Wissenswertes zu Laktoseintoleranz
****Laktoseintoleranz ist keine Krankheit und auch keine Allergie. Was fehlt oder zu wenig zur Verfügung steht, ist das Enzym Laktase, das den Milchzucker im Dünndarm aufspaltet. Findet dieser Prozess nicht statt, wird die Laktose im Dickdarm von Bakterien zersetzt.
Folge sind Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall. Menschen mit Laktoseintoleranz müssen deshalb genau auf ihre Ernährung achten. Zum Glück wächst die Auswahl an laktosefreien Milchprodukten und mit Tabletten kann das fehlende Enzym substituiert werden. Laktose ist aber auch in Nahrungsmitteln versteckt, wo man sie nicht vermuten würde. Schwierig wird es auch in Restaurants und auf Reisen. Die beste Kontrolle als Schutz vor dem aufgetriebenen Bauch und dem Darmknurren ist das Kochen am heimischen Herd. Ansonsten hilft nur Nachfragen, ob in den Speisen Milchzucker verarbeitet wurde.
Was ist Laktoseintoleranz?
In der Dünndarmschleimhaut wird normalerweise der Milchzucker mit Hilfe des Enzyms Laktase in zwei Einzelzucker gespalten: Glukose (Traubenzucker) und Galaktose. Sie gelangen über die Darmschleimhaut ins Blut und damit in den Körper. Fehlt das Enzym oder, was häufiger der Fall ist, wird es nicht in ausreichender Menge gebildet, gelangt die Laktose unverdaut in den Dickdarm. Bakterien vergären den Milchzucker und es entstehen Abfallprodukte. Das sind Milchsäure, Fettsäuren und Gase wie Methan, Wasserstoff und Kohlendioxid. Die Gase verursachen Blähungen und Bauchschmerzen. Die Säuren und die Laktose ziehen Wasser und erhöhen die Flüssigkeitsmenge im Dickdarm. So entsteht der Durchfall.
Wie viele Menschen haben die Unverträglichkeit?
Weltweit betrachtet ist die Laktoseintoleranz fast schon normal. 70-75 % der Menschheit sind davon betroffen. Sie verfügen im Säuglingsalter über genügend Laktase, um die Muttermilch zu verdauen. Spätestens ab dem 3. Lebensjahr verliert sich die Bildung des Enzyms, da die Kinder jetzt in der Lage sind, auch andere Lebensmittel zu sich zu nehmen. Das gilt für fast 100 % der Bewohner Chinas und Südostasiens. In Afrika und Südamerika sind es 60 %. Ausnahme bildet der Norden Europas. Hier begann man vor 6000 Jahren mit Ackerbau und Viehzucht und verlängerte die Aufnahme der Muttermilch durch das Trinken von Kuhmilch, die als Nahrungsmittel in großer Menge zur Verfügung stand. Da es ein Überlebensvorteil war, auch Kuhmilch verdauen zu können, änderte der Körper sein Erbgut (Mutation) dahingehend, dass die Laktase nicht nur in der Säuglingszeit, sondern lebenslang gebildet wird. In Deutschland sind es deshalb nur ca. 15 %, die Milchzucker nicht oder nicht ausreichend verdauen können.
Welche Formen der Laktoseintoleranz gibt es?
Die häufigste Form ist die primäre Laktoseintoleranz. Milchzucker kann als Säugling und Kleinkind noch gut verdaut werden. Ab dem 5. Lebensjahr und zunehmend in der Pubertät und als junger Erwachsener wird weniger Verdauungsenzym gebildet. Die Unverträglichkeit stellt sich ein und verstärkt sich weiterhin mit dem Alter. Die Produktion von Laktase nimmt ab, wird aber meist nicht vollständig eingestellt. Somit können über den Tag verteilt noch kleine Mengen Milch oder Milchprodukte unbeschadet aufgenommen werden.
Die seltene angeborene Laktoseintoleranz beruht auf einem Gendefekt. Die Bildung der Laktase findet schon von Geburt an nur minimal oder gar nicht statt. Die Verdauung der Muttermilch ist nicht möglich und das Neugeborene leidet schon nach wenigen Tagen an anhaltendem Durchfall. In sehr seltenen Fällen ist es möglich, dass der Milchzucker schon im Magen aufgenommen wird, in die Blutbahn gelangt und zu schweren Vergiftungen führt.
