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Aciclovir

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Aciclovir

Was ist Aciclovir?
Bei Aciclovir handelt es sich um einen antiviralen Wirkstoff aus der Gruppe der Nukleosid-Analoga. Er weist virustatische, also virenhemmende Eigenschaften gegen folgende Krankheitserreger auf:

  1. Herpes-simplex-Viren vom Typ 1 und 2 (HSV-1, HSV-2)

HSV-1 ist hauptverantwortlich für Lippenherpes, HSV-2 ist dagegen meist der Verursacher von Genitalherpes. Letztlich können aber beide Virustypen an beiden Körperstellen die charakteristische Virusinfektion hervorrufen.

Einmal mit Herpesviren infiziert, verbleiben diese ein Leben lang im Körper und können jederzeit wieder aktiv werden. Etwa 90 Prozent der erwachsenen Deutschen tragen Herpesviren in sich. Viele haben keine Symptome, können die Viren aber trotzdem übertragen.

  1.  Varizella-Zoster-Viren (VZV)

Varizella-zoster-Viren können zwei verschiedene klinische Krankheitsbilder verursachen: Varizellen (Windpocken) und Herpes zoster (Gürtelrose). Der Erstkontakt mit dem Virus erfolgt häufig im Kindesalter und löst dann als Primärinfektion Windpocken (Varizellen) aus. Nach Abklingen verbleibt das Virus lebenslang in den Nervenzellen und kann zu einem späteren Zeitpunkt als Herpes zoster wieder auftreten.

Vor Einführung der allgemeinen Impfempfehlung im Jahr 2004 waren bei über 95% aller Erwachsenen Antikörper gegen VZV nachweisbar.

Wie wirkt Aciclovir?

Bei Aciclovir handelt es sich um ein sogenanntes Prodrug, es ist also nicht direkt wirksam sondern muss zuerst durch einen enzymatischen Umwandlungsschritt im Körper in die virustatische Substanz Aciclovirtriphosphat überführt werden. Diese Umwandlung erfolgt ausschließlich in infizierten Zellen mithilfe eines speziellen viralen Enzyms. Der aktive Wirkstoff wird dann fälschlicherweise in die neue Virus-DNA eingebaut, wodurch die weitere Vermehrung der Viren gestoppt wird.

Wann wird Aciclovir angewendet?

Aciclovir ist in Form von Filmtabletten, Creme, Lippencreme, Augensalbe und als Injektionspräparat im Handel:

  1. Filmtabletten

Herpes-simplex-Virus vom Typ 1 und 2:

  • für die Vorbeugung und Behandlung von Genitalherpes (Herpes genitalis) und Lippenherpes (Herpes labialis)
  • zur Prophylaxe bei einer Unterdrückung des körpereigenen Abwehrsystems (durch Arzneimittel, Erkrankungen etc.)

Varizella-Zoster-Virus:

  • zur Behandlung von Gürtelrose (Herpes zoster)
  • zur Behandlung von Windpocken; unter bestimmten Vorraussetzungen
  1. Creme; 5 % Aciclovir in Packungsgrößen von 20 g (verschreibungspflichtig)
  • zur lindernden Behandlung von Schmerzen und Juckreiz bei häufig wiederkehrenden Herpesinfektionen mit Bläschenbildung im Genital- und Lippenbereich
  1. Lippencreme;  5 % Aciclovir in Packungsgrößen von 2 g (ohne Rezept erhältlich)
  • zur lindernden Behandlung von Schmerzen und Juckreiz bei Herpesinfektionen mit Bläschenbildung im Bereich der Lippen
  1. Augensalbe
  • bei einer Hornhautentzündung, die durch das Herpes-simplex-Virus hervorgerufen wurde
  1. Intravenöse Anwendung
  • als Infusion kommt Aciclovir vor allem dann zum Einsatz, wenn aufgrund einer geschwächten Immunabwehr mit einem schweren Krankheitsverlauf zu rechnen ist

Mit einer Aciclovir-Behandlung sollte so früh wie möglich begonnen werden. Für einen erfolgreichen Behandlungsverlauf muss der Wirkstoff vergleichsweise häufig verabreicht werden. Die Dosis und Behandlungsdauer richtet sich nach Art und Schwere der Erkrankung sowie dem Krankheitsverlauf.

Aciclovir-Creme steht überwiegend als Monopräparat zur Verfügung. In Kombinationspräparaten ist zusätzlich 1% Hydrocortison zu finden, das entzündungshemmend wirkt.

Quellen:
Mutschler Arzneimittelwirkungen. 8. Auflage
Taschenatlas Pharmakologie, 5. Auflage
Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 11. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2013
Fachinformationen der Fertigarzneimittel
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Varizellen.html
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/H/Herpes/Herpes.html
https://www.arzneimitteltherapie.de/heftarchiv/2015/06/aktueller-stand-der-prophylaxe-und-therapie-des-herpes-zoster-ein-update.html