Schnuller
Wissenswertes zu Schnuller
****Kaum ein Baby kommt in seinen ersten Lebensmonaten ohne einen Schnuller aus. Vor allem als oft unverzichtbares „Beruhigungsmittel“ wird der Schnuller immer wieder gebraucht.
Der Saugreflex ist jedem Menschen angeboren. Schon im Bauch nuckelt das ungeborene Kind am Daumen. Legt man es nach der Geburt der Mutter an die Brust, sucht es sofort instinktiv die Brustwarze und beginnt zu saugen. Das Saugen dient in erster Linie der Nahrungsaufnahme, außerdem formt es den Kiefer und ist deshalb in einer frühen Phase für die Entwicklung des kindlichen Gebisses wichtig. Und gleichzeitig sorgt es für das Wohlbefinden und die Entspannung des Kleinen. Denn beim Saugen produziert Babys Körper Hormone, die beruhigend wirken und sogar die Verdauung fördern.
Für das Lutsch- und Saugbedürfnis des Babys über das Stillen bzw. Füttern hinaus ist ein richtig geformter Schnuller besser geeignet als der Daumen. Denn mögliche Kieferveränderungen, die vom Nuckeln am Daumen kommen können, sind gravierender als Kieferveränderungen, die eventuell durch einen Sauger entstehen. Etwa ab dem ersten Geburtstag kann ein Schnuller auch durch einen Beißring ersetzt werden, der dann auch den Zahndurchbruch erleichtert.
Es gibt für alle Altersgruppen Schnuller verschiedener Hersteller. Die meisten Hersteller unterscheiden in zwei Altersgruppen: kleinere Schnuller für die ersten Monate, größere für ältere Babys und Kleinkinder. Die Größen sind meist unterteilt in 0-1, 2 und 3. Zur Frage, welche Schnullerform die richtige ist, gibt es keine eindeutige Antwort. „Richtig“ oder „falsch“ entscheidet letztlich das Baby selbst – durch Ausspucken oder zufriedenes Nuckeln. Es gibt die runde Naturform, auch „Kirschform“ genannt, Schnuller mit symmetrischem Saugteil, kiefergeformte (orthopädische) Sauger, die vor allem von Zahnärzten empfohlen werden, sowie weitere spezielle Formen.
Die beiden meistgenutzten Materialien sind Silikon und Latex. Silikon ist etwas härter und lässt sich leichter reinigen, Latex fühlt sich etwas weicher an. Wer es ganz natürlich mag, kann auch zu Kautschuk-Schnullern greifen, die es ebenfalls in verschiedenen Formen und Größen gibt. Jeder Schnuller sollte spätestens alle acht Wochen ausgetauscht werden!
Der Schnuller – ein Jahrhunderte altes Baby-Utensil
Schnuller- und lutscherartige Gegenstände für Babys gab es wohl schon in vorchristlichen Zeiten, das zeigen antike Darstellungen und Bilder. In Europa sind Schnuller mindestens seit dem Mittelalter bekannt. Damals waren die – damals „Lutschbeutel“ genannten, weil es sich um zusammengebundene Stoffbeutel mit Inhalt handelte – frühen Schnuller meist gefüllt mit einer süßen Masse aus Brot und Fruchtbrei. Sie halfen kleinen Kindern auch in Zeiten von Hungersnöten.
Der moderne Gummischnuller wurde ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelt und stellte einen großen Fortschritt in der Hygiene dar. 1948 gründeten die Franzosen Marret und Patuel die Firma Mapa, bis heute eine der größten Schnullerproduzenten. Bekannt sind die Schnuller aus diesem Haus unter dem Warennamen NUK (Abkürzung für „natürlich und kiefergerecht“). In den vergangenen Jahrzehnten wurden Formen und Materialien ständig weiterentwickelt, häufig in Zusammenarbeit mit Kinderärzten, Zahnärzten und Kieferorthopäden.
Richtige Hygiene im Umgang mit dem Schnuller
Es gibt verschiedene Methoden, Schnuller zu reinigen bzw. zu sterilisieren. Vor dem ersten Gebrauch sollte jeder Schnuller einige Minuten lang ausgekocht oder vaporisiert werden. Das hilft vor allem, eventuell vorhandene schädliche Rückstände zu entfernen. Vorher sollte man die Luft aus dem Saugstück herausdrücken, damit der Schnuller unter Wasser bleibt. Hinterher ist es wichtig, alle Wasserrückstände aus dem Saugteil herauszudrücken, damit sich dort keine Bakterien sammeln können.
Materialschonender als das Auskochen – vor allem bei Latex-Schnullern – ist das Vaporisieren. In der Apotheke gibt es spezielle Vaporisatoren zur Dampfsterilisierung von Flaschen und Saugern. Die Anschaffung des recht kostspieligen Gerätes lohnt sich allerdings nicht für Schnuller allein, sondern nur, wenn das Baby mit Flaschennahrung gefüttert wird und die Fläschchensauger regelmäßig vaporisiert werden sollen.
Alle Sauger von Säuglingen in den ersten Lebenswochen sollten täglich sterilisiert werden. Dasselbe gilt bei Frühchen und erkrankten, besonders empfindlichen Kindern. Übertreiben sollte man es mit der Hygiene aber auch nicht, denn das Immunsystem muss ja noch lernen, mit Keimen fertig zu werden. Später ist völlige Keimfreiheit meist nicht mehr nötig. Ist z.B. der Schnuller mal zuhause auf den Boden gefallen, genügt es, ihn kurz mit Wasser abzuwaschen. Größere, mobilere Babys steckten sowieso alles in den Mund, was ihnen in die Finger kommt. Diese Maßnahmen genügen, denn Schnuller kommen ja – anders als Flaschensauger – nicht mit Milch in Berührung. Somit ist die Gefahr, dass sich Keime vermehren, recht gering. Die meisten Sauger kann man in der Spülmaschine waschen, andere benutzen heißes Wasser und Spülmittel.
