Nifedipin
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Was ist Nifedipin?
Nifedipin ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Dihydropyridine, auch Calciumkanalblocker oder Calciumantagonisten genannt. Diese werden aufgrund ihrer gefäßerweiternden und blutdrucksenkenden Wirkung zur Therapie verschiedener Herz-Kreislauferkrankungen eingesetzt.
Wie wirkt Nifedipin?
Calcium spielt in den Muskelzellen eine entscheidende Rolle: steigt dort die Calcium-Konzentration, wird den Muskelzellen signalisiert, dass sie sich zusammenziehen sollen. Nifedipin bewirkt, dass Calcium an glatten Muskelzellen wie beispielsweise in den Arterien und am Herz nicht in die Zelle eindringen kann. Hierzu blockiert es Calciumkanäle, die den Einstrom von Calcium regeln. Dies hat zur Folge, dass sich die Muskelzellen entspannen, die Gefäße sich weiten und der Blutdruck sinkt. Zusätzlich verringert Nifedipin die Schlagkraft des Herzens, wodurch dieses entlastet und dessen Sauerstoffbedarf reduziert wird. Es drosselt die Herzfrequenz und hat antiarrhythmische Effekte.
Wann wird Nifedipin angewendet?
Nifedipin wird aufgrund seiner Wirkung zur Behandlung folgender Krankheitsbilder eingesetzt:
- Bluthochdruck
- chronisch stabile Angina pectoris (vorübergehende Schmerzen und Druckgefühl in der Brust durch eine Sauerstoffunterversorgung des Herzmuskels; tritt unter körperlicher/seelischer Belastung auf)
- vasospastische Angina (Brustenge aufgrund von Verkrampfungen an den großen Herzkranzgefäßen, wodurch das Blut nicht mehr ungehindert fließen kann; tritt in Ruhe auf)
- hypertensiver Notfall (plötzlicher massiver Blutdruckanstieg auf Werte ab 230/130 mmHg)
- Raynaud-Syndrom (anfallsartige Durchblutungsstörungen, die vor allem die Finger betreffen)
Nicht zugelassene Anwendungsgebiete (Off-Label-Indikation):
- in der Geburtshilfe zur Wehenhemmung
- als Kontrazeptivum für den Mann, indem die Spermienfähigkeit zur Befruchtung einer Eizelle beeinträchtigt wird
- bei bei Patienten mit Offenwinkelglaukom (durch einen erhöhten Druck im Augeninneren kommt es zu Gewebe- und der Nervenschädigungen; in Folge lässt das Sehvermögen allmählich nach und es kann zur Erblindung kommen)
- bei Analfissuren (Riss oder Schnitt in der Haut des Analkanals) in Form von 0,2%igen Cremes, die individuell in der Apotheke hergestellt werden
Nifedipin ist in Form von Weichkapseln, Hartkapseln, Retardtabletten, Retardkapseln, als Infusionslösung und Tropfen im Handel verfügbar. Die typischen Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Kopfschmerzen und Gesichtsröte (Flush) verschwinden meist nach einiger Zeit.
Quellen:
Mutschler Arzneimittelwirkungen. 8. Auflage
Taschenatlas Pharmakologie, 5. Auflage
Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 11. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2013
Fachinfo Fertigarzneimittel
https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Tokolyse-erhoeht-Ueberlebenswahrscheinlichkeit-der-Foeten-376689.html
Fang, L., Turtschi, S. & Mozaffarieh, M. The effect of nifedipine on retinal venous pressure of glaucoma patients with the Flammer-Syndrome. Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol 253, 935–939 (2015)