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Trichodynie: Wenn die Haare schmerzen

Kommentar schreiben Aktualisiert am 09. Januar 2019

Die Kopfhaut spannt, die Haarwurzeln schmerzen: Trichodynie beschreibt eine Empfindungsstörung im Bereich der Kopfbehaarung. Den unangenehmen Beschwerden liegen meist keine körperlichen Erkrankungen zugrunde; Betroffene haben häufig einen langen Leidensweg hinter sich, bis die Missempfindungen erkannt werden. Erfahren Sie hier, wie sich eine Trichodynie äußert und welche Maßnahmen Linderung verschaffen.  Frei aus dem Griechischen übersetzt bedeutet Trichodynie „Haarschmerz“. Denn genau das ist das am häufigsten beschriebene Symptom: Betroffene klagen über ein Kribbeln auf der Kopfhaut, Schmerzen an den Haarwurzeln oder bei der bloßen Berührung der Haare. Dabei ist meist keine Veränderung der Kopfhaut festzustellen. Die Diagnose ist dadurch erschwert.

 

Inhaltsverzeichnis:

 

Verspannung als Ursache für Trichodynie? 

Das menschliche Haar ist nicht zu Empfindungen fähig – es besitzt keine Nerven, die Schmerzsignale vermitteln könnten. Streng genommen handelt es sich daher nicht um Haarschmerz, sondern um Schmerzen der Kopfhaut. Der gesamte Schädel ist mit flachen Sehnen- und Muskelsträngen umspannt. Sie werden durch ein feines Geflecht von Blutgefäßen mit Sauerstoff versorgt und von Nervenbahnen miteinander vernetzt. Die wichtigsten Muskeln am Kopf sind der Musculus frontalis (an der Stirn), der Musculus temporoparietalis (an den Ohren) und der Musculus occipitalis (am Hinterkopf). Durch die Anspannung dieser Muskeln entsteht ein Großteil der Mimik. Die Kopfhaut spannt dieses Muskelgewebe straff um den Knochen. Am Scheitel und am Hinterkopf können Spannungen zwischen 0,7 und 1,2 Micro Volt gemessen werden. Steht die Muskulatur um den Schädel unter größerer Spannung, hat das negative Auswirkungen. Die feinen Blutgefäße unter der Haut werden zusammengequetscht und die Kopfhaut nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Außerdem werden spezielle Rezeptoren in der Haut und dem Muskel erregt, sodass es zur vermehrten Weiterleitung von Schmerz-Botenstoffen kommt. Die Folge sind intensive Schmerzen und Gefühlsstörungen im Bereich der Kopfhaut. Vor allem psychischer Stress und starke körperliche Belastung können zu einer Verspannung der Schädelmuskulatur führen und die Beschwerden verursachen.

Grunderkrankungen als Auslöser für Haarschmerzen 

Doch auch eine Reihe Erkrankungen und andere Faktoren können eine schmerzende, juckende oder kribbelnde Kopfhaut verursachen. Dazu gehört unter anderem

  • Parasitenbefall (Läuse, Milben)
  • Trockene Kopfhaut (Schuppen)
  • Haarausfall
  • Sonnenbrand auf der Kopfhaut
  • Entzündung der Haarwurzeln
  • Spannungskopfschmerz
  • Pilzbefall
  • Bakterielle Entzündung
  • Verletzung der Kopfhaut
  • Neurodermitis
  • Allergien (vor allem gegen Pflegeprodukte, aggressive Haarfarbe, o.ä.)

Symptome einer Trichodynie erkennen 

Die Symptome einer Trichodynie können von Patient zu Patient verschieden sein. Die meisten Betroffenen klagen über Missempfindungen auf der Kopfhaut, Schmerzen beim Kämmen der Haare. Einige leiden bereits unter Schmerzen, wenn sie sich durch die Haare streichen. Das Frisieren oder Haareschneiden führt zu unangenehmen Empfindungen und wird weitestgehend vermieden. Häufig kommt es neben der Trichodynie in den betroffenen Arealen zu Haarausfall. Etwa 30 Prozent aller Haarausfall-Patienten klagen über die Missempfindungen der Kopfhaut. Durch den Verlust des Haars können psychische Probleme entstehen, da es sich um eine belastende Situation handelt. Bleiben diese Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, ohne dass eine bekannte Grunderkrankung vorliegt, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Der Hausarzt oder der behandelnde Dermatologe sind die richtigen Ansprechpartner. Sollte eine Störung im Bereich der Nerven vorliegen kann auch ein Neurologe hinzugezogen werden.

