Durchfallerkrankungen im Überblick
Bei Durchfallerkrankungen unterscheidet man zwischen akuten und chronischen Durchfallerkrankungen. Die in Frage kommenden Ursachen sind hierbei vielfältig. Wie kommt es zu Durchfall? Warum ist der Verdauungstrakt in Aufruhr? Wie kann man Durchfall entgegenwirken? Mehr dazu im folgenden Beitrag.
Definition Durchfall
Durchfall, im medizinischen Sprachgebrauch Diarrhö bezeichnet, ist eine gehäufte Entleerung wässriger Stühle - bei Erwachsenen ist die Rede, wenn man mehr als dreimal täglich Stuhlgang in vermehrter, dünnflüssiger Form hat. Die Stuhlfrequenz sowie Stuhlbeschaffenheit bestimmen Durchfall. Bei Durchfallerkrankungen unterscheidet man zwischen akuten und chronischen Durchfallerkrankungen:
- akut: Darminfektionen durch Bakterien, Viren, Pilze, Trichinen, Ernährungsfehler, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Nahrungsmittelvergiftungen, psychogen durch Angst, Schreck, Freude
- chronisch: Unterfunktion der Bauchspeicheldrüse, Zöliakie (Sprue), Würmer, Amöbenbefall, Vitaminmangel, besonders des Vitamin B2, gewohnheitsmäßiger Missbrauch von Abführmitteln, Darmgeschwüre, Morbus Chron
In dem folgenden Artikel werden überwiegend die infektiösen Darminfektionen thematisiert, der Vollständigkeit halber sollen weitere Durchfallerkrankungen aber nicht unerwähnt bleiben.
Infektiöse Darmerkrankungen
Infektiöse Darmerkrankungen können mit sehr unterschiedlichen Erscheinungen ablaufen. Manche Betroffene habe nur vorübergehend geringe Appetitlosigkeit, Übelkeit und Unwohlsein; andere leiden unter Erbrechen und Durchfällen, die in wenigen Stunden ein Kreislaufversagen nach sich ziehen können. Insbesondere drei Bedingungen, die das Krankheitsgeschehen bestimmen, sind
- die Art des Krankheitserregers
- der Ort des Krankheitsgeschehens im Körper
- der Allgemeinzustand des Patienten
Je gefährlicher der Erreger und je jünger, älter oder immungeschwächter der Patient ist, desto schwerwiegender ist im Allgemeinen der Verlauf der Darminfektion. An infektiösen Durchfallerkrankungen sterben in den Entwicklungsländern jährlich Millionen Menschen, besonders Kinder. In Deutschland verlaufen viele Darminfektionen so komplikationslos, dass die Patienten nicht einmal zum Arzt gehen müssen. Im Vordergrund der Erscheinungen einer Dünndarmentzündung, auch Enteritis genannt, steht der Durchfall, oft verbunden mit Appetitlosigkeit, Übelkeit, Bauchschmerzen sowie Erbrechen. Die Durchfälle können wässrig sein, sehr häufig auftreten und dadurch zu lebensbedrohlichen Situationen führen. Der Brechdurchfall des Säuglings, welcher im weiteren Verlauf des Artikels näher erläutert wird, ist ein Beispiel dafür. Bei überwiegender Beteiligung des Dickdarms, eine Dickdarmentzündung wird Colitis bezeichnet, treten Schleim- und Blutbeimengungen, manchmal auch Eiter im Stuhl auf. Zudem ist schmerzhafter Stuhlgang (Tenesmen) und auch sehr heftige Bauchschmerzen für das Krankheitsbild kennzeichnend. Wenn der Krankheitserreger Salmonella typhi oder ihre Giftstoffe über den Darm in die Blutbahn eindringen, kommt es meist zu bedrohlichen Krankheitsbildern mit Sepsischarakter und/oder schweren Organschäden an Herz, Leber, Lunge, Nieren, Zentralnervensystem.
Ursachen und Entstehung
Für den infektiösen Durchfall kommen sehr viele Erregerarten als Verursacher in Frage. Sie gelangen meist durch verunreinigte Nahrungsmittel oder Trinkwasser in den Darm. Ihr Auftreten kann also auf schlechte hygienische Bedingungen zurück zu führen zu sein, weswegen Durchfallinfektionen in den Entwicklungsländern ein weit verbreitetes Problem darstellen. Die Erreger werden in sehr unterschiedlicher Weise wirksam. Die häufigste Virusart sind die Rotaviren. Sie verursachen fast die Hälfte aller Durchfallinfektionen in den ersten vier Lebensjahren. Rotaviren zerstören die Zellen der Darmschleimhaut, legen die Verdauungsfunktion lahm und führen darüber hinaus zu schweren wässrigen Durchfällen mit erheblichen, bisweilen lebensbedrohlichen Flüssigkeits- und Salzverlusten.
