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Ist vegan wirklich gesund?

Kommentar schreiben Aktualisiert am 04. Dezember 2014

Die vegane Lebensweise ist schon lange kein neuer Trend mehr, den man glaubt, verfolgen zu müssen – in Deutschland verzichten immer mehr Menschen auf tierische Lebensmittel.

Schätzungsweise 80.000 ernähren sich vegan und die Zahl derer, die über eine Ernährungsumstellung nachdenken, nimmt stetig zu. Ist vegan wirklich so gesund, wie man annimmt?

Die Steigerung des Vegetarismus ist der Veganismus

Der Begriff „vegan“ geht auf den Engländer Donald Watson zurück – er war Gründer der Vegan Society und Erfinder dieses Wortes, indem er die beiden ersten und die beiden letzten Buchstaben des englischen Wortes „vegetarian“ gebrauchte. Watson selbst war seit seinem 14. Lebensjahr Vegetarier und wurde später zum Veganer.

In der Ernährungswissenschaft unterscheidet man zwischen drei Arten des Vegetarismus: Die erste Art ist die der ovo-lakto-vegetabilen Kost, bei welcher man auf Fleisch verzichtet, dafür aber Milchprodukte und Eier verzehrt. Die zweite Art bezeichnet man als lakto-vegetabilen Vegetarismus; hier wird sowohl auf Fleisch als auch auf Eier verzichtet, Milchprodukte sind erlaubt. Die dritte Art des Vegetarismus, die der vollkommen veganen Kost, gilt als strengste Form unter den drei Arten, bei welcher nur pflanzliche Lebensmittel auf dem Speiseplan stehen.

Der Verzicht auf tierische Produkte ist nicht nur ernährungsbedingt zu betrachten: Für viele Veganer kann dies der erste Schritt für eine komplett tierfreie Lebensweise sein, wo Lederware, Pelze und jegliches tierischen Ursprungs als Tabu gelten.

Gründe für den Veganismus

Es gibt viele Gründe, sich vegetarisch zu ernähren, wenn man einen Blick auf die Negativschlagzeilen der vergangenen Jahre wirft, wo das Verzehren von Fleisch mit BSE, Schweinepest, Vogelgrippe und Antibiotika in Verbindung gebracht wird.

Ein hoher Fleischkonsum steht ebenfalls im Verdacht Krankheiten wie Rheuma und Gicht zu begünstigen; rotes Fleisch trage außerdem dazu bei, das Darmkrebsrisiko zu erhöhen. Die Gründe für den Veganismus weiten sich auf deren Grundlage aus und betreffen ethische Aspekte: Die Intention ist es, ein Zeichen gegen die Massentierhaltung und der qualvollen Schlachtung der Tiere zu setzen. Auch ist „Bio“ für Veganer nicht mehr ausreichend, denn obwohl hier eine bessere Tierhaltung geboten wird, leben diese nicht im natürlichen Sinn, sondern werden gezüchtet, um verzehrt zu werden oder eine so große Milch- und Eierproduktion zu erzielen, damit es sich wirtschaftlich rechnet – für Veganer ist dies ethisch nicht vertretbar, sie möchten dafür nicht mitverantwortlich sein.

Ist vegan mit Mangelernährung gleichzusetzen?

Es sind nur wenige Studien zur Gesundheit von Veganern verglichen mit der von Fleischessern vorhanden. In London habe man eine Untersuchung durchgeführt, in welcher man zwölf Jahre lang sowohl Veganer als auch Fleischesser begleitet hat und zu folgendem Ergebnis gekommen ist:

Diejenigen, die sich vegan ernährten, hatten nachweislich geringere Blutfettwerte, gesündere Nieren und ein besseres Körpergewicht – ob man diese positiven Effekte allerdings dem Fleischverzicht zuschreiben kann, ist fraglich, denn Menschen, welche sich intensiv mit der Ernährung auseinander setzen, haben grundsätzlich eine gesundere Lebensführung, indem sie viel Sport treiben und Nikotin- und Genussmittel meiden.

