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Schmerzen ohne Ursache: Fibromyalgie

Kommentar schreiben Aktualisiert am 08. April 2017
Insgesamt drei Prozent der Bevölkerung leiden unter Fibromyalgie, einem Beschwerdekomplex, bei dem es sich um starke Muskelschmerzen, die unterschiedlich beschaffen sein können, handelt – wörtlich bedeutet der Begriff so viel wie „Faser-Muskel-Schmerz“. Wie äußert sich die Erkrankung und welche Ursachen sind hierfür verantwortlich? Ist Fibromyalgie therapierbar? Inwiefern kann eine sogenannte Fibromyalgie-Ernährung beitragen? Wissenswertes im folgenden Beitrag.

Was ist Fibromyalgie

Fibromyalgie oder auch Fibromyalgie-Syndrom ist eine Erkrankung, welche Schmerzen in Muskulatur und Sehenenansätzen verursacht: an den sogenannten insgesamt 18 Tender Points – Schmerzdruckpunkte, die sich an Sehnenansätzen an den Körperregionen Nacken, Rücken, Schultern sowie Hüften befinden – haben Betroffene eine erhöhte Druckempfindlichkeit. Bestehen mindestens 11 Schmerzdruckpunkte und Schmerzen an mindestens drei Körperstellen, sprechen die Mediziner von Fibromyalgie oder Fibromyalgie-Syndrom oder generalisierte Tendomyopathie. Die Erkrankung kann in jedem Alter in Erscheinung treten – am häufigsten jedoch zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr. In 80 Prozent der Fälle sind die Betroffenen weiblich. Unterschieden werden primäre und sekundäre Formen: Die primäre Fibromyalgie tritt ohne bekannte Ursache in Erscheinung während die sekundäre Fibromyalgie nach organischen Erkrankungen auftritt – zu diesen gehören unter anderem
  • entzündlich, rheumatische Systemerkrankungen bzw. Autoimmunerkrankungen
  • Infektionserkrankungen besonders nach viralen Infekten wie Hepatitis C
  • bösartige (maligne) Tumore
  • Operationen

Ursachen

Verantwortliche Ursachen für das Auftreten einer Fibromyalgie sind nicht eindeutig bekannt, weswegen man auch von rätselhaften Schmerzen spricht: Zu beobachten ist eine familiäre Häufung, wobei nicht geklärt ist, ob eine genetische Disposition eine Rolle spielt. Während virale Infekte, Autoimmunerkrankungen und entzündlich, rheumatische Systemerkrankungen einer sekundären Fibromyalgie vorausgehen können, können auch Operationen und Unfälle mögliche Ursachen sein, da in diesem Zusammenhang Schmerzen fortbestehen können. In dieser Hinsicht kann auch eine Störung des Schmerzgedächtnis im Gehirn als mögliche Ursache in Frage kommen: das Gehirn signalisiert dauerhaft einen Schmerzreiz an eine Nervenzelle, deren Empfindlichkeit so erhöht, dass das Schmerzempfinden auch ohne Signal aktiv bleibt. Die Folge: Der Betroffene leidet dauerhaft unter Schmerzen, die aber nicht in der betreffenden Körperregion entstehen, sondern aus der gestörten Schmerzverarbeitung im Gehirn hervorgehen. Diese Vermutung wird bestärkt, da in den befindlichen Körperregionen keine krankhaften Veränderungen oder Entzündungen festzustellen sind. Der Zustand der Fibromyalgie kann sich verschlimmern, wenn folgende Faktoren dazukommen:
  • Stress
  • anhaltende schwere Arbeit
  • Müdigkeit
  • Kälte

