Wachsende Umsatzzahlen deutscher Versandapotheken für Österreich
Nicht nur in Deutschland und in der Schweiz steigt der Apotheken-Versandhandel. Auch in Österreich stieg der Versand laut einer Markforschungsanalyse von IQVIA im Jahr 2017 um 12,2%
Das österreichische Wachstum im Apotheken-Versand verdankt sich überwiegend den OTC-Arznei- und Gesundheitsmitteln. Hier verkauften sich laut einem Pressebericht von APA-OTS/IQVIA im Jahr 2017 am besten Rheumamittel, allgemeine Schmerzmittel für Erwachsene, Grippe und Erkältungsmittel sowie Beruhigungsmittel und Schlafmittel. Als Wachstumsmärkte erwiesen sich in Österreich Rheumamittel, Sexualanregungsmittel und Beruhigungs- und Schlafmittel. Als Absatzhits zeigten sich Verdauungsmittel und Hustenlöser. Kassenhits waren 2017 im Apotheken-Versand Dulcolax (Abführmittel), Thomapyrin (Schmerzmittel) und Voltadol (Schmerzmittel). Im Gegensatz dazu präsentierten sich Daflon (Venenmittel), Voltadol (Schmerzmittel) und Bepanthen (Wundheilmittel) als Kassenschlager der österreichischen Präsenz-Apotheken.
Auch Angaben zum Gesamtmarkt in Österreich liefert der aktuelle Ausblick von APA-OTS/IQVIA: Das Wachstum nach OTC-Umsatz lag gemessen am gesamten österreichischen Apothekenmarkt 2017 bei 16%, nach Menge bei 30,8%. Somit wurde jedes dritte Produkt in Österreich rezeptfrei verkauft. Hinsichtlich registrierter OTC-Apotheken zeigte sich die Dynamik verglichen zum Vorjahr rückläufig mit einem Plusrückgang von 3,6% auf 1,4%.
In Österreich verzeichnet sich laut dem Bericht für deutsche Versender nach Österreich ein Trend zu preisgünstigeren Großpackungen und Rabatten um bis zu 40% auf hohe OTC-Nachfrage ab. Hierzu zählen insbesondere Preisnachlässe auf Dulcolax (Durchfallmittel), Ibumetin (Ibuprofen), Pharmaton (Ginseng-Vitamin-Kombination), Buerlecithin (Phospholipid) und Aspirin C (Schmerzmittel). Für die aktuelle Situation in Österreich deutet das Marktforschungsunternehmen gegenüber Apomio einen neuen Trend an: „Mittlerweile ist der Markt in den drei besagten Versandhandels-Apotheken in Summe rückläufig.“
Dies ähnelt den Zahlen in Deutschland: hier stieg der Umsatz im Apotheken-Versand für das Jahr 2017 ähnlich um 12%, der Absatz um 8%. Aktuell verzeichnete der Umsatz für deutsche Online-Apotheken im ersten Halbjahr 2018 einen Zuwachs von 7%.
Seit 2004 gewinnen die OTC-Marktanteile von Online-Apotheken in beiden Ländern kontinuierlich hinzu: im Schnitt wächst der Anteil des Versands (rezeptfrei) jährlich um 1 Prozent. In Deutschland macht der Versandhandel bereits 1,7 Milliarden Euro Umsatz (effektiver Verkauf) von insgesamt 13,3 Milliarden Euro im OTC-Bereich aus. Die Zuwächse im Apotheken-Versand werden dort überwiegend von 30 großen Versendern bestritten.
Welchen Anteil machen österreichische Versandapotheken aus?
Laut einer Analyse der österreichischen Bundeswettbewerbsbehörde liegen zum OTC-Handel von österreichischen Versandapotheken noch keine Umsatzzahlen vor. Der Versandhandel ist Apotheken mit Sitz in Österreich erst seit 2015 gesetzlich erlaubt. Derzeit sind erst 52 österreichische Apotheken in die Liste von registrierten Versandapotheken beim BASG (Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen) eingetragen. Laut einer Gesundheitsbranchenuntersuchung der österreichischen Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) belief sich im Jahr 2016 das Gesamtvolumen des OTC-Marktes (Apothekenverkaufspreise) auf knapp 821 Millionen Euro.
