Wir klären alle Fakten und Mythen über Allergien
Die Zahl der Allergiker nimmt weltweit zu – insbesondere in Industrieländern mit hohem Hygienestandard ist die Tendenz steigend. Wie entstehen eigentlich Allergien? Welche Faktoren beeinflussen eine Entstehung? Sind bleibende Gesundheitsschäden zu erwarten und was passiert mit unserem Immunsystem, wenn eine Allergie ausbricht? Wissenswerte Fakten zur Volkskrankheit „Allergie“ im folgenden Beitrag.
Was weiß man über die Entstehung von Allergien?
Der Begriff „Allergie“ ist aus dem Altgriechischen Sprachgebrauch zurück zu führen und bedeutet „Fremdreaktion“ – unter Allergie im Allgemeinen ist eine überschüssige Abwehrreaktion des menschlichen Immunsystems auf etwas „Fremdes“ zu verstehen. Bei Allergikern reagiert das Immunsystem auf Stoffe, welche in der Umwelt vorhanden sind und normalerweise völlig harmlos und ungefährlich sind (Beispiel: Gräser), mit mehr oder weniger stark ausgeprägten Symptomen. Warum ein Mensch im Laufe seines Lebens eine Allergie entwickelt, ist bis heute nicht eindeutig geklärt worden. Allergische Erkrankungen haben in den letzten Jahrzehnten weltweit sehr stark zugenommen; eine Erklärung für die Zunahme gibt es allerdings bisher noch nicht. Allgemein werden Aspekte des „westlichen Lebensstils“ als mögliche Ursache für die Entstehung von Allergien gesehen.
Wissenschaftliche Untersuchungen haben Hinweise geben können, dass unter anderem folgende Faktoren eine Rolle für die Entstehung von Allergien spielen könnten:
- veränderte Lebensgewohnheiten
- Umweltbelastungen, zum Beispiel durch Feinstaub oder Autoabgase
- genetische Faktoren
- parasitärer Rückgang und eine damit verbundene Unterforderung des Immunsystems
- veränderte Ernährungsweisen
- kürzere Stillzeiten
- Stress
Sind Allergien erblich bedingt?
Die Bereitschaft, eine Allergie zu entwickeln, ist genetisch vorprogrammiert – damit ist allerdings nicht gemeint, dass jeder Mensch, welcher eine entsprechende Erbanlage in sich trägt, Allergiker wird. Denn hierbei sei lediglich das Erkrankungsrisiko erhöht. Dies ist auch in Studien mit Kindern bestätigt worden, bei denen ein oder beide Elternteile an einer Allergie erkrankt sind. Ein spezifisches Allergie-Gen gibt es demnach nicht! Ist ein bestimmter individueller Schwellenwert der Allergenmenge überschritten, kommt es zum Ausbruch einer Allergie. Man bezeichnet Substanzen, die allergische Reaktionen auslösen, als Allergene – mittlerweile sind 20.000 dieser „reizenden“ Stoffe von Medizinern ausfindig gemacht.
Die Hygienehypothese
Immer wieder wird die sogenannte Hygienehypothese bzw. Dreckhypothese für eine mögliche Ursache bei der Entstehung einer Allergie diskutiert: Diese besagt, dass ein hoher Hygienestandard bzw. übertriebene Hygienemaßnahmen insbesondere bei Kindern und Jugendlichen zu einer Unterforderung des Immunsystems führt, was zur Folge hat, dass sich das Immunsystem früher oder später gegen eigentlich völlig harmlose Stoffe richtet und diese zu bekämpfen versucht. Diese Hypothese konnte durch einige Studien sogar unterstützt werden: „So konnte gezeigt werden, dass Kinder, die schon früh mit Krankheitserregern wie Viren, Bakterien und Pilzen in Berührung gekommen sind, mit fortschreitendem Alter weniger häufig eine Allergie entwickelten als solche, die in einer vergleichsweise „sauberen“ Umgebung aufwuchsen.“ Kinder im Dreck spielen lassen ist demnach durchaus gut – der Kontakt mit Dreck und Keimen stärkt das Immunsystem und kann vor Allergien schützen und damit als mögliche Vorbeugung angesehen werden; eine keimfreie Umgebung habe eine gesundheitsschädigende Auswirkung.
Wie häufig treten Allergien auf?
