Psoriasis: Was bedeutet Schuppenflechte für Betroffene?
Weltweit leiden etwa 125 Millionen, in Deutschland ungefähr 2 Millionen Menschen an Psoriasis (Schuppenflechte). Die chronische, meist in Schüben verlaufende Hautkrankheit ist erblich bedingt und Folge einer Fehlfunktion des Immunsystems. Ob die Veranlagung tatsächlich zum Ausbruch kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Auslöser können u.a. Verletzungen, Stress, Medikamente oder seelische Belastungen sein. Heilung ist nicht möglich, eine Linderung durch schulmedizinische und alternative Methoden schon. Erfahren Sie das Wichtigste zu Symptomen, Auslöser, Diagnose und Therapiemöglichkeiten.
Was ist Psoriasis?
Der Name kommt von dem griechischen „psao“, übersetzt: ich kratze, was eine wesentliche Begleiterscheinung der Krankheit ist. Psoriasis zeigt sich in scharf begrenzten, punktförmigen bis handtellergroßen rötlichen Herden. Sie sind mit silbrig glänzenden Schuppen bedeckt und finden sich besonders an Ellbogen, Knien, Fingerknöcheln und auf der Kopfhaut (50-80 %). Auch die Nägel können befallen sein. Bei 60 % der Patienten tritt vor allem auf dem Kopf und in den Hautfalten starker Juckreiz auf. Die Krankheit ist nicht ansteckend. Bei plötzlichem Beginn zeigen sich meist punktförmige, runde Herde, die sich über den Rand hinweg ausbreiten. Diese häufig durch Infekte ausgelöste Form wird tröpfchenförmige Psoriasis genannt und kann sich auch unbehandelt spontan wieder zurückbilden.
Was passiert in der Haut?
Während sich gesunde Haut innerhalb von 28 Tagen erneuert, läuft dieser Prozess bei der Schuppenflechte schon in 3-6 Tagen ab. Die abgestorbenen Hautzellen „stapeln“ sich bei dieser Geschwindigkeit der Neubildung. Die glänzenden Schuppen haben eine talgartige Konsistenz, ähnlich wie Kerzenwachs („Kerzenwachsphänomen“). Sie können leicht entfernt werden. Die unterste Zellschicht ist stark durchblutet und erscheint deshalb rot. Kann man dieses unterste Häutchen abziehen und kommt es zu einer punktförmigen Blutung („blutiger Tau“), sind die klassischen Anzeichen für eine Psoriasis gegeben. Die Diagnose sollte von einem Hautarzt mit Hilfe von Abstrichen und Blutuntersuchungen abgesichert werden.
Welche Erscheinungsformen gibt es?
- Psoriasis vulgaris oder Plaques-Psoriasis– die gewöhnliche Form, die zu über 90 % vorliegt, d.h. großflächige Krankheitsherde
- Psoriasis geographica – Krankheitsherde, die zusammengewachsen sind und einer Landkarte ähneln.
- Psoriasis punctata – streichholzkopfgroße Herde
- Psoriasis palmaris et plantaris – Herde auf der Innenseite der Hand und auf den Fußsohlen
- Psoriasis pustulosa – Herde mit eitrigen Pusteln
Psoriasis-Arthritis
Psoriasis kann sich auch auf die Gelenke niederschlagen. Ihre Diagnose in Abgrenzung zur rheumatoiden Arthritis ist vor allem dann schwierig, wenn die Schuppenflechte zwar anlagemäßig vorhanden ist, aber keine Hauterscheinungen zeigt, was bei 5-7 % dieser Arthritis-Patienten der Fall ist. Bei Schuppenflechte-Erkrankten mit Hauterscheinungen leiden 20 % an der chronisch entzündlichen Gelenkerkrankung. Besonders betroffen sind die Finger- und Zehengelenke.
Typ-1 und Typ-2-Psoriasis
Eigentlich kann die Erkrankung in jedem Alter auftreten. Es haben sich aber zwei Altersphasen herauskristallisiert, in denen die Schuppenflechte bevorzugt das erste Mal erscheint. Die Typ-1-Psoriasis macht rund 75 % der Fälle aus und tritt vor dem 40. Lebensjahr, meist im Alter von 15-25 auf. Der Verlauf ist oft schwerer und zeichnet sich durch viele Rückfälle aus. In der Typ-1-Psoriasis spielen die genetischen Faktoren die Hauptrolle und die Erkrankung kommt entsprechend gehäuft in der Familie vor. Die seltenere Typ-2-Psoriasis zeigt sich erst nach dem 40. Lebensjahr und hat ihren Erkrankungsgipfel zwischen 50 und 60. Der Krankheitsverlauf ist eher stabil und es besteht nur eine geringe Neigung zu Rückfällen.
