Ibuprofen bei Schmerzen und Entzündungen
Wissenswertes zu Ibuprofen
****Ibuprofen ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der so genannten nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR).
Ibuprofen gehört damit zu den sehr häufig verabreichten Schmerzmitteln, die eine entzündungshemmende und gleichzeitig fiebersenkende Wirkung haben. Die Kategorie der nichtsteroidalen Antirheumatika wurde vor rund 60 Jahren eingeführt, um diese Arzneistoffe gegen Glucocorticoide, die als steroidale Antirheumatika bezeichnet werden und z.T. schwere Nebenwirkungen haben, abzugrenzen.
Ibuprofen wird vor allem zur Behandlung von Entzündungen, leichten bis mittleren Kopf-, Zahn- und Menstruationsschmerzen, Erkältungen und grippalen Infekten eingesetzt. Auch bei Muskel- und Gelenkschmerzen (z.B. in Folge von Gelenkentzündungen und entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wie Gicht, Arthrose und rheumatoider Arthritis) kommt Ibuprofen häufig zur Anwendung, ebenso wie bei entzündlichen rheumatischen Erkrankungen von Muskeln und Organen sowie bei Fibromyalgie. Bewährt hat sich der Wirkstoff auch bei der Behandlung von Verletzungen wie Prellungen, Verstauchungen und Zerrungen.
Ibuprofen wirkt schmerzstillend (analgetisch), entzündungshemmend (antiphlogistisch) und fiebersenkend (antipyretisch).
Der Wirkstoff ist einer der meistgekauften Mittel zur rezeptfreien Schmerzbehandlung und geht in den Apotheken noch häufiger als Paracetamol und Acetylsalicylsäure (ASS) über den Ladentisch. Ibuprofen ist sowohl zur kurzfristigen Selbstmedikation als auch zur ärztlich überwachten langfristigen Therapie geeignet. Mediziner halten den Wirkstoff im Allgemeinen für sicher, verträglich und zur Selbstmedikation gut geeignet. Sie weisen jedoch vorsorglich darauf hin, dass Arzneimittel mit Ibuprofen ohne ärztliche Begleitung nicht länger als zehn Tage im Monat eingenommen werden sollten. Rezeptfrei ist Ibuprofen in der Apotheke bis zu einer Dosierung von 400 mg pro Einzelgabe erhältlich; höher dosierte Präparate müssen vom Arzt verschrieben werden.
Wie kam es zur Entwicklung von Ibuprofen als Arzneimittel?
Entdeckt wurde Ibuprofen im Rahmen eines Forschungsprojekts eines britischen Pharmaunternehmens in den 1950er- und 1960er-Jahren. Man wollte damals neue Arzneistoffe zur Behandlung rheumatischer Erkrankungen entwickeln. Im Verlauf des Projektes wurden mehrere entzündungshemmende Substanzen – darunter auch Ibuprofen – gewonnen und zum Patent angemeldet. Nach zahlreichen Tests, klinischen Studien und entsprechenden Weiterentwicklungen wurde Ibuprofen schließlich als Arzneimittel eingeführt und nach und nach auf die heute gebräuchliche Tagesdosis von 1200 bis 2400 mg (in den USA bis 3200 mg/Tag) erhöht wurde. In Deutschland ist Ibuprofen seit 1998 in einer Dosierung bis 400 mg pro Einzelgabe rezeptfrei in Apotheken erhältlich.
Wie wirkt Ibuprofen?
