Benzocain
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Benzocain
Was ist Benzocain?
Benzocain ist ein Lokalanästhetikum, das örtlich betäubende, schmerzlindernde, und juckreizlindernde Eigenschaften besitzt. Obwohl es von Kokain abgeleitet ist, besitzt es nicht dessen rausch- und suchterzeugende Komponente. Benzocain ist schlecht wasserlöslich, was seine Anwendung auf die Oberflächenanästhesie beschränkt. Es besitzt einen schnellen Wirkungseintritt bei einer verhältnismäßig kurzen Wirkdauer.
Wie wirkt Benzocain?
Benzocain setzt die Schmerzempfindlichkeit herab, indem es Natriumkanäle in den schmerzleitenden Fasern hemmt und so die Schmerzübertragung ins Gehirn blockiert. Durch eine gezielte Blockade der Natriumkanäle ist das behandelte Areal kurzfristig betäubt, sowie unempfindlicher gegenüber Kälte, Wärme und Berührung.
Wann wird Benzocain angewendet?
Benzocain ist in Form von Lutschpastillen, -dragees, und -tabletten zur Behandlung von Halsschmerzen auf dem deutschen Markt verfügbar. Das Lokalanästhetikum wird außerdem als sogenannte „Verzögerungscreme“ oder als Zusatzstoff in der Reservoirspitze mancher Kondome zur Verhinderung eines vorzeitigen Samenerguss angewendet. Benzocain besitzt im Vergleich zu anderen Lokalanästhetika wie beispielsweise Lidocain ein deutlich höheres Allergiepotential.
Eine übermäßige Anwendung von Benzocain im Mund-Rachen-Raum, insbesondere durch den Verzehr vieler Lutschtabletten oder -pastillen, kann zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Hierzu zählen Magen-Darm-Beschwerden, sowie eine erhöhte Bildung von Methämoglobin in den roten Blutkörperchen. Dort ist normalerweise der rote Blutfarbstoff Hämoglobin für den Sauerstofftransport im Blut verantwortlich. Durch die Umwandlung in Methämoglobin verliert es diese Fähigkeit. Methämoglobin kann keinen Sauerstoff binden und verändert das Hämoglobin in seiner Umgebung, sodass dieses nur noch Sauerstoff aufnehmen, aber nicht mehr abgeben kann. Ab einem Methämoglobinanteil von 15 % ist eine violette bis bläuliche Verfärbung der Haut, der Schleimhäute, der Lippen und der Fingernägel zu beobachten (Zyanose). Ab 30 bis 40 % zeigen sich Anzeichen des Sauerstoffmangels im Gewebe, besonders im Gehirn (Verwirrtheit, Schwindel, Bewusstseinsstörung). Werte zwischen 60 und 80 % sind tödlich. Da eine Methämoglobinbildung besonders bei Kindern kritisch verlaufen kann, sind viele der benzocainhaltigen Produkte erst ab sechs oder sogar erst ab 16 Jahren zugelassen.
Quellen:
Mutschler Arzneimittelwirkungen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 11., völlig neu bearbeitete Auflage 2020
Taschenatlas Pharmakologie, 5. Auflage
Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 11. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2013