Bei manchen Neugeborenen dauert es bis zu ein paar Monaten, bis die Darmschleimhaut soweit entwickelt ist, dass sie Laktase bilden kann. Auch sie können so lange keine Muttermilch vertragen. In beiden Fällen brauchen die Säuglinge eine Spezialnahrung, da die übliche Säuglingsnahrung viel Laktose enthält.
Die sekundäre oder erworbene Laktoseintoleranz ist meist nur vorübergehend und Folge einer Erkrankung der Darmschleimhaut. Die Produktion von Laktase ist entsprechend herabgesetzt. Nach Abheilung der Erkrankung ist die Bildung der ursprünglichen Menge des Verdauungsenzyms wieder möglich. Ausnahme: chronische Entzündungen. Auch eine Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) kann eine Laktoseintoleranz verursachen. Durch Vermeidung von Gluten und die Heilung der Darmschleimhaut ist auch die Bildung von Laktase wieder möglich und der Milchzucker kann verdaut werden.
Symptome
Eine Laktoseintoleranz ist durch folgende Symptome gekennzeichnet:
- Blähungen
- Darmwinde
- Völlegefühl
- Bauchschmerzen und –krämpfe
- Laute Darmgeräusche
- Übelkeit
- Durchfall
Sie ist abzugrenzen von einem Reizdarm-Syndrom, einer Glutenunverträglichkeit und einer Histaminintoleranz. Eine Kuhmilchallergie zeigt neben den aufgeführten Symptomen auch Hautausschläge, Juckreiz, Atembeschwerden und Kreislaufstörungen.
Diagnose
Als Erstes kann ein Selbsttest durchgeführt werden: Vermeiden Sie für ein paar Tage laktosehaltige Ernährung, essen Sie danach viele Milchprodukte und vergleichen Sie Ihre Befindlichkeit. Ähnlich macht es der Arzt, der eine hohe Dosis Milchzucker auf nüchternen Magen verabreicht und danach die Symptome beobachtet und zudem einen Blutzuckertest macht. Wird die Laktose verdaut, muss durch die Aufspaltung in Galaktose und Glukose der Glukosespiegel im Blut ansteigen.
Auch die Untersuchung der Atemluft ist möglich (H2-Atemtest). Kommt es bei Vorliegen der Unverträglichkeit zur Gasbildung im Dickdarm, diffundiert der Wasserstoff ins Blut und wird über den Atem ausgeschieden. Die Erhöhung kann in dem Test festgestellt werden.
Außerdem kann ein Gentest zur Überprüfung, ob eine angeborene Intoleranz vorliegt, durchgeführt werden.
Leben mit Laktoseintoleranz
Am sichersten ist es, sein Essen selbst zuzubereiten. Laktosefreie Milchprodukte kombiniert mit frischer Kost und abgepackten Nahrungsmitteln, deren Zutatenliste genau geprüft werden muss. Milchzucker ist seit 2005 als Inhaltsstoff zu deklarieren. Da Laktose auch in Back- und Wurstwaren, in Fertiggerichten und Gewürzmischungen zu finden ist, sollte man ihre Inhaltstoffe überprüfen bzw. an der Frischetheke erfragen. Dasselbe gilt in Restaurants und in der Kantine. Inzwischen gibt es Cafés, die laktosefreie Milch oder zumindest Sojamilch zum Kaffee anbieten. Auf Reisen sollte man bei der Buchung des Flugs und Hotels mitteilen, dass die Unverträglichkeit vorliegt.
Die Dosierung von Laktase-Tabletten muss individuell ausgetestet werden. Meist wird eine kleine Menge Laktase im Darm gebildet, so dass jeder für sich persönlich herausfinden muss, wie viele Tabletten er braucht. Da das Enzym nicht schadet, kann man eher zu viel als zu wenig kalkulieren. Die Tabletten werden direkt vor oder zum Essen eingenommen. Am besten zusätzlich mit dem Arzt absprechen. Laktose wird besser vertragen, wenn gleichzeitig feste Nahrung aufgenommen wird. Wenn keine totale Intoleranz vorliegt, empfiehlt es sich, trotz der Unverträglichkeit regelmäßig kleine Mengen Milchzucker zu sich zu nehmen, da sonst der Schwellenwert für die Laktoseintoleranz immer weiter sinkt.