Was ist Wasserstoffperoxid-Lösung 3% und wie wirkt sie?
Wasserstoffperoxid-Lösung 3% 1 Liter (1000ml) enthält pro Flasche die Inhaltsstoffe:
Wirkstoff:
- 1000 mg Wasserstoffperoxid-Lösung 3%
Hilfsstoffe:
- gereinigtes Wasser
- Phosphorsäure
Das hauptsächliche Anwendungsgebiet dieses Präparats ist die Wund-, Flächen- und Mundspülung. Dabei ist sie geeignet für Erwachsene und Heranwachsende, die älter als 12 Jahre sind. Die Anwender sollten in der Lage sein, die notwendigen Verdünnungen (meist 1:10 oder ein Esslöffel auf ein Glas Wasser) herzustellen, daher ist die Lösung für Kinder ungeeignet. Bei Kindern besteht zudem die Gefahr des Verschluckens, Einatmens oder der Verätzung von Augen und Haut.
Wasserstoffperoxid ist eine ätzende, reizende Säure, die viele Stoffe oxidiert und somit antiseptisch, bleichend und geruchsbeseitigend wirkt. In der dreiprozentigen Verdünnung wirkt es jedoch kaum noch reizend, stattdessen wird seine antibakterielle, bakteriostatische (bakterienhemmende) Wirkung genutzt. Wasserstoffperoxid schäumt und reinigt Wunden zudem mechanisch - jedoch wird es in Wunden bei Kontakt mit roten Blutkörperchen schnell in Wasser und Sauerstoff gespalten und verliert dann seine Wirkung. Daher hat es in Wunden nur eine kurze Wirkdauer und kommt in der Notfallmedizin nur noch vereinzelt zum Einsatz.
Die notwendige Einwirkdauer ist keimabhängig: Gramnegative Bakterien kann eine 3%-ige Lösung in nur 10 Minuten abtöten, grampositive Bakterien (z.B. Staphylococcus aureus) und Pilze der Art Candida in einer 2%-igen Lösung in 4 Stunden. Die Anwendung bei chronischen Wunden ist aumstritten, da die Lösung die Wundheilung möglichenfalls verlangsamt. Auch die Anwendung als Mundspülung ist nicht unumstritten, da eine womöglich ätzende Wirkung auf den Zahnschmelz kritisiert wird.
Die durchsichtige, dreiprozentige Lösung wird äußerlich angewendet oder gegurgelt und darf nicht verschluckt werden.
Anwendungsgebiete
Die durchsichtige, dreiprozentige Lösung wird überwiegend angewendet zur:
- zur kurzfristigen Desinfektion verunreinigter, infektionsverdächtigter, eiternder und fibrinös-belegter Wunden
- in verdünnter Form von 1:10 zur Spülung und zum Gurgeln im Mundbereich, z.B. Aphten oder zur Prävention bakterieller Gingivitis (Zahnfleischentzündung)
- zur Desinfektion bei Fuß- und Nagelpilz
- zur Desinfektion von Oberflächen und Instrumenten in der Notfallmedizin
- Indikation
- Das Präparat ist ein bewährtes Desinfektionsmittel mit breitem Wirkspektrum gegen grampositive und gramnegative Bakterien und Pilze. Es eignet sich dabei zur kurzfristigen Wund- und Flächendesinfektion von Haut, Schleimhaut, Nägeln und Haushaltsflächen. Umstritten ist es jedoch aufgrund seiner verbleibenden schwachen Ätzwirkung und seiner Nebenwirkungen, wenn es zu häufig angewendet wird.
- Kontraindikation
- Das Präparat darf nicht angewendet werden, wenn Sie aktuell eine ulzerierende Gingivitis (eitrige Zahnfleischentzündung) oder Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparats) zeigen.
- Das Präparat darf nicht in geschlossenen Körperhöhlen angewendet werden, daher ist die Anwendung in Kieferhöhlen, Nasennebenhöhlen und im Ohr (etwa zum Auflösen von Ohrenpfropfen) untersagt. Es kann zu Gasembolien kommen.
Nebenwirkungen
- Häufiges Anwenden kann gesundes Gewebe zerstören. Zu hohe Konzentrationen führen zu weißlichen Belägen, die sich nach Absetzen der Lösung zurückbilden.
- Für weitere Nebenwirkungen lesen Sie bitte unsere ausführlichen Patientenhinweise und Erste-Hilfe-Maßnahmen durch.
Dosierung
- Nehmen Sie das Präparat immer genau nach Anweisung ein. Bitte fragen Sie bei Ihrem Arzt oder Apotheker nach, wenn Sie sich nicht ganz sicher sind.
- Als Mundspülung: Verdünnen Sie das Präparat, soweit nicht anders vom Arzt oder Apotheker verordnet, immer 5- bis 10-fach, indem Sie rund 1 bis 2 Esslöffel davon in ein Glas Wasser geben und gut vermengen.
- Achten Sie darauf, dass Sie keinen Löffel aus Metall verwenden (Oxidation).