Haarsprechstunden beim Dermatologen 

Einige Dermatologen bieten spezielle Haarsprechstunden an. Das ist der optimale Raum um über etwaige Kopfhautbeschwerden zu sprechen. Das Krankheitsbild der Trichodynie ist nicht weit verbreitet, sodass viele Hausärzte nicht in der Lage sind die Diagnose zu stellen. Viele Patienten klappern etliche Ärzte ab, bis ein Spezialist die Beschwerden richtig einordnen kann.

Schmerzen der Kopfhaut behandeln: Das können Sie tun 

Bei Beschwerden im Bereich der Kopfhaut ist es zunächst ratsam, auf unnötige und aggressive Pflegeprodukte zu verzichten. Dazu gehört Haarfarbe ebenso wie festigende Styling Produkte, Spülung und Conditioner. Bleiben die Schmerzen trotz Abstinenz bestehen, sollte der psychische Stress reduziert werden. Entspannungsübungen wie Muskelentspannung nach Jacobsen oder Autogenes Training unterstützen den Körper dabei im stressigen Alltag die Balance zu wahren und Stress zu reduzieren. Die verspannte Schädelmuskulatur profitiert von jeder Übung, die der Entspannung dient. Das ständige Tragen von Kopfbedeckungen wie Mütze, Helm oder Kopftuch erzeigt ein feucht-warmes Milieu auf der Kopfhaut. Hier können sich körpereigenen Bakterien ideal vermehren und eine schmerzhafte Infektion verursachen. Bei schmerzender Kopfhaut sollte daher darauf verzichtet werden. Auch zu heißes Föhnen strapaziert die Kopfhaut unnötig und kann die Beschwerden verstärken.

 

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Die Empfindungsstörung professionell behandeln 

Hat das nichts geholfen und konnte der Arzt keine Grunderkrankung wie einen Pilzbefall oder Kopfläuse feststellen, kann eine sogenannte AC-Therapie Abhilfe verschaffen. Dabei werden dem Patienten Muskelrelaxantien in die Schädeldecke injiziert. Sie unterbinden die Übertragung der Schmerzimpulse zwischen Nerven und Muskeln und lassen die Beschwerden so abklingen. Bereits nach zwei bis drei Tagen stellt sich bei 95 Prozent der Patienten eine deutliche Besserung ein. 74 Prozent der Behandelten sind sogar komplett beschwerdefrei. Die Wirkung der Therapie lässt nach einigen Monaten nach und muss für einen anhaltenden Effekt wiederholt werden. Kommt es durch die Schmerzen an der Kopfhaut oder den einhergehenden Haarausfall zu psychischen Problemen wie einem geminderten Selbstwertgefühl oder sozialer Isolation, sollte ein Psychologe aufgesucht werden. Denn die Lebensqualität der Betroffenen kann enorm unter den intensiven Schmerzen leiden. Trichodynie lässt sich medikamentös gut in den Griff kriegen und hat keine negativen Auswirkungen auf die Lebenserwartung.

 

Bildnachweis:

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Lisa Vogel
Autor: Lisa Vogel

Von Juli 2014 bis März 2018 arbeitete Lisa Vogel als Werkstudentin in der Redaktion bei apomio.de und unterstützt das Team nun als freie Autorin. Sie hat ein Studium im Fach Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin an der Hochschule Ansbach mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Hier erlangte sie sowohl journalistische als auch medizinische Kenntnisse. Derzeit vertieft sie ihre medialen Kenntnisse im Master Studium Multimediale Information und Kommunikation.

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