Gräser, Blüten oder Katzenhaare? Auf viele Dinge können Allergiker empfindlich reagieren. Wegen der Häufigkeit ihres Auftretens sowie dem hohen sozioökonomischen Stellenwert für die Betroffenen und das Gesundheitssystem zählt man Allergien heutzutage als Volkskrankheit. Zu den häufigsten Allergien gehören
- Pollenallergie
- Hausstaubmilbenallergie
- Nahrungsmittelunverträglichkeit
- Tierhaarallergie
- Kontaktallergie wie zum Beispiel Nickel, Duftstoffe, Chemikalien
- Medikamentenallergie
- Allergische Reaktionen auf Insektenstiche
- UV-Licht/Sonnenlichtallergie
Aufgrund der Vielfalt an Allergien sind aufwendige Tests notwendig, um jene Allergene finden zu können, die bei einem Betroffenen zu Beschwerden führen. Die Diagnose Allergie kann daher sehr schwierig und langwierig sein, da sehr viele potenzielle Allergie-Auslöser in Frage kommen können und konkret identifiziert werden müssen, um allergische Beschwerden auch wirkungsvoll behandeln zu können. Mit einem sogenannten Pricktest kann der Arzt die Reaktion des Körpers auf verschiedene Stoffe prüfen.
Symptome einer Allergie
Die Symptome einer Allergie sind vielfältig und können sich in harmlosem Heuschnupfen bis hin zum anaphylaktischer Schock äußern. Mögliche Allergie-Symptome im Überblick sind folgende:
- Schwellungen und Rötungen, vor allem an Schleimhäuten
- Fließschnupfen und Niesreiz oder auch trockene Nase
- Kribbeln, Brennen und Tränen der Augen
- Juckreiz
- Husten
- Asthmaanfälle
- weitere unspezifische Symptome wie z.B. Durchfall, Kopfschmerz, Abgeschlagenheit
Ein lebensbedrohlicher Zustand einer allergischen Reaktion ist das akute Kreislaufversagen, der auch als anaphylaktischer Schock bezeichnet wird: Gelangen Allergene, beispielsweise durch den Stich einer Wespe, in den Körper, führt dies zur Ausschüttung großer Mengen von Histamin seitens der Mastzellen. Durch die Ausschüttung von Histamin, dem entzündungsfördernden Stoff, wird der gesamte Blutkreislauf überflutet, was zur Folge hat, dass sich die Gefäße weiten und der Blutdruck sinkt: Der Kreislauf bricht zusammen und wichtige Organe wie Herz und Gehirn können nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Die Notfallbehandlung besteht in der Injektion von Adrenalin, einem Medikament, welches zu einer Gefäßverengung führt und den Blutdruck wieder steigen lässt. Zudem sollten Medikamente verabreicht werden, die die Ausschüttung von Histamin hemmen.
Allergien und die Auswirkung auf die Psyche
Einer Forsa-Umfrage zufolge, bei welcher 1000 Bundesbürger für die Deutsche Gesellschaft für Gesundheitsvorsorge (DGG) befragt worden sind, haben mehr als die Hälfte angegeben (53 Prozent), ihr Leiden als Allergiker als sehr belastend beschreiben. Ein Fünftel der Betroffenen klagt über eine verminderte Lebensqualität, die sich in einer beeinträchtigten Leistungsfähigkeit äußert. Besonders Neurodermitiker leiden sehr unter geröteten Hautpartien und juckenden Ekzemen.
Behandlung von Allergien
Eine kurzfristige Behandlung der von Allergien verursachte Symptome und Beschwerden besteht in der medikamentösen Verabreichung von
- Antihistaminika (die Histamin-Ausschüttung wird geblockt)
- Glukokortikoide
- Adrenalin-Injektionen (bei drohendem anaphylaktischen Schock)
Um eine langfristige Besserung erreichen zu können, müssen Immuntherapien durchgeführt werden, welche auch als Desensibilisierung, Hyposensibilisierung oder Allergie-Impfung bezeichnet werden. Das Prinzip: In bestimmten Zeitabständen werden steigende Dosen von Allergenzubereitungen verabreicht, um das Immunsystem allmählich an die betreffenden Allergene zu gewöhnen, bis das Immunsystem nur noch in geringem Maße oder überhaupt nicht mehr allergisch auf die Allergene reagiert. Damit beispielsweise beim nächsten Pollenflug die Natur und Umwelt endlich unbeschwert genossen werden kann.
Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.