- Wenn Sie eine größere Menge eingenommen haben, als Sie sollten:
- Erste Hilfe Maßnahmen:
- Wenn es zum Einatmen kam, sorgen Sie für Frischluftzufuhr und suchen Sie bei Beschwerden den Arzt auf.
- Wenn es zu Augenkontakt kam, spülen Sie diese reichlich mit Wasser und suchen Sie umgehend den Arzt auf.
- Wenn es zu reichlich Hautkontakt kam, spülen Sie die Stellen mit reichlich Wasser, entfernen Sie die betroffene Kleidung und wenden Sie sich bei Beschwerden an den Arzt.
- Wenn es zum Einatmen oder Verschlucken größerer Mengen kam, rufen Sie sofort Ihren örtlichen Giftnotruf an oder ziehen Sie einen Arzt zu Hilfe.
Patientenhinweise
Vorsichtsmaßnahmen:
- Das Verschlucken von einer großen Menge Wasserstoffperoxid in höheren Konzentrationen kann beim Menschen zum Tod führen.
- Das Präparat darf nicht in geschlossenen Körperhöhlen angewendet werden, um Gasembolien zu vermeiden (Kieferhöhlen, Nasennebenhöhlen).
- Das Präparat kann die Atemwege reizen und ist gesundheitsschädlich bei Einatmen.
- Das Präparat kann schwere Augenschäden verursachen und bei längerer Einwirkung schwere Verätzungen auf der Haut hervorrufen.
- Das Präparat ist ein Oxidationsmittel und kann somit Brand verstärken oder Explosion verursachen. Es ist nicht selbstentzündlich, aber brandfördernd.
- Lagerung: Das Präparat ist hoch licht- und wärmeempfindlich. Darum wird empfohlen, es nicht länger als 12 Wochen aufzubewahren. Lagern Sie das Produkt außerdem nie über 25 Grad und nicht sonnenexponiert. Lassen Sie den Innendruck vor dem Verschließen entweichen. Das Präparat bleicht Textilien, schützen Sie daher Ihre Kleidung. Wechseln sowie reinigen Sie die Kleidung sofort, wenn sie kontaminiert wurde.
- Abfallbeseitigung: Das Präparat ist schwach wassergefährdend, da es Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung schädigt. Es darf folglich nicht ins Abwasser oder Erdreich gelangen. Entsorgen Sie Überreste im dafür vorgesehenen Behältnis bei ihrer regionalen Chemikalienabgabestelle.
- Toxizität: Wasserstoffperoxid kann in hohen Konzentrationen um 30 Prozent schwach krebsfördernd wirken, indem es Wachstum und Vermehrung von Krebszellen stimuliert. Für Konzentrationen um 3 Prozent ist jedoch kein Einfluss auf die Krebsbildung, Fortpflanzungsfähigkeit und Keimzell-Mutagenität bekannt.
- Beim Auftreten von Überempfindlichkeitsreaktionen an den behandelten Stellen oder allergischen Reaktionen sollte die Behandlung abgebrochen werden.
Anwendung bei Kindern:
Das Präparat ist zur Anwendung für Kinder nicht vorgesehen und außer Reichweite von Kindern aufzubewahren.
Haltbarkeit
Der Hersteller Spital-Pharmazie Basel gibt für mit Phosphorsäure stabilisierte Lösung eine Haltbarkeit von 12 Monaten an.
Schwangerschaft
Studien legen nahe, dass Wasserstoffperoxid schwach krebsfördernd wirkt. Somit kann es das Wachstum und die Vermehrung von Krebszellen geringfügig stimulieren. Jedoch reichen die Daten für die Bewertung des Einflusses von Wasserstoffperoxid auf die Fortpflanzung und auf die Entwicklung des Embryos nicht aus.
Autor: Maria Köpf
Frau Maria Köpf ist seit 2018 als freie Autorin für apomio tätig. Sie ist ausgebildete Pharmazeutisch-technische Assistentin und absolvierte ein Germanistik- und Judaistik-Studium an der FU Berlin. Inzwischen arbeitet Maria Köpf seit mehreren Jahren als freie Journalistin in den Bereichen Gesundheit, Medizin, Naturheilkunde und Ernährung. Mehr von ihr zu lesen: www.mariakoepf.com.
Quellen:
Sicherheitsdatenblatt gemäß Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 der Firma Bernd Kraft:
http://sdbl.bkraft.de/01742de.pdf (Stand: 10.08.2018)
Faktenblatt der Europäischen Kommission für Gesundheit udn Verbraucher:
http://copublications.greenfacts.org/de/zahnbleichmittel/zahnbleichmittel-greenfacts.pdf (Stand: 2007)
Magistralrezepturen der Schweiz:
http://www.magistralrezepturen.ch/index.aspstSpr=D&stMenu=rezepturen&stSubMenu=&stTitel=&iPraepNr=296 (Stand: 25.04.2010)
Pharmawiki-Eintrag Wasserstoffperoxid:
https://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=Wasserstoffperoxid (Stand: 07.08.2019)
Wikipedia-Eintrag Wasserstoffperoxid, Abschnitt Medizin:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wasserstoffperoxid#Medizin (Stand: 07.08.2019)