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Phobien: Wenn die Angst vor Höhe, dem Aufzug und der Prüfung zu groß wird

Kommentar schreiben Aktualisiert am 31. Januar 2015

Panische Angst davor, sich in einem Aufzug aufzuhalten? Angst vor Spinnen? Oder vielleicht übermäßige Höhenangst? In der Psychologie spricht man von einer phobischen Neurose, die gekennzeichnet ist durch übertriebene Furcht vor Objekten, Umgebungen oder bestimmten Situationen. Die Liste der aktuellen Phobien ist ziemlich lang und reicht von A bis Z. Sind Phobien zu überwinden?

Furcht ist nicht gleich Furcht

Die Furcht bei einer Phobie unterscheidet sich von den vernünftigen Reaktionen, die die Menschen in objektiv gefährlichen Situationen erleben. Das heißt: Die phobische Person hat irrationale Ängste. Der Fotograf Leif Skoogfors stellt zum besseren Verständnis eine Momentaufnahme eines Mädchens dar, welches von Tauben umgeben ist und ihr Gesichtsausdruck dabei völlig verängstigt und ihre Hände hinter ihrem Kopf verschränkt sind. Die Furcht dieses Mädchens ist irrational, also phobisch. Denn wenn es sich nicht um Tauben, sondern vielleicht um gefährliche Schlangen handeln würde, dann wäre ihre Reaktion nachzuvollziehen und realistisch. Weitere Beispiele für Phobien können sein, wenn manche Menschen mit Panik reagieren, wenn sie sich in einer Menschenmenge aufhalten, andere wiederrum können panisch werden, wenn sie sich allein auf einem offenen Feld befinden. Auch sind Phobiker vertreten, die unter einer abnormen Furcht vor Krankheitskeimen leiden und zu extremen Maßnahmen greifen, um jede mögliche Ansteckungsquelle auszuschalten (ein gefährliches Beispiel: das Baden in einem Desinfektionsmittel). Jemand, der um sein Leben fürchtet, wenn er seine eigenen vier Wände verlässt, leidet unter einer Phobie, genauso wie die Langzeitstudenten, die jedesmal bei ihrem Abschlussexamen in Panik geraten.

Die meisten Menschen haben Phobien

Es gibt 600 verschiedene Phobien, unter die man leiden kann. Auch muss es nicht nur eine Phobie sein, sondern durchaus mehrere. Milde phobische Reaktionen sind in unterschiedlichen Graden bei einem großen Teil der Menschheit vorhanden und müssen nicht ernst genommen werden. Sobald die Phobien jedoch um sich greifen und den Betroffenen daran hindern, sein Leben uneingeschränkt zu führen, dann werden diese Reaktionen als pathologisch (krankhaft) und neurotisch eingestuft. Da es sich in der Regel um eine objektbezogene Furcht handelt, wie zum Beispiel die Furcht vor dem Fahren in einem Aufzug, kann der Phobiker aktive Schritte unternehmen, um der phobischen Situation auszuweichen bzw. ihre desorganisierende Wirkung zu vermeiden. Die Lösung: Treppensteigen. Manche Aktivitäten können jedoch unvermeidbar sein, wodurch der Betroffene ständigen, unerträglichen Krisen ausgesetzt ist. Ein Geschäftsmann, der übertriebene Flugangst hat, aber regelmäßig von einem Ort zum nächsten fliegen muss, kann die Situation bzw. die Aktivität ins Flugzeug zu steigen, nicht verhindern.

Die Psychoanalyse über Phobien

Nach dem Psychoanalytiker Sigmund Freud sind phobische Ängste Verschiebungen oder Substitute für Befürchtungen oder Wünsche, die im Unterbewusstsein bleiben. Freuds klassischer Fall handelt von einem kleinen Jungen, namens Hans, der unter einer schweren Phobie gegenüber Pferden litt. Nach Freuds Analyse war das Pferd gleichwertig mit Hans' Vater, ein symbolisches Äquivalent, auf den der Junge seine eigene Wut und seinen Ärger projiziert hatte. Ein komplexer psychologischer Prozess führte zu einer Verschiebung: Die Wut sowie die Furcht des Jungen gegenüber seinem Vater und die Furcht vor den eigenen feindseligen Gefühlen gegen ihn verschob sich auf das Pferd.