Der Wirkstoff Ibuprofen hemmt zunächst die Bildung der körpereigenen Prostaglandine. Das sind Botenstoffe, die im Körper freigesetzt werden, wenn es zu einer Entzündung gekommen ist, und die auch an der Entstehung von Fieber und Schmerzen beteiligt sind. Die Prostaglandine lösen im Gewebe die typischen Entzündungszeichen wie Rötungen und Schwellungen aus. Gleichzeitig reizen sie die Nervenenden und sorgen für die Weiterleitung von Schmerz und dessen Wahrnehmung im Gehirn. Dadurch, dass Ibuprofen die Produktion der Prostaglandine im Körper verhindert, lindert es die Schmerz- und Entzündungsreaktionen und wirkt damit abschwellend und schmerzstillend. Zugleich beeinflusst der Wirkstoff das Temperaturregelzentrum im Gehirn und lässt damit das Fieber sinken. Die Wirkung einer Dosis Ibuprofen hält etwa vier bis sechs Stunden an.
Welche Anwendungsformen gibt es?
Der Wirkstoff ist in zahlreichen Medikamenten von unterschiedlichen Herstellern enthalten, darunter Präparate von Bayer Vital GmbH, Heumann Pharma, Ratiopharm, Hexal und Actavis. Verfügbar ist Ibuprofen in Form von Tabletten, Filmtabletten, Kapseln, Trinkgranulat, Zäpfchen und Saft sowie als Gel zur äußerlichen Anwendung. Bis zu einer Dosierung von 400 Milligramm je Einzelgabe ist Ibuprofen rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Präparate mit einer Dosierung ab 400 Milligramm sowie Ampullen zur Injektion sind rezeptpflichtig.
Bei Kindern wird gerne auf den meist aromatisierten Ibuprofen-Saft oder auf -Zäpfchen gegen Schmerzen, Entzündungen und Fieber zurückgegriffen. Diese Mittel gelangen besonders schnell in den Blutkreislauf. Den Saft gibt es mit Anteilen von 100 mg und 200 mg Ibuprofen.
Speziell für Menschen, die unter Schmerzen des Bewegungsapparates leiden und für Sportler bzw. bei Sportverletzungen stehen mit Ibuprofen-Gel (häufig als Ibuprofen-Schmerzgel bezeichnet) und Ibuprofen-Salbe Arzneimittel zur äußerlichen, gezielten lokalen Anwendung zur Verfügung. Sie werden bei Entzündungen, Verletzungen, Verstauchungen, Zerrungen und Schwellungen sowie bei Muskel- und Gelenkschmerzen auf die betroffene Stelle aufgetragen und wirken dort mit einer hohen Wirkstoffdosis, ohne den Stoffwechsel des Körpers zu belasten, wie es bei oraler Einnahme des Wirkstoffs der Fall wäre. Damit sinkt auch das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen.
Häufig wird Ibuprofen unter der Bezeichnung Ibuprofen-Lysinat auch als Salz der körpereigenen Aminosäure Lysin eingesetzt und dadurch schneller vom Körper aufgenommen. Dadurch tritt die Wirkung beschleunigt ein. Diese schnellere Aufnahme und Wirkung kann jedoch nur bei Einnahme des Medikaments auf nüchternen Magen erzielt werden. Für Personen mit einem empfindlichen Magen-Darm-Trakt kommt diese Behandlungsform daher eher nicht in Frage.
Wie sieht es mit Selbstmedikation aus?
Die Ibuprofen-Dosierung der einzelnen Darreichungsformen variiert z.B. von Einzeldosen mit 200 über 400 und 600 bis hin zu 800 mg des Wirkstoffs. Wie oft und in welcher Menge ein Präparat angewendet werden soll und darf, hängt demnach von der Dosisstärke ab. Die entsprechenden Angaben dazu stehen im Beipackzettel und sollten stets genau befolgt werden. In der Selbstmedikation sollte die Gesamtdosis von 1.200mg pro Tag bei Erwachsenen nicht überschritten werden. Wer Ibuprofen überdosiert, muss mit verstärkten Nebenwirkungen, vor allem mit stärkeren Magen-Darm-Beschwerden, rechnen. Es kann zudem zu inneren Blutungen und Schädigungen von Nieren und Leber kommen.
Welche Nebenwirkungen hat Ibuprofen und welche Wechselwirkungen mit anderen Mitteln gibt es?