Weitere infektiöse Durchfallerkrankungen
Es gibt auch zahlreiche andere Viren, die Durchfallerkrankungen auslösen können (Darmgrippe). Auch Bakterien führen zu Darminfektionen, vermehrt, wenn sie die Fähigkeit zur Haftung, auch als Adhäsion beschrieben, an den Schleimhautzellen besitzen. Nach ihrer Anheftung haben die Bakterien drei verschiedene Möglichkeiten, Krankheitserscheinungen hervorzurufen:
- sie geben Giftstoffe ab, die den Darm schädigen (Enterotoxine); schwere Durchfälle sind die Folge (Beispiel: Choleravibrionen)
- sie dringen in die Epithelzellen ein, vermehren sich in ihnen und führen zu Entzündungen der Darmschleimhaut und verursachen Geschwürbildungen mit schmerzhaften, oft blutig-schleimigen Stuhlentleerungen (Beispiel: Ruhrbakterien)
- sie durchdringen die Darmwand, vermehren sich in dem darunter gelegenen Gewebe und in den Lymphknoten und können sich sogar über das Blut im ganzen Körper ausbreiten (Beispiel: Salmonella)
Brechdurchfall
Bringt ein Säugling Nahrung wieder heraus oder hat dünne Stühle, kann man noch nicht von Brechdurchfall sprechen. Es gibt sogenannte „Speikinder“, die nach dem Trinken Nahrungsreste wieder herausbringen und trotzdem an Gewicht zunehmen und gesund sind. Auch der dünne Stuhl im Säuglingsalter ist noch kein Anzeichen für eine Durchfallerkrankung. Besonders voll gestillte Kinder neigen zu konsistenzarmen, häufigen Stühlen, die nicht als Diarrhoe fehlgedeutet werden sollten. Eine regelmäßige Gewichtskontrolle ist dennoch von großer Bedeutung. Eine Durchfallerkrankung bei Kindern muss auf jeden Fall als ernstzunehmend aufgefasst werden: durch das Erbrechen und mehr noch mit dem Stuhl verlieren Kinder große Mengen Flüssigkeit und Mineralien. In Stunden können die Kinder mehrere hundert Gramm Gewicht verlieren, was bedeutet, dass Flüssigkeit für den reibungslosen Blutstrom fehlt. Die Gewebe werden nicht mehr mit hinreichend Sauerstoff und Nährstoffen versorgt bzw. von giftigen Stoffwechselprodukten entschlackt. Der schwere Durchfall mit Gewichtsverlusten, die zehn Prozent des Körpergewichts übersteigen, kann in kürzester Zeit zum Kreislaufversagen (Schock), zur Ansäuerung der Gewebe (Azidose) und zur inneren Vergiftung (Toxikose) führen. Die Kinder werden bewegungsärmer und ruhiger, bis sie nicht mehr schreien, sondern nur noch wimmern und schließlich bewusstlos daliegen. Ihre Augen sind eingefallen, Haut und Schleimhäufte ausgetrocknet, die Hautfarbe blaugraubläulich, die Haut kalt. Kinder in seinem solchen Zustand sind in größter Lebensgefahr und müssen sofort eine geeignete Infusionstherapie erhalten.
Behandlung und Vorbeugung
Eine Behandlung hat sich nach der Ursache zu richten. Die akuten Sommer- und Reisedurchfälle bedürfen meist keiner medikamentösen Behandlung. Bei starken Durchfällen muss in erster Linie der Kreislauf durch ausreichende Flüssigkeitszufuhr stabilisiert werden. Darüber hinaus ist eine Darmschonung angebracht. Sollten die Durchfälle länger als zwei bis drei Tage anhalten, so ist ärztlicher Rat einzuholen. Unter der oralen Rehydrationstherapie versteht man das Angebot einer Zucker-Salz-Lösung, welche rechtzeitig eingenommen werden muss, um den täglichen Ausgang von schweren Durchfallerkrankungen erfolgreich abwenden zu können. Die Glukose sorgt für eine gute Funktion der Darmzellen, welche die Aufnahme der notwendigen Flüssigkeit und Salze garantieren. Vorbeugen kann man Darminfektionen durch folgende leicht anzuwendende Maßnahmen:
- auf dem Markt gekaufte, unverpackte Lebensmittel und Obst vor dem Verzehr gründlich reinigen
- „nach dem Stuhlgang, vor dem Essen – Händewaschen nicht vergessen!“ – persönliche Hygiene ist die beste Vorbeugung gegen eine gefährliche Darminfektion
Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.