Der Behaviorismus spricht von konditionierter Angst

Wenn man vom behavioristischen Standpunkt ausgeht, dann sind Phobien konditionierte Ängste, die durch Schmerz oder Furcht entstanden sind, indem ein in der Regel zufälliger Reiz mit dem phobischen Reiz assoziiert wurde. Das klassische Experiment von Watson und Rayner, 1920, veranschaulicht diese These: ein elf Monate altes Kind, namens Albert, fühlt sich in der Gegenwart einer weißen Ratte wohl, bis konditioniert wurde, die Ratte zu fürchten, indem jedes Mal, wenn Albert die Ratte gesehen hatte ein erschreckendes Geräusch ertönte und Albert zu weinen anfing. Albert „lernte“ auf diese Weise sich vor der weißen Ratte zu fürchten und übertrug die Furcht auch auf andere kleine, flauschige Objekte, wie zum Beispiel einem Kaninchen oder einem Pelzmantel.

Unterschiedliche Ursachen sind dafür verantwortlich, dass Phobien zustande kommen. Ausgehend von dem behavioristischen Standpunkt hat ein Phobiker ein traumatisches Erlebnis in einer bestimmten Situation gehabt, welches immer wieder gegenwärtig wird.

Symptome am Beispiel der phobischen Versagens-oder Prüfungsfurcht

Eine phobische Reaktion, die zum Beispiel bei Schülern und Studenten auf beträchtliches Interesse stößt, ist die Versagens-oder Prüfungsfurcht. Personen, die an dieser Störung leiden, gehen in jede Situation, in der ihre Kompetenz bewertet werden soll, mit übermäßiger Furcht und einem hohen Anspruch, den Bewertungsmaßstäben nicht zu genügen. Die Gedanken kreisen um das Versagen; kein klarer Gedanke kann gefasst werden und man malt sich das Schlimmste aus, wenn man scheitert. Die eigenen Fähigkeiten werden unterschätzt, mit der Situation umzugehen. Der Betroffene verspürt Angst, fühlt sich unsicher, ist angespannt. Es kann zu Herzrasen führen, einem erhöhten Blutdruck, einem beschleunigten Atem sowie Schwitzen oder Zittern. Die innere Unruhe breitet sich im gesamten Körper aus und lässt Beklemmungsängste entstehen.

Besonders die phobische Versagens-oder Prüfungsfurcht ist schwer zu überwinden. Man versucht die vermeintlich „gefährliche“ Situation zu verhindern und flüchtet panisch vor ihr. Auch kann sich ein Suchtverhalten entwickeln, um die Angst zu betäuben; die Einnahme von Beruhigungstabletten oder Alkohol ist hierbei keine Seltenheit. Diese vorwegnehmende Angst kann die Leistungen des Betroffenen so sehr beeinträchtigen, dass die Wahrscheinlichkeit des Versagens sehr hoch ist.

Der Weg aus der Phobie

Grundsätzlich gilt: Eine Phobie lässt sich nur überwinden, wenn man sich dieser bewusst stellt. Zum Einen muss hierbei der Gedankengang, wenn man einer bestimmten Situation gegenüber steht, verändert bzw. in Frage gestellt werden: Überprüfen Sie, wie wahrscheinlich es ist, dass etwas Schlimmes passiert und stellen Sie sich in ihrer Phantasie vor, wie Sie die Situation gewissenhaft bewältigen, sollte tatsächlich etwas Schlimmes einsetzen. Auch spielt es eine große Rolle, das eigene Verhalten zu verändern: Indem Sie sich so verhalten, als hätten Sie ihre Angst schon überwunden und in die Situation gehen, können Sie erleben, dass diese Situation in Wirklichkeit gar nicht so schlimm ist. Ein Beispiel: Sie betreten einen Aufzug.

Mit der Zeit gewöhnen Sie sich an bisher angsterfüllte Situationen und verbinden diese zukünftig mit neutralen Gefühlen, anstatt mit Gefahrgefühlen. Der Weg aus der Phobie. Viele Ängste lassen sich bekämpfen.

Verhaltenstherapeutische Ansätze durch professionelle Hilfe können zudem das Aushalten der Ängste trainieren und eine veränderte Empfindung von Angst erbringen.

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J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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