Wie sich die Umsatzzahlen berechnen
Das Unternehmen IQVIA verfasst die Umsatzzahlen als einen „Trendbericht über Markt und Player“. Zur Berechnungsgrundlage äußerte sich das Unternehmen IQVIA auf eine Anfrage genauer: „Die Daten stammen von 3 deutschen Versandhandels-Apotheken, die nach Österreich liefern, sind unhochgerechnet und umfassen ausschließlich nach Österreich gelieferte Handelsformen mit österreichischer und deutscher PZN.“ Die Daten erhält IQVIA laufend einmal im Quartal. Entgegen der Annahme von Experten fließen in die Hochrechnung auch keine Daten von ausländischen Versendern ein. Somit werden hier OTC-Zuwächse von Doc Morris oder der Shop Apotheke ausgeklammert. Als Prognose für die Zukunft können die Daten des Marktforschungsunternehmens zwar nicht dienen, doch liefern sie aussagekräftige Informationen zu Markteinflüssen.
Service und Sortiment fördern positive Trends
Dr. Gisela Maag, Pressesprecherin von IQVIA, gibt nähere Anhaltspunkte für den Aufwärtstrend in Deutschland, der sich auch in Österreich ähnlich bemerkbar macht. Demnach werde das Sortiment im OTC-Apothekenhandel kontinuierlich ausgebaut: es kommen neue Produktformen, erweiterter Packungsgrößen und sowohl kostengünstigere als auch teurere Produkte hinzu. Zudem verbesserten sich Lieferzeiten. Dies setzt ein Signal für optimierten Kundenservice. Auch werden die Internetnutzer zunehmend älter und bequemer, wie Nutzeranalysen etwa von Yougov Healthcare zeigten. Demnach kauften in Deutschland im Jahr 2016 bereits 40% Bundesbürger ihre Medikamente online, von den 35- bis 44-Jährigen waren es sogar fast 50%. Experten betonen, dass das Vertrauen in Online-Bestellungen in der breiten Masse zunehme. Auch etablieren sich laut Analyse von IQVIA zunehmend Online-Suchmaschinen-Effekte: werden Gesundheitsthemen recherchiert, würden Ergebnisse oft mit Bestellseiten von Online-Apotheken verlinkt. Damit etabliert sich der Online-Apothekenmarkt auffallend als üblicher Einkaufsweg. Auch blieben Kunden, die bereits gute Erfahrungen mit Preis und Lieferzeit machten, dem Online-Handel tendenziell treu.
Ein weiterer Trend zeichnet sich im deutschen ähnlich wie im österreichischen OTC-Bereich ab: Zunehmend werden OTC-Arznei- und Gesundheitsmittel wie Schmerz- und Erkältungsmittel, Ernährungsmittel und Kosmetika bestellt.
Ausblick: Trends in Europa
Weltweit wächst der Online-Apothekenhandel laut IQVIA weiter im einstelligen Bereich. In Europa zeigten sich noch 2017 besonders die Märkte in der Schweiz, Deutschland, Österreich und den Niederlanden wachsend. In Polen deckte der Online-Apothekenhandel im Jahr 2017 nach Informationen von IQVIA dagegen nur 3,2% des Marktes ab. Fulminante Absatzzahlen erreichten Online-Apothekenhändler der Schweizer Rose Group, der Shop Apotheke Europe und der Online Apotheke DocMorris, die ebenfalls an das Schweizer Rose Unternehmen verkauft wurde. Die Rose Gruppe dominiert laut Angaben des Handelsblatts nach Jahresumsätzen jede andere europäische Versandapotheke. Sie soll dem Blatt zufolge bald die Hürde von 1-Milliarde-Euro bewältigen. Laut jüngsten Angaben von DAZ.online stieg zudem der Online-Absatz bei Doc Morris um 78 Prozent, bei der Shop Apotheke Europe um fulminante 120 Prozent.
Frau Maria Köpf ist seit 2018 als freie Autorin für apomio tätig. Sie ist ausgebildete Pharmazeutisch-technische Assistentin und absolvierte ein Germanistik- und Judaistik-Studium an der FU Berlin. Inzwischen arbeitet Maria Köpf seit mehreren Jahren als freie Journalistin in den Bereichen Gesundheit, Medizin, Naturheilkunde und Ernährung. Mehr von ihr zu lesen: www.mariakoepf.com.