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Gicht: Harnsäure schädigt Gelenke

Kommentar schreiben Aktualisiert am 10. Dezember 2015

Schmerzhafte Einlagerung in den Gelenken: Durch einen zu hohen Harnsäurespiegel im Blut lagern sich bei Gicht Kristalle in den Gelenken ab. Dadurch leidet der Betroffene unter Schmerzen und Entzündungen. Gicht kommt vor allem in Industrieländern vor, da die Stoffwechselkrankheit eng mit einer fleischreichen Ernährung zusammenhängt. Doch mit der richtigen Ernährung kann die Krankheit in Schach gehalten werden, sodass es gar nicht erst zu Einschränkungen und Verformungen kommt.

Nächtliche stechende Schmerzen in der großen Zehe: Das ist häufig das erste spürbare Zeichen der Stoffwechselerkrankung Gicht (Arthritis urica). Grund dafür ist ein erhöhter Harnsäurespiegel im Blut und daraus resultierende Kristalleinlagerungen in Gelenken. Diese Ablagerungen führen zu rheumatischen Beschwerden wie Schmerzen, Schwellung und Entzündung. In der Regel hat Gicht eine genetisch bedingte Ursache. Die meisten betroffenen Patienten sind männlich und leben in einer Wohlstandgesellschaft. Ein hoher Fleischkonsum unterstützt die Entstehung der Krankheit.

Gicht: Ursache und Entstehung

Gicht ist der Sammelbegriff für verschiedene Krankheiten, die durch einen zu hohen Harnsäurespiegel im Blut entstehen. Harnsäure entsteht im Körper beim Abbau Purinen. Sie sind in den körpereigenen Zellen vorhanden und werden zusätzlich über die Nahrung zugeführt. Vor allem fettes Fleisch und Fisch enthalten eine hohe Konzentration von Purinen. Durch eine gesteigerte Zufuhr erhöht sich der Harnsäuregehalt im Organismus. Dieser kann die Säure allerdings nicht abbauen, sondern nur über die Nieren und den Darm ausscheiden. Scheiden die Nieren zu wenig Harnsäure aus als im Körper entsteht, kommt es zu einer Hyperurikämie. Ein gesunder Organismus enthält insgesamt etwa ein Gramm Harnsäure. Bei Gicht ist dieser Wert deutlich höher.

Ist der Harnsäuregehalt im Blut zu hoch, kann diese kristallisieren und sich in den Gelenken anreichern. Das führt zu den typischen Gicht-Schmerzen und Entzündungen. Vor allem das Grundgelenk der großen Zehe, sowie weitere Fußgelenke sind davon betroffen. In manchen Fällen macht sich Gicht im Knie- oder Sprunggelenk bemerkbar, bei den wenigsten Patienten treten die Symptome in Schulter- oder Fingergelenken auf. Der erste Gichtanfall tritt meist nachts und nach einer üppigen Mahlzeit oder starkem Alkoholgenuss auf. Die Schmerzen halten einige Stunden bis mehrere Tage lang an.

Angeboren oder Begleiterscheinung?

Bei dem Begriff „Gicht“ unterscheidet man zunächst die primäre von der sekundären Hyperurikämie. Die primäre Hyperurikämie ist erblich bedingt. Die Ausscheidungsfunktion der Nieren ist gestört, sodass zu wenig Harnsäure mit dem Urin ausgeschieden wird und folglich die Konzentration im Blut ansteigt. Die sekundäre Form tritt als Begleiterscheinung einer anderen Grunderkrankung auf. Bei Krebserkrankungen, einer Chemotherapie, Diabetes mellitus oder auch durch die Einnahme bestimmter Medikamente steigt der Harnsäurespiegel an und es kommt zu den Gicht-Symptomen.

Des Weiteren kann eine Gicht-Erkrankung in verschiedene Stadien eingeteilt werden. Die Krankheit entwickelt sich über viele Jahre hinweg, weshalb der Betroffene meist erst mit dem ersten Gichtanfall darauf aufmerksam wird.

Einteilung in Krankheitsstadien und deren Symptome

  • Stadium 1: Gesteigerte Harnsäure-Werte im Blut (mehr als 7 Milligramm pro Deziliter Blut), allerdings ohne Krankheitserscheinungen.
  • Stadium 2: Der erste Gichtanfall tritt auf. Dieser kommt meist zwischen dem 20. Und 40 Lebensjahr bei Männer auf (bei Frauen später). Typische Symptome sind starke Schmerzen, Rötung, Schwellung, gelegentlich Fieber und Übelkeit. Der Anfall kann unbehandelt bis zu 14 Tage lang andauern.
  • Stadium 3: Der Zeitraum zwischen den Anfällen. Es können mehrere Monate oder auch Jahre vergehen – ohne Symptome. Der Harnsäure-Wert ist allerdings konstant erhöht und es kann auch ohne Krankheitsanzeichen zu einem weiteren Gichtanfall kommen.
  • Stadium 4: Chronische Gicht. Kommen immer mehr Anfälle vor, können die Schmerzen in den Gelenken chronisch werden. Es kommt zu einer strukturellen Veränderung des Gewebes, Gelenk- und Nierenschäden können entstehen. Im schlimmsten Fall kann es durch Harnsäureeinlagerungen in den Nieren zu einem Organversagen kommen.