Ursachen und Auslöser der Schuppenflechte
Die Ursachen sind nicht völlig geklärt. Als gesichert gilt die genetische Veranlagung. Sind beide Elternteile erkrankt, liegt die Wahrscheinlichkeit der Vererbung bei 60-70 %, ist nur ein Elternteil betroffen bei 30 %. Zu der Erbanlage müssen noch weitere Faktoren als Auslöser hinzukommen. Das können äußerlich Verletzungen, Operationen, Sonnenbrand oder ständiger Druck (Gürtel) sein. Als innere Faktoren kommen Psyche, Stress, Alkohol, Medikamente (Beta-Blocker, Antibiotika, Anti-Malaria-Mittel), Infektionskrankheiten, Stoffwechselstörungen oder hormonelle Veränderungen (Menstruation, Pubertät, Schwangerschaft) in Frage. Zu der erblichen Veranlagung kommt grundsätzlich eine Störung des Immunsystems im Sinne einer Autoimmunerkrankung hinzu.
Verschlimmernde Faktoren
Krankheitsschübe oder eine Verschlechterung können Pflegeprodukte auslösen, wenn sie die Haut austrocken oder irritieren, z.B. alkoholhaltige Lotions, aggressive Duschgels, Shampoos oder Handwaschmittel, Haarspray und Rasierschaum. Stattdessen milde, seifenfreie Produkte, Anti-Schuppen-Schampoo und eine Pflege, die feuchtigkeitsbindenden Harnstoff (Urea), Glycerin und Vitamin E enthalten, verwenden. Auch zu häufiges Waschen, Druck z.B. durch ein Uhrarmband oder enge Stiefel sowie Kratzen wirken sich ungünstig auf die Erkrankung aus.
Die Behandlung von Psoriasis
Als Grundtherapie gelten rückfettende, pflegende Salben, Lotionen und Bäder. Bei leichteren Hauterscheinungen beschränkt man sich auf äußerliche Behandlung. Dazu zählen Kortison, Vitamin D3-Produkte und antientzündliche Salicylsäure zum Ablösen der Schuppen. Teerhaltige Produkte sind aufgrund ihrer krebserzeugenden Wirkung nicht mehr aktuell. Bei mittelschwerer bis schwerer Schuppenflechte kommen UV-Lichttherapie, Badetherapie mit schwefelhaltigem Fango, Sole-Photo-Therapie in Nachahmung der Bedingungen am Toten Meer und Fischtherapie mit Saugbarben zur Entfernung der Hautschuppen zum Einsatz. Schlagen die lokale Anwendung und UV-Lichttherapie nicht an, werden Medikamente zur Entzündungshemmung von innen eingesetzt.
Alternative Methoden
Aus ganzheitlicher Sicht stellen eine Entsäuerung, innerlich und durch Bäder mit basischem Salz, eine Darmsanierung, Heilfasten und eine vollwertige Ernährung mit möglichst wenig tierischem Eiweiß die Basisbehandlung dar. Eine kurweise Leberpflege mit Mariendistel als Kapseln oder Homöopathikum hilft bei der Entgiftung. Heilsam sollen Kleiebäder, Heilerde-Auflagen und die Versorgung der Haut mit biologischem Kokosöl, Nachtkerzen- und Jojobaöl sein. Auch Myrrhe-Präparate wirken stark entzündungshemmend. Tiefergehende Ansätze sind die individuelle Behandlung durch die klassische Homöopathie oder Traditionelle Chinesische Medizin (TCM).
Ernährungsempfehlungen bei Schuppenflechte
Zu vermeiden sind Alkohol, Zitrusfrüchte, scharfes Essen und Lebensmittel, die die entzündungsfördernde Arachidonsäure enthalten, wie Schweineschmalz, Eigelb, Thunfisch, Leberwurst, Kuhmilch. Fett reduzieren, Übergewicht vermeiden. Stattdessen viel Rohkost (Gemüse, Obst, gekeimtes Getreide), hochwertige pflanzliche Öle und Kaltwasserfische (Omega-3-Fettsäuren), biologisches Kokosöl, ayurvedisches Ghee (geklärte Butter), Vitamin A und E, Zink, jodiertes Salz und viel Flüssigkeit. Der Eiweißbedarf sollte verstärkt durch Hülsenfrüchte, Soja und gesäuerte Milchprodukte gedeckt werden. Wie bei allen entzündlichen Prozessen ist eine optimale Versorgung mit Antioxidantien, wie Selen und natürliches Vitamin C (Aronia- und Acerolabeeren als Nahrungsergänzungsmittel) notwendig. Sport
Auch wenn man Schwitzen bei Psoriasis vermeiden sollte, tut gemäßigter Sport gut. Wichtig dabei sind atmungsaktive, bequeme Bekleidung, in der sich der Schweiß nicht staut, Sonnencreme mit einem hohen Lichtschutzfaktor, nur kurzes Duschen danach, damit die Haut nicht aufquillt, und eine Bodylotion mit viel Feuchtigkeit.
Wie die Psyche die Heilung unterstützen kann
Entspannungsmethoden und eine Psychotherapie, um besser und selbstbewusster mit der Erkrankung umgehen zu können, gelten als wichtige Heilfaktoren. Eine große Unterstützung stellt auch der Austausch in Selbsthilfegruppen dar.
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Beate Helm, Heilpraktikerin, freie Redakteurin und Autorin für Gesundheitsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Selfpublisherin. Weiterbildungen in Ernährungswissenschaft, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Ayurveda, psychologischer Beratung und systemischer Therapie. Langjährige Erfahrung in Yoga und Meditation. Bei apomio seit 04/2015.