Ist der Schnuller allerdings wirklich in den Schmutz gefallen (z.B. auf den Boden der Straßenbahn oder in den Sandkasten), ist Auskochen oder Vaporisieren empfehlenswert.
Tabu sollte es sein, dass, wenn er mal auf dem Boden gelandet ist, der Schnuller von Mutter oder Vater abgeleckt und dann dem Baby wieder in den Mund gesteckt wird. Viele Eltern tun das automatisch, ohne nachzudenken. Abgesehen davon, dass der Schnuller davon keinesfalls sauber wird, kann man das Baby dadurch auch mit Keimen anstecken, z.B. mit kariesauslösenden Mundbakterien, die im Mundraum von kleinen Kindern noch nichts verloren haben.
Tipps zum Umgang des Babys mit dem Schnuller
Es braucht ein wenig Gefühl für das richtige „Timing“, um zu entscheiden, wann der Schnuller das erste Mal angeboten wird. Als Richtgröße gilt ein Lebensalter von einigen Wochen für den ersten Schnuller.
Benutzt das Baby ihn zu früh, kann das negative Auswirkungen aufs Stillen haben. Saugen am Schnuller und Saugen beim Stillen unterscheiden sich grundlegend. An der Mutterbrust muss das Baby mit weit geöffnetem Mund den gesamten Warzenhof umfassen. Die Lippen sind nach vorne gestülpt, und die Kiefer arbeiten rhythmisch. Beim Saugen am Fläschchen und am Schnuller muss das Baby weniger mit dem Kiefer „arbeiten“ und den Mund nicht so weit öffnen. Gibt es beim abwechselnden Saugen an Flasche, Schnuller und Brust Probleme, spricht man von der so genannten „Saugverwirrung“ beim Kind. Möglicherweise umschließt das Baby die Brustwarze nicht mehr richtig mit den Lippen, was dazu führen kann, dass nicht ausreichend Milch kommt und die Mutter Schmerzen empfindet. Doch kann zur Beruhigung gesagt werden, dass die meisten Babys mit dem Wechsel kaum Probleme haben. Bei größeren Problemen helfen Stillberaterinnen und Hebammen.
Später kann ein Schnuller unter Umständen die Sprachentwicklung verzögern. Ist die kindliche Zunge nur damit beschäftigt, den Schnuller zu halten, können Aussprache und Artikulation nicht gut gelernt werden. Außerdem muss die Zunge dazu trainiert werden, im Mundraum die Nahrung und Flüssigkeiten nach hinten zu transportieren. Das kann mit dem Schnuller im Mund nicht wirklich gut geübt werden.
Experten raten, dem Kind bis etwa zum dritten Lebensjahr, besser noch schon um den zweiten Geburtstag herum, den Schnuller langsam abzugewöhnen. Im besten Fall sollten Eltern ihrem Kind ab etwa zwei Jahren den Schnuller nur noch zum Einschlafen lassen. Zahnärzte und Kieferorthopäden weisen darauf hin, dass ein zu langes Nuckeln am Schnuller – egal, welche Form dieser hat – die Schneidezähne von Ober- und Unterkiefer auseinandergedrängt werden, sodass schlimmstenfalls kein richtiges Abbeißen mit diesen Zähnen mehr möglich ist. Wird kein Schnuller mehr benutzt, schließt sich dieser so genannte „offene Biss“ innerhalb weniger Monate von selbst. Allerdings müssen Eltern sich nicht allzu große Sorgen machen. Nicht automatisch führen das Nuckeln am Daumen und am Schnuller zu Zahn- und Kieferproblemen. Bei Babys unter zwei Jahren gleicht das Wachstum eventuelle Schäden durch den Schnuller noch aus. Doch je älter das Kind, desto wahrscheinlicher ist es, dass ein Schnuller zu Fehlstellungen beiträgt, die ab einem bestimmten Alter dann nur noch mit viel Aufwand korrigiert werden können.
Meist klappt die Entwöhnung vom Schnuller gut, denn das Saugbedürfnis lässt mit zunehmendem Lebensalter immer mehr nach. Je früher die Eltern mit dem Abgewöhnen beginnen, desto leichter ist es meist.
Fällt die Entwöhnung dem Kind sehr schwer, können einige Tricks helfen. Viele Eltern rufen die Schnuller-Fee, nach dem Vorbild der „Zahnfee“. Der Schnuller wird der Fee (über Nacht) überreicht, die dem Kind im Gegenzug ein Päckchen mit einem Geschenk dalässt. Andere Familien lassen Schnuller-Feste steigen: Wie bei einer Art Initiation bekommt das Kind das Gefühl, dass es jetzt groß genug ist, um ohne Schnuller zu leben und wird dafür gelobt und gefeiert. Eine dänische Tradition findet man auch hierzulande immer öfter: Das Kind darf seinen Nucki an einen „Schnullerbaum“ hängen und ihn dort immer wieder besuchen. Immer mehr Gemeinden richten z.B. in Parks solche Bäume ein. Auch viele Kinderärzte helfen, indem sie dem Kind den Schnuller „entlocken“ und als Gegengabe ein kleines Geschenk überreichen.
Auch bei „Schnuller-entwöhnten“ Kindern kann es in Stress-Situationen durchaus vorkommen, dass sie wieder mit dem Nuckeln beginnen. Das ist meist nicht weiter schlimm und kein Zeichen von Unreife! Die Eltern sollten dann mit viel Rücksicht, Geduld und Verständnis darauf einwirken, dass sich ihr Kind auch ohne Schnuller wieder beruhigen kann.