Diagnose durch den Arzt

Wichtig ist es bei dem ersten Gicht-Anfall sofort einen Arzt aufzusuchen. Am ersten Anfall-Tag kann die Diagnose am sichersten gestellt werden, da sich nach und während einem Anfall die Harnsäurewerte normalisieren. Der Hausarzt oder auch ein Facharzt für Innere Medizin kann mit einem Bluttest diesen Wert bestimmen. Außerdem kann die Gelenkflüssigkeit entnommen und auf den Harnsäuregehalt getestet werden. Liegt die Säure vor, handelt es sich ziemlich sicher um Gicht.

Auch die Anamnese kann dem behandelnden Arzt Aufschluss über die mögliche Ursache der Schmerzen geben. Da Gicht genetisch bedingt vorkommt, häufen sich die Fälle in einer Familie. Die Prognose für ein Leben mit der Krankheit ist gut: Wird Gicht früh erkannt gibt es kaum Einschränkungen oder bleibende Schäden. Wichtig ist es sich an die verschriebene Therapie (Diät, Krankengymnastik, Medikamente) zu halten auch wenn zeitweise keine Symptome auftreten.

Gicht-Therapie: Schmerzen lindern

Bei einem akuten Gichtanfall ist es nötig die Schmerzen schnell zu lindern und die Gelenkentzündung zu stoppen. Dazu verschreibt der Arzt häufig Diclophenac oder Indometacin. Kühlende Umschläge, etwa mit Quark, können sich positiv auf Schwellung und Schmerzen auswirken. Auch Wärmebehandlung der Gelenke kann Besserung bringen.

Ist der erste Gicht-Anfall überstanden gilt es den Harnsäuregehalt des Blutes zu normalisieren. Das Ziel sollten etwa 5,5 bis 6,4 Milligram pro Deziliter Blut sein. So kommt es im weiteren Verlauf zu weniger Beschwerden. Die Therapie basiert auf drei Ansätzen: Verringerung der Purin-Zufuhr, Erhöhung der Harnsäureausscheidung und Hemmung der Umwandlung von Purin zu Harnsäure.

Richtige Ernährung bei Gicht

Vor allem über die Ernährung kann die Gicht-Erkrankung beeinflusst werden. Durch eine geringere Zuführung von Purinen sinkt der Harnstoffspiegel im Blut. Vor allem fettes Fleisch, Wurst, Fisch und Fischhaut, aber auch einige Gemüsesorten enthalten hohe Purin-Konzentrationen. In Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt kann ein ausgewogener und purinarmer Ernährungsplan erstellt werden. Magere Milchprodukte eignen sich in einer Gicht-Diät besonders gut. Die enthalten kaum Purine. Auf Alkohol sollte verzichtet werden, da sein Abbau die Ausscheidung von Harnsäure verringert. Übergewicht sollte umgehend abgebaut werden, da mit dem Körpergewicht auch die Beschwerden zunehmen. Von einer Null-Diät und Fasten sollte dringen abgesehen werden, dadurch kann ein Gicht-Anfall ausgelöst werden.

Reicht eine Umstellung der Ernährung nicht aus, kann der Harnsäurewert mit Medikamenten beeinflusst werden. Sogenannte Urikosurika steigern die Ausscheidung der Säure. Dadurch muss der Patient vermehrt Urinieren und mindestens zwei Liter Wasser pro Tag zu sich nehmen. Eine andere Medikamentengruppe, die Urikostatika, verhindern den Abbau von Purinen zu Harnsäure. Am Beginn einer medikamentösen Therapie werden meist beide Stoffe eingesetzt.

Physikalische Therapie und Operation bei Gicht

Mittels physikalischer Therapie können die Gicht-Beschwerden oft gut in Schach gehalten oder sogar verbessert werden. Ultraschall- oder Wärmebehandlungen können die Beweglichkeit des Gelenks unterstützen und Schmerzen lindern. Durch das Training bestimmter Muskelgruppen werden die Gelenke entlastet und es kommt langfristig zu weniger Komplikationen. Durch Krankengymnastik können Fehlstellungen und Verformungen verhindert werden.

Haben die eingelagerten Kristalle bereits Schaden am Gelenk angerichtet, können die gebildeten Gicht-Knoten (Tophi) operativ entfernt werden. Bei größeren Schäden kann ein künstliches Gelenk eingesetzt werden.

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

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