Symptome

Besonders in der Muskulatur und in den Sehnenansätzen treten Schmerzen auf. Die Schmerzen werden nicht nur in den Extremitäten, sondern auch im Rumpf wahrgenommen und intensivieren sich bei körperlicher Belastung. Insbesondere im Rücken, in den Armen und Beinen beschreiben Betroffene einen diffusen Schmerz, welcher von Patient zu Patient unterschiedlich wahrgenommen werden kann:
  • dumpf
  • fließend
  • brennend
  • schneidend
  • bohrend
Auch haben viele Betroffene das Gefühl, ihre Weichteile seien diffus geschwollen. Weitere Begleitsymptome können sich in Verbindung mit einer Fibromyalgie äußern:
  • Schlafstörungen
  • Konzentrationsstörungen
  • Müdigkeit
  • Abgeschlagenheit
  • Reizdarmsyndrom
  • Angstzustände
  • Depressionen
  • Kopfschmerzen
  • Zittern
  • verringerte Lebensfreude
Lange Zeit galten die Betroffenen als Simulanten oder ihnen wurde nachgesagt, sie seien eingebildete Kranke und die Schmerzen womöglich psychosomatischer Ausdruck einer Depression. Diese Annahme ist aber widerlegt worden, auch wenn die Psyche bei der Erkrankung durchaus eine Rolle spielt und psychische Faktoren den Krankheitsverlauf verschlimmern können.

Diagnostik

Die Diagnose einer Fibromyalgie erfolgt anhand des ausführlichen Anamnesegespräches mit dem Patienten und der körperlichen Untersuchung. Sofern Schmerzen in mindestens drei Körperstellen über einen Zeitraum von länger als drei Monate bestehen, kann dies ein Indiz für eine Fibromyalgie sein. In diesem Zusammenhang wird besonderes Augenmerk auf die bereits erwähnten Tender Points gelegt, eine endgültige Diagnose bestätigt sich, wenn 11 von 18 Schmerzdruckpunkten betroffen sind und der Patient schmerzhaft auf den Druck dieser Punkte reagiert. Organische Veränderungen sind nicht festzustellen.

Behandlung und Krankheitsverlauf

Die Therapie zielt darauf ab, die Symptome bei einer Fibromyalgie, dessen Ursache nicht eindeutig geklärt ist, zu mindern. Das Behandlungsprogramm ist unterteilt in Patientenschulungsprogramme, verhaltenstherapeutischer Schmerztherapie, körperliche Belastungsprogramme (Ausdauertraining, Schwimmen, Joggen, etc.), der Diagnostik und Behandlung weiterer körperlicher Erkrankungen und seelischer Störungen und der eventuell temporären Gabe von Antidepressiva. Eine Fibromyalgie ist nicht für die Zerstörung von Gelenken noch anderen Strukturen des Bewegungsapparates verantwortlich, weswegen auch die Lebenserwartung nicht herabgesetzt ist – auch nach Jahren zeigen sich keine krankhaften Veränderungen in Röntgenbilden; auch gängige Labortests auf beispielsweise Rheumafaktoren bleiben ohne Befund. Ebenfalls ist die Fibromyalgie leider nicht heilbar und bleibt fortan bestehen, aber im Rahmen eines Behandlungsprogramms können Schmerzen gelindert und minimiert werden, sodass sich Betroffene besser darauf einstellen und besser damit umgehen können. Direkt vorbeugen lässt sich die Fibromyalgie auch nicht, weil nach wie vor keine wirkliche Ursache bekannt ist.

Fibromyalgie-Ernährung: Viel Obst und Gemüse

Rätselhafte Schmerzen und eine schwierige Behandlung, die keine Heilung, sondern lediglich eine Linderung schaffen, machen das Krankheitsbild Fibromyalgie für Betroffene zu einem hoffnungslosen Fall. Zwar liegen noch keine wissenschaftlich gesichterten Empfehlungen vor, aber viele Betroffene geben an, dass sich ihre Beschwerden durch eine spezielle Ernährung verbessert haben. Diese Ernährung basiert auf eine rein pflanzliche Kost, insbesondere eine vegane Ernährung trage zu einer positiven Auswirkung bei. Den Patienten werde zu einer leichten, vorübergehend pflanzlich basierten Mischkost geraten, so die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Fleisch ist reich an Arachidonsäure, die Entzündungsprozesse fördert und sollte nur in Maßen gegessen werden; gleiches gilt für Fett und Zucker. Darüber hinaus sollten täglich frisches Obst und Gemüse verzehrt werden. Auch Alkohol, Kaffee und Schokolade können muskuläre Unruhe und Sehnenreizung verstärken, weswegen von einem übermäßigem Konsum abzuraten ist. Als Ersatz dient grüner Tee, der eine antioxidative Wirkung habe. Eine spezielle Fibromyalgie-Ernährung sollte nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt und nicht durch Selbsttherapie aufgestellt werden.
J. Ehresmann
Autor: J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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