit Lymphdrainage und Massagen die Funktionalität wieder verbessert werden. Nach vier bis sechs Wochen ist eine leichte Belastung wieder möglich. Voll belastet werden kann der Muskel wieder nach etwa acht bis zwölf Wochen.

Muskelbündelriss: Operation kann helfen

Sind besonders viele Muskelfasern oder gleich an ganzes Bündel gerissen, kann ein operativer Eingriff die Therapie deutlich beschleunigen. Sind etwa 30 Prozent des Muskelumfangs betroffen, ist die Operation das Mittel der Wahl. Mit sich selbst auflösenden Nähten werden die Enden der Muskelfasern wieder miteinander verbunden. Sowohl beim Muskelfaser-, als auch beim –bündelriss darf in den ersten Tagen keine manuelle Therapie mit Massagen, Dehnen oder Belastung erfolgen. Es besteht die Gefahr, dass sich das Hämatom so im Muskel festsetzt und verknöchert. Der Fremdkörper kann die Muskelfunktion stark beeinträchtigen. Unter Vernarbung beginnt die Heilung des Muskels nach etwa zwei Tagen. Während dieser Phase darf der Muskel auf keinen Fall belastet werden. Je mehr Narbengewebe entsteht, desto anfälliger ist der Muskel für erneute Verletzungen. Die Sportkarenz sollte daher unbedingt eingehalten werden.

Vorbeugen: Aufwärmen und Dehnen

Damit es nicht so weit kommt ist es wichtig, vor dem Sport die Muskeln vernünftig aufzuwärmen. Vor allem bei kalten Witterungsbedingungen darf das Aufwärmprogramm nicht zu kurz ausfallen. Leichte Dehnübungen können die Muskulatur auf die Belastung vorbereiten und so einen Riss verhindern. Bei spürbarer Ermüdung des Körpers sollte die Intensität des Trainings reduziert werden, beziehungsweise die Einheit beendet werden. Denn auch Knochenbrüche treten vermehrt bei Ermüdung und Überbelastung auf.

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

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