Ibuprofen hemmt nicht nur die Produktion der körpereigenen Prostaglandine, sondern auch die Bildung der schützenden Schleimschicht des Magen-Darm-Trakts (vor allem der Magenschleimhaut). Deshalb treten unter der Einnahme von Ibuprofen nicht selten Nebenwirkungen wie Sodbrennen, Bauchschmerzen, Erbrechen und sogar Magen-Darm-Geschwüre auf. Diese gastrointestinalen Beschwerden sind typische Nebenwirkungen aller nichtsteroidaler Antirheumatika (NSAR). Außerdem führt die Einnahme dieser Mittel häufig zu Überempfindlichkeitsreaktionen, Blutbildungsstörungen sowie Funktionsstörungen von Leber oder Nieren.
Medizinern zufolge gelten NSAR nur dann als überwiegend unbedenklich, wenn sie in Maßen und nur vorübergehend eingenommen werden. Bei dauerhafter Anwendung können sie allerdings krank machen und außer Magen und Darm, Leber und Niere noch weitere Organe schädigen. Wie neueste Forschungsergebnisse bestätigen, steigt auch das Risiko eines Herzinfarkts und Schlaganfalls mit langfristigem und hochdosiertem Ibuprofen-Konsum an. Daher raten Ärzte dringend, Arzneimittel wie Ibuprofen grundsätzlich so niedrig wie möglich zu dosieren und die Anwendung so kurzfristig wie möglich zu halten. Wenn eine Langzeitanwendung medizinisch notwendig ist, muss sie ärztlich beobachtet werden; zudem kann der Arzt dann zusätzliche magenschützende Medikamente verschreiben.
Vorsicht geboten ist auch bei der gleichzeitigen Anwendung von Ibuprofen mit anderen Medikamenten, weil dadurch sowohl die Wirkungen als auch die Nebenwirkungen der anderen Wirkstoffe deutlich zunehmen bzw. herabgesetzt werden können. Das gilt u.a. für das Herzmittel Digoxin, für Lithium zur Behandlung von psychischen Erkrankungen und für Phenytoin, das bei Epilepsie angewendet wird. Auch eine Kombination mit anderen nichtsteroidalen Entzündungshemmern und Schmerzmitteln sollte vermieden werden. Außerdem kann Ibuprofen die Wirkung von oral eingenommenen Diabetes-Medikamenten verstärken.
Wann darf Ibuprofen nicht eingenommen werden?
Ibuprofen darf nicht eingenommen werden
- bei einer bekannten Allergie gegen den Wirkstoff
- bei Asthma oder vorausgegangenen Asthmaanfällen, Schwellungen der Nasenschleimhaut oder allergischen Reaktionen der Haut nach oder unabhängig von der Anwendung
- bei bestimmten Blutbildungsstörungen
- wenn es in der Vergangenheit unter der Einnahme eines NSAR zu Hirnblutungen, Geschwüren und Blutungen des Magens und des Zwölffingerdarms oder zu einem Magendurchbruch gekommen ist oder wenn diese Erkrankungen vormals schon aufgetreten sind
- Entzündungen im Magen und Darm-Bereich (einschließlich Morbus Crohn und Colitis ulcerosa)
- bei schweren Nieren- oder Leberfunktionsstörungen
- bei schwerer Herzmuskelschwäche
- im letzten Drittel der Schwangerschaft
- zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren
Patienten mit Bluthochdruck, Diabetes und hohen Cholesterinwerten sowie ältere Menschen und Raucher sollten Ibuprofen nur unter ärztlicher Aufsicht einnehmen. Dies gilt u.a. auch nach größeren Operationen, bei Vorliegen von Asthma bronchiale, chronischen Atemwegserkrankungen und bei eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion sowie in der Stillzeit. Bei bestimmten Autoimmunerkrankungen wie z.B. Lupus erythematodes oder bestimmten angeborenen Störungen der Blutbildung wird nur nach genauer Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses zur Einnahme von Ibuprofen geraten.