Trotz allem kann eine vegane Lebensweise umstritten sein: körperliche Mangelerscheinungen sind vorzubeugen, denn durch den kompletten Verzicht auf tierische Lebensmittel werden dem Körper auch wichtige Vitamine und Mineralstoffe verwehrt, die nur aus der tierischen Quelle von unserem Körper aufgenommen und verwertet werden kann.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, DGE, warnt daher sogar vor einer rein veganen Ernährung, die besonders in der Schwangerschaft und Stillzeit sowie im gesamten Kindesalter nicht geeignet ist, da eine „adäquate Nährstoffversorgung und die Gesundheit nicht sicherzustellen“ ist.

Vitamin B12 Mangel

Das bedeutende Vitamin B12 steckt beispielsweise ausschließlich in tierischen Produkten wie Fleisch, Fisch oder Eiern und kann leider nicht über pflanzliche Lebensmittel aufgenommen werden. Fehlt B12 kann dies zur dauerhaften Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, ständiger Nervosität oder Depressionen führen. Vitamin B12 als Nahrungsergänzungsmittel sollte demnach unbedingt eingenommen werden.

Kalziummangel

Die Hauptquelle für den Mineralstoff Kalzium, welcher von großer Bedeutung hinsichtlich des Knochenwachstums und der Vorbeugung von Osteoporose ist, steckt in Milch und Milchprodukten wie Käse oder Joghurt. Der tägliche Bedarf an Kalzium ist sehr hoch und sollte bei einer veganen Ernährung sehr gut geplant werden: ein Erwachsener benötigt etwa 1000 mg pro Tag, ein Jugendlicher 1200 mg pro Tag, sodass der Verzehr von Sesam, Mandeln, grüne Gemüsesorten wie Broccoli und Ruccola regelmäßig auf dem Speiseplan stehen sollten, um einen Kalziummangel vorzubeugen.

Vitamin D Mangel

Genauso wie Vitamin B12 ist auch Vitamin D ausschließlich größtenteils in tierischen Produkten vorhanden, wodurch ein Vitamin D Mangel sehr schnell bei Veganern die Folge sein kann – hier empfiehlt es sich direkt auf Nahrungsergänzungsmittel zurück zu greifen, besonders in den Wintermonaten.

Denn die Sommermonate bieten eine gute Alternative den Vitamin D Speicher aufzufüllen: Die Aufnahme der Sonnenstrahlung über die Haut ermöglicht dem Körper Vitamin D zu synthetisieren.

Die Empfehlung für Veganer

Sich dauerhaft vegan zu ernähren, sollte durchaus mit Bedacht entschieden werden und nicht aus einer Laune heraus entstehen – für eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung sei stets verantwortungsbewusst zu sorgen. Hierbei empfiehlt der Vegetarierbund Deutschland (Vebu):

„Obst und Gemüse als Grundlage für die Ernährung, reichlicher Verzehr von Getreide und Vollkornprodukten, außerdem sollten Hülsenfrüchte häufig auf dem Speiseplan stehen. Dazu Nüsse, gerne Sojaprodukte (wenn keine Allergie gegen Soja vorliegt), Samen und pflanzliche Öle. Um Mangelerscheinung entgegenzuwirken empfiehlt der Vebu Veganern überdies angereicherte Produkte und Ergänzungsmittel für eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen.“

Der Einstieg in eine vegane Ernährungsweise ist nur dann als gesund zu betrachten, wenn diese wenigen oben genannten Empfehlungen nicht außer Acht gelassen werden, denn erfahrungsgemäß ist zu beobachten, dass gerade Veganer, die aufgrund des ethischen Aspektes motiviert sind, sich frei von tierischen Produkten zu ernähren, diese Empfehlungen nicht einhalten bzw. umsetzen und abschreckende Beispiele dafür sind, dass der Veganismus krank machen kann.

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J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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